Twittern beim Militär: Das Pentagon will den Soldaten erlauben, im Einsatz soziale Netzwerke zu nutzen. Die Bundeswehr ist gegen das Bloggen aus dem Krieg.
Twitter, Facebook und YouTube seien eine Waffe im Kampf um die öffentliche Meinung, sagt Greg Julian. Er ist Sprecher der US-Streitkräfte in Afghanistan. Es gehe darum, die eigene Version des Einsatzes erzählen zu können. Immer mehr Menschen informierten sich in alternativen Medienangeboten. Man versuche, den mutmaßlichen Fehlinformationen der Taliban entgegenzuwirken.
Auf der Facebook-Seite des US-Militärs könnten Militärangehörige beispielsweise auch Geschichten und Fotos posten, die es sonst nie in die klassischen News geschafft hätten, oder detailliert über Entwicklungsprojekte berichten. Julian bezeichnet die Möglichkeiten als eine „ungefilterte“ Chance für die Öffentlichkeit, mit den Truppen in Kontakt zu treten. Dabei sei längst nicht jeder Beitrag positiv, denn Kritik unterdrücke man nicht. (weiterlesen auf Zeit.de)
Ein hochspannender Artikel – verschiedene Sichtweisen: amerikanische und deutsche Meinungen und Erfahrungen. Blog und Einsatz werden zum Thema in DER ZEIT. Vielleicht auch deshalb, weil sich die Realität einer gesellschaftspolitisch relavanten Mission (beide Seiten: nämlich die nagative und auch die positive) nur als Nischenthema in den gängigen Medien spiegelt und ihren Platz dann eben in den Nischen des World Wide Webs suchen muss. Weitere interessantes Links zum Thema:
bundeswehr.blogspot.com
Embedded in Afghanistan
U.S. Forces in Afghanistan
Major C.
Es ist die Pflicht einer Gesellschaft, sich für den Auftrag der eigenen Streitkräfte zu interessieren. Alle vier Jahre hat der Wähler die Möglichkeit, sein Kreuzchen auf dem Wahlzettel zu setzen und sich an der Militär- und Sicherheitspolitik zu beteiligen. Er könnte auch demonstrieren gehen, aber auch das findet heutzutage wenig bis gar nicht mehr statt. Schlichtweg – auch das ist meine Erfahrung – den meisten ist´s egal, was am Hindukusch passiert, weil es so weit weg ist. Dennoch sind unter uns mehr Menschen als manch einer annehmen mag, der als verlängerter Arm der Politik in Afghanistan war, als Staatsbürger in Uniform. Man erkennt sie nur nicht. Mein Eindruck nach dem insgesamt dritten Einsatz: ja, es interessieren sich ein wenig mehr Menschen in meinem Umfeld als noch nach dem ersten Einsatz für Afghanistan – es sind aber noch nicht genug. Sie wurden sensibilisiert oder fühlten sich „betroffen“, weil sie jemanden kennen, der da war. Und das Buch „Kabul, ich komme wieder“ zeigt eine andere Perspektive auf Land und Leute in Afghanistan – was „einigen“ ein Dorn im Auge ist. Nach dem Buch entstand eine Hilfskation zusammen mit www.aktion-cash.de. 5000 Euro konnten wir einer Kabuler Schule zur Verfügung stellen. Darüber hatte ich damals aus dem Einsatz heraus für das ehemalige PHOENIX Blog berichtet. Völlig unproblematisch. Für die Bundeswehr damals eine neue „Lage“ – es hat aber geklappt und hat die Menschen informiert…
Sehr schöner Beitrag. Demnächst wird aber eine neue Website an den Start gehen, die sich um die soziale Kommunikation der Bundeswehrsoldaten bemüht. Der gemeinnützige Verein bw-infonet e.V. hat sich dies auf die Fahnen geschrieben. User generated contend soll es da auch geben.
Viele sind dank immer häufigeren Medienberichten – im Gegensatz noch vor ca. 1 1/2 Jahren – mehr informiert, und immer mehr haben auch eine „Meinung.“
Als NATO-Mitgliedsstaat haben sich die Deutschen wahrscheinlich etwas anderes vorgestellt, als in einem solchen „asymmetrischen Krieg“ mit äußerst zweifelhaftem Erfolg, zudem noch in einem muslimischen Land, unsere Soldaten sterben oder an Körper und Seele verwundet zu sehen. Immerhin ist das, was man uns als „Aufbauhilfe“ versucht hat einzureden, ein blutiger Kampfeinsatz/Krieg geworden.
Geht es aber um die Sicherheit und/oder Terrorbekämpfung in unserem eigenen Land, spielt die Bundeswehr keine Rolle, sie existiert eigentlich in der Öffentlichkeit überhaupt nicht bzw. deren heutige Rolle ist dem Bürger nicht verdeutlicht worden.
Lehnt die deutsche Bevölkerung vielleicht zurecht einen von den USA initiierten Krieg, einen Rückzug und Verlegung auf einen anderen „nicht legitimen“ Feldzug, das Wechseln von eigentlich nicht vorhandenen Strategien, wie ein „Fähnlein im Wind“ – je nachdem, wer gerade in Washington das Sagen hat – und das „bedingungslose Folgen“ der anderen Partner und die „Darstellung als Weltpolizei“ ab?
