Also war ich dieses Jahr doch in einem kriegsähnlichen Einsatz unterwegs? Dieses Jahr hat sich jemand getraut, das auszusprechen, wovor viele Politiker sich gedrückt haben. Und es war abzusehen, dass die Bundeswehr im Norden über kurz oder lang in Kämpfe verwickelt werden würde. Aus einer Feinschmeckerdebatte pellt sich nun plötzlich ein zartes gesellschaftspolitisches Interesse wie das Küken aus dem Ei.
Und an diesem Jahresende wieder die gleiche Frage: was hat uns dieses Jahr gebracht? Einige Hoffnungen aus 2008 sind jäh im Nirwana der Hoffnungslosigkeit verschwunden – die Wahlen in Afghanistan waren ein Desaster. Die Anschlagzahlen in Afghanistan steigen stetig. Die Taliban und anderen Aufständischen müssen sich eins ins Fäustchen lachen, wenn sie unseren politischen Schlagabtausch hierzulande mit verfolgen. Die Afghanistan-Konferenz am 28. Januar 2010 droht hoffentlich nicht zu einer Farce zu werden oder zu einer reinen Truppensteller-Konferenz. Obwohl Obamas Erwartungen an Deutschland hoch zu sein scheinen, hat es die deutsche Politik doch versäumt, sich rechtzeitig in seinen Afghanistan-Selbstfindungsalleingangkurs einzumischen, um damit in der internationalen Politik endlich ein eigenes Profil, Selbstbewusstsein und Charakter zu demonstrieren. Das Kundus-Bombardement – und plötzlich befinden wir uns in einer Rückzugsdebatte… Wer hätte das 2008 schon vermutet? Dieses Jahr war so viel los, dass wir die Afghanen in unseren Debatten im Blog und in unseren Medien komplett links liegen lassen haben. Ein geschasster Verteidigungsminister, ein neuer Generalinspekteur und ein Staatssekretär, der zum zweiten Mal in den Ruhestand geht. Ein Untersuchungsausschuss und vieles mehr. Die Aufmerksamkeit für den Bundeswehreinsatz am Hindukusch ist größer geworden. Nicht zuletzt wegen einer politischen Schlammschlacht der Parteien in Berlin. Aber gut so: das ist doch das, was wir erreichen wollten. Die Menschen sollen hinsehen und zuhören und sich einmischen. Afghanistan geht uns alle an. und wir dürfen die Menschen in diesem Land nicht vergessen, für deren Untertützung wir angetreten sind.

Foto: privat - Als Staatsbürger in Uniform im Bundestag mit dem ehemaligen Außenminister Steinmeier. Ich gebe zu: in diesem Moment war ich ein wenig irritiert und kam mir vor wie in einem falschen Film.
Dieser Jahresrückblick soll stellenweise sowohl persönliche Erlebnisse dieses Jahres als auch die Bedeutsamkeit dieses Blogs einschließen dürfen. Ich hoffe, Sie gestehen mir das zu – war und bin ich doch als Staatsbürger in Uniform immer noch von der Politik rund um die ISAF Mission betroffen. Die Zahl derer, die in meinem Handeln und Tun eine Gratwanderung sehen – ein Journalist als Reservist in Uniform- , haben mich auch dieses Jahr nicht davon überzeugen können, dass es falsch ist, was ich tue. Engagement scheint für viele Menschen ein Fremdwort zu sein, inklusive derer, die schon in fast rufmordkampagnenmäßig Leser Rezensionen über mein Buch Kabul, ich komme wieder bei Amazon einstellen – üble Nachrede ist da noch ein freundlicher Begriff für. Ich weiß, wer es war und habe auf eine Anzeige verzichtet. Andere meinen „nun lass mal Afghanistan Afghanistan sein, halt die Füße still und funktioniere wieder“.
In den letzten drei Jahren war ich insgesamt 10 Monate am Hindu Kusch, was übersetzt so viel wie Inder töten bedeutet – wissen wohl auch nicht viele. Und dort wird also unsere Republik verteidigt. Das Jahr begann hoffnungsfroh und aufregend. Der Einsatzführungsstab der Bundeswehr setzte neue Schwerpunkte und suchte Interkulturelle Einsatzberater. Fast wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. In einem langen Bewerbungsverfahren nahm ich dann die letzten Hürden geballter Bedenkenträger, um die Soldaten in Afghanistan als Landeskundlicher Berater unterstützen zu dürfen. Aus Überzeugung, weil ich in meinen ersten beiden Einsätzen am eigenen Leibe gespürt habe, wie viel Hoffnung die Afghanen gerade in uns Deutsche setzen. Den Afghanen zu helfen, bedeutet Aufmerksamkeit schenken, Zuhören und Kommunikation auf Augenhöhe als säße man in einem gemeinsamen Orchester, um ein Konzert zu geben. Den Menschen nicht das Gefühl geben, Sie hätten nur nach unserer Pfeife zu tanzen. Ich war auch schockiert, dass es immer noch Offiziere gibt, die afghanischen Frauen zur Begrüßung die Hand reichen. Manch einer sah in der interkulturellen Beratung lediglich esoterisches Geschwätz als unabdingbares Muss. Zwischen Theorie und Praxis liegen immer noch Welten.
Kurz vor Beginn meines Einsatzes starb meine Mutter. Für Trauer blieb wenig Zeit, musste ich mich doch mit meinem eigenen möglichen Tod beschäftigen: Testament vorbereiten, Patientenverfügung. Einsatzvorbereitende Ausbildung bei der NATO , BKA, anderen Organisationen 😉 und bei der Bundeswehr.
Ich bin mit absoluter Überzeugung in diesen dritten Einsatz gegangen, mit der Überzeugung, einen Weg fortzuführen, der damals 2007 eher zufällig mit einer ersten Mission begann. Aus Abenteuer, Neuem wurde Verwunderung und dann Überzeugung: gestaltete sich die Realität des Landes aus meiner subjektiven Perspektive nicht so wie unsere Medien sie immer wiederspiegeln. Es gibt nicht nur Bomben und Terror im geliebten dunklen Land, nein, es gibt auch Fortschritte, für die sich hierzulande kaum jemand zu interessieren scheint: zahlreiche Wiederaufbauprojekte, kleine, große oder beispielsweise den Mut eines Afghanen, eine eigene Getränke-Fabrik zu gründen, damit das Land seine Coca Cola nicht mehr aus Pakistan importieren muss – Afghan Coke. Arbeitsplätze sind so entstanden und damit auch viel Hoffnung für Angestellte, die dem Terror trotzen und sich plötzlich eine eigene „Existenz“ für ihre Familie leisten können. Ich habe viele meiner afghanischen Freunde wiedergetroffen. Und jedes Mal diese unnachahmliche Gastfreundschaft, von deren Herzlichkeit wir uns einige Scheiben abschneiden können. Ja, ich musste mich auch mit den Schattenseiten dieses Einsatzes beschäftigen, musste die Blutzoll-Zahlungen für getötete Afghanen aushandeln und Handlungsempfehlungen für Oberst Klein vorbereiten, denjenigen einen, den dieser Einsatz wohl ein Leben lang verfolgen wird – als jemand, der Tag täglich Entscheidungen über Leben und Tod treffen musste. Ich durfte geschichtsträchtige Afghanen kennenlernen und konnte mich mit ihnen über die Zukunft ihres Landes unterhalten – bitte sehen Sie mir nach, wenn ich an dieser Stelle keine Namen nenne, das wäre kontraproduktiv. Ihre Ansichten und Pläne fürs Land sind anders als wir uns das immer vorstellen. Der größte Fehler, den die internationale Gemeinschaft mache, wäre, nach acht Jahren immer noch nicht den eigentlichen Feind des Landes definiert zu haben. Sind es nun die Taliban, deren Trittbrettfahrer, die Gemäßigten, die Al Kaida und/ oder deren Nachahmer oder die vielen kriminellen Wochenendsöldner, die sich ein Zubrot zum Überleben ihrer Familien dazu verdienen. Tagsüber auf dem Feld zum ernten und danach unterwegs im Gefecht.