US-Verteidigungsminister Gates schiebt die Verantwortung mal wieder ab: Es ist der Mangel ausländischer Truppen, so kritisierte er die zögerliche Haltung der NATO-Partner, dass die Taliban erstarkt seien. Immerhin kritisierte er indirekt auch die Entscheidung des ehem. Präsidenten George W. Bush, mit Beginn des Irakkrieges Soldaten aus Afghanistan abzuziehen und an den Golf zu schicken. Nun, wer war denn zu jener Zeit Verteidigungsminister???
„Währenddessen steckt der Nachfolger Bush im Dilemma: Zunehmend spaltet der Afghanistan-Krieg die USA. Wie auf einem Marktplatz streiten Politiker und hohe Militärs in aller Öffentlichkeit über die richtige Strategie am Hindukusch. Die Festigkeit, mit der NATO und US-Armee vor acht Jahren gegen El-Kaida-Terroristen und Taliban-Fanatiker angetreten waren, zerbröselt im fernen Afghanistan. Hat Obama erst vor einigen Monaten neben einer Truppen-Aufstockung um 21 000 Soldaten auch eine neue Militär-Strategie verkündet, die „endlich den Durchbruch“ bringen sollte, hat es heute den Anschein, als zweifele der amerikanische Präsident angesichts des wachsenden Blutzolls zunehmend selbst an seinen damaligen Entschlüssen.
In den Truppen ist diese Haltung angeblich bereits angekommen, die Moral sinke.
Wie immer sich Obama in den kommenden Wochen mit Blick auf Afghanistan sich auch entscheidet – es kann eigentlich nur falsch sein! Schickt er, wie die US-Militärs es massiv einfordern, noch mehr Truppen, wird dies seine Partei und vor allem das Land weiter zerreißen. Verweigert er sich dem militärischen Drängen, um künftig den Terror-Abwehrkampf entlang der pakistanischen Grenze zu verstärken, wird er es sich zukünftig persönlich zuschreiben lassen müssen, wenn die Lage im übrigen Afghanistan weiter eskaliert. Schon lange häufen sich in den US-Medien Vergleiche mit dem traumatischen Vietnam-Desaster. Ein Alarmzeichen!“ So ein Korrespondent aus Washington.
Warum hört man hierzulande nichts von ebenfalls zweifelnden Amerikanern? Von anderen Nationen sind auch bereits Ausstiegspläne bekannt. Warum ziehen die Deutschen sich den nicht berechtigten „Schuh des Feiglings“ an?
Und einmal eine ganz andere Frage, die mir zuletzt häufig gestellt wurde:
Warum kämpfen die Afghanen nicht selber stärker um den Frieden und eine bessere Zukunft in ihrem Land? Wie viele Männer haben in der Geschichte dieses Landes und in anderen Ländern auch ohne „intensive Militärausbildung“ gekämpft und sogar gesiegt? Warum „zwangsrekrutiert“ die afghanische Regierung nicht alle jungen und kampffähigen Männer Afghanistans, wenn diese schon „keine Lust oder Motivation“ haben, etwas für ihr Land und die Sicherheit ihrer Familien zu tun?
Warum müssen dies mein Sohn und die Söhne/Töchter unseres Landes bzw. anderer Nationen tun?
Würde man nicht bei einem „echten Bündnisfall“ auch von den Männern Großbritanniens, der Niederlande, Deutschlands etc. erwarten, dass sie an vorderster Front stehen und nicht „die Anderen“ die Kohlen aus dem Feuer holen lassen… Die Jahre nach 2001 hätte Afghanistan mit Hilfe des Westens selbst besser nutzen können und müssen!!! Vielleicht haben wir „zu viel“ getan, warum mich selber bewegen, wenn es andere für mich tun? Aber auch diese Erfahrung ist nicht neu in der Geschichte. Der „gesunde Menschenverstand“ ist häufiger an der „Basis“ zu finden, als in „luftigen Höhen“, vielleicht also doch zu Recht die Ablehnung dieses Krieges? Nur, wie da wieder herauskommen – das ist die „Gretchenfrage“ – und bis dahin wird so mancher Soldat nicht mehr unversehrt seine Heimat und seine Familie wiedersehen!
Wie zu erwarten ist ja auch das politische Interesse nach der Wahl stark zurückgegangen….
Bei aller Liebe: der Artikel auf Zeit-Online ist journalistisch katastrophal, u.a. weil der Betreiber des obskuren Bundeswehrblogs (letztes Update 2006) sich ein zweites Loch in den Hintern freut, weil die Zeit auf ihn verlinkt. Inhaltlich-rechtlich sind die zitierten Aussagen des BMVg-Sprechers ebenfalls mehr als fragwürdig. Auf Zeit-Online gibt es wirklich sehr viele gute Artikel zum Thema. Dieser gehört nicht dazu, und es ist vermutlich symptomatisch, dass keiner meiner Kommentare veröffentlich wurde.
In Afghanistan wird Präsident Obama einen sehr großen
diplomatischen Schlenker vollführen müssen, um aus diesem Desaster wieder rauszukommen.
Egal , wie immer er sich entscheidet, ob Aufstocken des Personals, oder Abziehen der Truppen, recht wird er es niemanden machen können.
Man kann nur hoffen, daß der Präsident sich, – egal wie seine Entscheidung ausfallen wird, – über die Stimmung im Lande dann hinweg setzen wird.
Er weiß selber, daß er sich ein zweites Vietnam nicht leisten kann.
Gisela L.