Wenn ich überlege, dass 2007 noch ein reguläres Ziel war, 70000 afghanische Soldaten ausbilden zu wollen, damit das Land sich um seine eigene Sicherheit kümmern kann, waren es im zweiten Einsatz 2008 gerade mal ca. 22000, die tatsächlich ausgebildet werden konnten. Heutzutage sind wir bei angedachten 240 Tausend, sowie sich das Obama vorstellt. Davon sind wir Lichtjahre entfernt und der ideenreiche Plan, 2011 aus Afghanistan abzuziehen, ist aus heutiger Sicht längst eine Farce. Was im Irak funktionierte, muss nicht unbedingt auch in Afghanistan gelten. Also, warum gaukelt man der Öffentlichkeit einen absurden Plan vor, der nur eine Stillhalten und Zufriedenstellen der Kritiker dieses Einsatzes befriedigen soll. Auf einem meiner Vorträge fragte mich einmal ein General, was denn meine Patentlösung für Afghanistan sei. Meine Antwort war nüchtern und direkt. „Wenn ich das wusste, musste ich hier nicht vortragen.“ Fakt ist immer noch, dass die Probleme Afghanistans vielfältiger sind als nur die Polizeiausbildung besser oder anders zu organisieren. Die Verzahnung von ethnischen, strukturellen, terroristischen Problemen, Drogenhandel und Korruption sind in diesem Land gewuchert wie ein Krebsgeschwür. Die Menschen Afghanistans sind kriegsmüde. Es herrscht ein Krieg auch um Bildung. Zirka 70% der Afghanen sind Analphabeten.
In besonderer Erinnerung bleibt mir die Begegnung mit dem Provinzgouverneur von Balkh, Ustad Mohammed Atta Noor, den ich ja schon 2008 in Frankfurt kennen lernen durfte. Als er erfuhr, dass ich im Lande sei, lud er uns prompt in sein privates Gästehaus ein. Tee, gemeinsames Essen – große Teile seiner Familie waren auch anwesend, was in Afghanistan eine große Vertrauensgeste gegenüber einen Fremden ist und dann haben wir eine halbe Stunde Billard gespielt – einfach so. Unglaublich aber wahr. Normalerweise duldet Atta keine Gäste in seinem Haus, die Waffen tragen – wir durften sie weitertragen. Sicherlich auch ein interkulturelles Verständnis von ihm, weiß er wohl wahr, dass wir unsere Waffen nicht ablegen dürfen und er uns mit sonst nur in Verlegenheit gebracht hätte. Atta galt und gilt in Afghanistan bei vielen als das Zünglein an der Waage. Ich durfte ihn von einer sehr privaten Seite kennenlernen – und das weiß ich sehr zu schätzen, zumal er bei vielen auch als umstritten gilt, was seine Politik für oder gegen manch eine ISAF-Nation anbelangt. Er hat einerseits den Schalk im Nacken sitzen und ist andererseits auch ein Schlitzohr. Ein Mann, den man nicht unterschätzen darf. Seine Zeit in Kabul sähe er erst in vier bis fünf Jahren, meinte er. Warten wir es einfach mal ab – Karsai muss sich jetzt beweisen, sonst ist seine Zeit bald vorbei.
Dieses Afghanistanblog hat zu Beginn des Jahres eine neue Stationierung erhalten und übersteigt mittlerweile die alten Einschaltquoten um ein Vielfaches – unabhängig und einzigartig. Dafür vielen Dank an die alten und neuen Stammleser, die ihren Weg hierher gefunden haben. Wir werden weltweit gelesen. Und ihre Leserkommentare tragen dazu bei, sich eine eigene Meinung und Ansichten zu bilden und bei WordPress sind wir seit einigen Tagen unter den Top 100 Blogs. Die Politik liest hier mit, dass weiß ich aus einschlägigen Quellen. Das bestätigt mir einmal mehr, dass unser Forum wichtig ist. Vor einigen Wochen hatte bekam ich eine dubiose Anfrage einer angeblichen Journalistik-Studentin aus London, die unser Blog zur Grundlage einer journalistischen Analyse machen wollte. Ich sollte ihr diverse Fragen per Email beantworten, warum ich denn nur aus Online-Zeitungen zitierte und ob ich meine Leser auch alle persönlich kennen würde. Da ich keine blinden Interviews gebe, bat ich die Dame, mich telefonisch zu kontaktieren – auf den Anruf warte ich heute noch. Ich versuchte ihr vorab das Anliegen dieses Blogs zu erklären, damit sie weiß, welcher Hintergrund uns treibt. Dass die Verlinkung auf aktuelle Medienberichte auch eine Wahrnehmungsperspektive unser Massenmedien spiegeln soll, die wir dann hier mit unseren individuellen Ansichten kommentieren, schien sie nicht verstehen zu wollen.
In den letzten Wochen dieses Jahres sind unsere Diskussion politscher geworden und haben dazu beigetragen, dass wir den Fokus auf die Afghanen streckenweise verloren haben. Ich bitte dies zu entschuldigen, verspreche aber, dass sich das im nächsten Jahr wieder in einem gewohnten Verhältnis einpendeln wird. Zurzeit versuchen wir ja, eine Traumhochzeit wahr werden zu lassen. Micha, derzeit in Afghanistan und seine Heidi allein in der Heimat. Die Themen sind und sollen vielfältig sein – nicht aber boulevardesk.
Und dann haben Soldaten gesprochen dieses Jahr – im SZ-Magazin Briefe von der Front. Für mich ein Highlight dieses Jahres. Unverhofft. Ein Mosaikstein für eine große Debatte, auf den wir alle „Betroffenen“ hingearbeitet haben. Vielen Dank für ihren Mut – auch, wenn die meisten Soldaten sich nicht unter ihrem eigenen Namen lesen wollten.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die Afghanistan-Mission der Bundeswehr mehr Transparenz erhalten wird. Wir sind auf einem guten Weg. Schön zu wissen, dass einige nicht umkippen, wenn es stürmt – sowohl in der Politik als auch unter uns. Lassen Sie uns aus der Feinschmeckerdebatte ein unendliches Menu werden. Ich könnte jetzt noch seitenweise weiterschreiben, möchte Ihre Geduld nicht weiter mit meinen Ansichten belasten.
Ich danke den vielen Menschen, die mir in Afghanistan begegnet sind, allen, die mir stets Mut machen, weiterzumachen – trotz aller Widrigkeiten, deren Erwähnung hier eher an der falschen Stelle stünden. Es gab auch einige menschliche Enttäuschungen im letzten Einsatz, deren Erwähnung hier nicht als Abrechnung missverstanden werden solle, sondern als prägende Erfahrung, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.
Einen besonderen Gruß richte ich an diejenigen Menschen in der Bundeswehr, die meinen Einsatz positiv unterstützt haben und bei denen ich mich noch nach gegebenem Abstand persönlich bedanken möchte. Wie meinte ein Oberst a.D. gestern zu mir: „Gegen den Strom schwimmen bringt die Hoffnung, dass einiges vielleicht irgendwann einmal anders werden wird.“ Einiges ist schon, wie Sie selber miterlebt haben, anders. Schwimmen sie bitte weiter mit. Gemeinsam sind wir stark. In diesem Sinnen: Ihnen und Ihren Lieben in der Heimat und im Einsatz einen den Umständen entsprechenden Guten Rutsch ins Neue Jahr. Wir lesen uns.
Bestimmt habe ich noch viele wichtige Dinge vergessen, aber die können wir ja dann hier miteinander mit Ihren persönlichen Rückblicken und Momenten auffüllen.
Herzlichst,
Ihr
Boris Barschow
Lieber Herr Barschow,
ich war gerade im Begriff, einen Kommentar zu Ihrem „Zwischenruf“ unter „Liebe Blog-Gemeinde…“ zu schreiben, und zwar mit dem Thema „Distanz“ – da erschien Ihr Jahresrückblick!
Und ich stelle fest, dass „Distanz“ sehr gut auch in diesen Post passt:
Wer von den SoldatInnen/PolizistInnen, der jemals in Afghanistan im Einsatz war, der jemals in diese traurigen Kinderaugen, der jemals diese Not und dieses Elend – die einen SoldatInnen beschreiben es mit „Mittelalter“, die anderen mit „wie auf einem anderen Planeten“ – mit seinen Augen gesehen hat, wird dies nie mehr vergessen, es sei denn, er ist völlig abgestumpft!
Wer von uns Angehörigen, die diese Bilder/Filme, Berichte – hautnah und aktuell oft am Ende eines harten Einsatztages hört und liest – kann da noch „Distanz“ wahren – es sei denn, wir hätten keine menschlichen Gefühle mehr in uns!
Gefühle, für diese Menschen in Not und Gefühle für die „Menschen in Uniform“, die unter Einsatz ihres Lebens diese Not eines Tages lindern wollen bzw. die Grundlagen hierfür schaffen wollen – deswegen sind auch wir bereit, unseren „Einsatz“ zu geben, so schwer es auch jedem Einzelnen fallen mag. Aber wir glauben fest daran, dass es gut ist, was sie/Sie alle tun!!!
Wir können alle die „Distanz“ nicht mehr wahren, wir haben zu „tief hineingeblickt“ – jeder auf seine Weise. Das hat Menschen dazu gebracht, seit Jahren ein „Afghanistan-Blog“ zu betreiben, es hat Menschen dazu „verführt“, mehrmals freiwillig in einen Einsatz zu gehen, es hat aber auch Menschen dazu angeregt, dieses Blog wie „Tageszeitung und Zähneputzen“ in seinen Alltag zu integrieren, mit anderen zu diskutieren, sich auszutauschen und manchmal auch auseinanderzusetzen. Es hat „Grenzüberschreitungen“ gegeben, Freundschaften entstehen lassen, Müttern/Eltern die Gelegenheit gegeben, über ihre Ängste zu sprechen und uns allen eine Plattform geboten, sich komprimiert zu informieren und teils hinter die Kulissen zu schauen.
Es hat „Fernsehauftritte“ und „Feldpostbriefe“ für die „Lieschen Müllers“ unserer Gesellschaft gegeben, in der Hoffnung mehr informieren und sensibilisieren zu können.
Nun wollen wir auch „Traumhochzeit“ feiern – und sollte es dennoch an ein paar Votings scheitern – ich glaube, dieses Paar wird sich auch ein Leben lang daran erinnern, dass irgendwo fremde Menschen für sie gestimmt und sie unterstützt haben – Einsatz verbindet und überbrückt Tausende Kilometer und Grenzen, wie die Liebe 😉
Sie und wir sind „infiziert“ – Afghanistan wird uns (noch lange) nicht los lassen, die Menschen in Afghanistan haben es verdient, und auch die vielen Tausend internationalen SoldatInnen, Sicherheitskräfte und alle, die helfen, auf welche Weise auch immer!
Darum sollte man uns verstehen, wenn es schwer fällt, „Distanz“ zu wahren – wollen wir das überhaupt? Bleiben wir doch lieber „Mensch“ mit Emotionen und Interesse, auch wenn es manchmal etwas „lautstarker“ wird. Letztlich fühlen Sie sich, lieber Herr Barschow, und wir, die treuen Leser, doch der gleichen Sache verbunden – ich würde mich freuen, wenn wir auch im kommenden Jahr wieder gemeinsam Freude und Trauer, Wut und Enttäuschung, Angst und Zweifel hier an dieser Stelle bewältigen würden!
Ich wünsche Ihnen, allen Mitstreitern, allen Nur-Lesern, allen SoldatInnen und Sicherheitskräften in allen Auslandseinsätzen ein gesundes und friedliches Jahr 2010.
Besonders denke ich da an meinen Soldaten und auch an den Soldaten von Leserin Manuela – mögen unsere Jungs und deren Kameraden wieder gesund an Körper und Seele wieder zu uns nach Hause kommen!
Vergessen möchte ich aber vor allen Dingen nicht die Soldaten, die in diesem Jahr 2009 gefallen sind, und deren Familien, die mit vielen unbeantworteten Fragen die Zukunft alleine gestalten müssen – wir werden Sie nicht vergessen!!!
Für sie/Sie alle hier der Wunsch meines Soldaten und seiner Kameraden bei ihrer Verabschiedung in den Einsatz kurz vor Weihnachten:
Bitte hör nicht auf zu träumen,
von einer besseren Welt.
Fangen wir an aufzuräumen,
bau sie auf wie sie dir gefällt.
Bitte hör nicht auf zu träumen,
von einer besseren Welt.
Fangen wir an aufzuräumen,
bau sie auf wie sie dir gefällt
Du bist die Zukunft,
du bist dein glück.
du träumst uns in die höchsten Höhen,
und sicher auf den Boden zurück.
Und ich bin für dich da,
du für mich.
Seit deiner ersten Stunde glaube ich an dich.
Bitte hör nicht auf zu träumen,
von einer besseren Welt.
Fangen wir an aufzuräumen,
bau sie auf wie sie dir gefällt.
Bitte hör nicht auf zu träumen,
von einer besseren Welt.
Fangen wir an aufzuräumen,
bau sie auf wie sie dir gefällt
du bist der Anfang,
du bist das licht.
Die Wahrheit scheint in dein Gesicht.
Du bist ein Helfer,
Du bist ein Freund.
Ich hab so oft von dir geträumt.
Du bist der Anlass,
Du bist der Grund.
Du machst die kranken wieder gesund.
Du musst nur lächeln,
und sagst dein Wort.
Denn Kindermund,
tut Wahrheit kund.
Bitte hör nicht auf zu träumen,
von einer besseren Welt.
Fangen wir an aufzuräumen,
bau sie auf wie sie dir gefällt.
Bitte hör nicht auf zu träumen,
von einer besseren Welt.
Fangen wir an aufzuräumen,
bau sie auf wie sie dir gefällt
Bitte hör nicht auf zu träumen,
von einer besseren Welt.
Fangen wir an aufzuräumen,
bau sie auf wie sie dir gefällt.
Bitte hör nicht auf zu träumen,
von einer besseren Welt.
Fangen wir an aufzuräumen,
bau sie auf wie sie dir gefällt.
Xavier Naidooo
Lassen Sie uns träumen, von einer besseren und friedlicheren Welt – für alle auf diesem Planeten!!!
Danke für Ihren sehr persönlichen und schönen „Jahresrückblick“ – auf ein Neues in 2010!
Ihre
Helga D.
Ist jemandem aufgefallen, dass viele der „Feldpostbriefe“ des SZ-Magazins aus den Jahren 2003, 2005 oder 2006 stammen? Sie sind also aufbewahrt und nicht entsorgt worden im Alltagsmüll – kein Einsatz beendet, ad acta gelegt!
Weil Einsatz tatsächlich nicht los lässt – auch nach vielen Jahren, vielleicht Jahrzehnten nicht.
Ein paar interessante Betrachtungen der Tageszeitungen von heute:
Leipziger Volkszeitung:Selten war der Ausblick auf ein Jahr so von Ungewissheiten gekennzeichnet wie der auf 2010. Die Welt steckt mitten in einer Wirtschafts-und Finanzkrise sowie einem nicht enden wollenden Krieg gegen den Terrorismus. Aber viele Deutsche haben die Krise noch gar nicht gespürt. Und der unpopuläre Krieg in Afghanistan ist für viele weit weg. Etwas,das man lieber verdrängt und den Bundeswehr-Soldaten überlässt…
Der Generalanzeiger: „2010 – wie es sein könnte:“
Verteidigungsminister zu Guttenberg hat aus seinen Fehlern gelernt. Er klärt mit Unterstützung der Kanzlerin die Vorfälle von Kundus auf und sorgt dafür,dass der Kriegseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan endlich als solcher erklärt ud nicht weiter als Schul- und Brunnenbau-Einsatz verharmlost wird. Die Konsequenzen: Deutschland erklärt den Einsatz für gescheitert und zieht sich zurück.
Oder aber: Deutschland steht zum Einsatz. Das bedeutet: Klares Bekenntnis zum Einsatz, Rückendeckung für die Soldaten, entsprechende Ausrüstung, entsprechende Einsatzbefehle und entsprechende Rechtssicherheit…
Möge vieles von dem in den Ohren unserer politischen und militärischen Verantwortlichen, aber auch bei den Bürgern ankommen!
Jeder einzelne ist also gefragt:
Wenn Offiziere nach diesen vielen Jahren Einsatz in Afghanistan immer noch nicht begriffen haben, wie man sich in diesem Land benimmt, gerät man schon arg ins Zweifeln. Wenn man aber Uffze von „das Wichtigste bei der Ausbildung afghanischer Soldaten ist, Ehre und Respekt zu wahren… da muss man viel Gelassenheit und Ruhe bewahren…, es tut gut zu sehen, dass die Afghanen uns vertrauen…“ sprechen hört, dann ist Deutschland und Afghanistan doch noch nicht ganz verloren.
Es zeigt sich wieder einmal – wie auch im zivilen Leben: Es kommt auf die Herzensbildung an – und auch ohne Allgemeine Hochschulreife und Studium können Menschen denken. Und oft sind es sie, die unten an der Basis, hautnah an den Menschen dran, die Großes und Wichtiges leisten – unerwähnt und unbemerkt von allen! Den Applaus und den Orden stecken sich die Oberen an.
Deshalb denke und danke ich hier bewusst den vielen SoldatInnen der Mannschafts-/Unteroffiziers- und Feldwebel-Dienstgraden in allen Einsatzgebieten. Sie arbeiten im Stillen und erwarten nur den einen Lohn: Den Rückhalt der Gesellschaft und Politik!
Ein gesundes und friedliches Jahr in alle Einsatzgebiete – vor allem an den Hindukusch! Kommen Sie gesund wieder in die Heimat zurück! Mein Dank ist Ihnen gewiss!
Hier schon eine Vorausschau ins Jahr 2010 – schon einmal in den neuen Kalender eintragen:
11. Juni bis 3. Oktober 2010, Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn:
„Afghanistan – Gerettete Schätze“ – die Sammlung des Nationalmuseums in Kabul.
Ich danke Ihnen für diesen bewegenden Rückblick und für den tollen Blog. Für 2010 alles Gute!
Einzelplan 14
@Helga
Liebe Helga! Danke für die lieben Gedanken an meinen Sohn, meinen Soldaten.
Mögen unsere Söhne, Ihre Kameraden und Kameradinnen niemals aufhören zu träumen! Würden sie das tun und ihre Ideale vergessen, wäre der Kampf auch in dieser Hinsicht um eine friedvolle Welt verloren.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie, voallem Ihrem Sohn ein gutes und vorallem friedvolles 2010. Möge er zusammen mit seinen Kameraden heil an Körper und Geist zu Ihnen zurückkehren.
@Gisela L.
Auch Ihnen und Ihrem Gatten ein gutes neues Jahr. Vielen Dank für die tröstenden Worte, die sie mir als Soldatenmutter zuteil werden ließen. Ich werde diese niemals vergessen.
Allen Bloggern ein gutes neues Jahr, mögen alle Ihre Wünsche und Erwartungen in Erfüllung gehen.
Gerade gefunden
„Konsens der Demokraten“ von Hans-Dietrich Genscher, sollte man unbedingt lesen:
http://aussen-sicherheitspolitik.de/?p=548#more-548
Sehr geehrter Herr Barschow,
…….erstmal ein herzliches Danke , für diesen bewegenden Rückblick.
Ein Danke auch dafür, daß „unser“ Afghanistan-Blog
weiter lebt, und wir uns alle mit Gleichgesinnten austauschen können. Es hat sehr viel Spaß gemacht 2009, wenn man das so sagen darf.
Danke auch dafür , daß Sie neben Ihrer beruflichen Tätigkeit, noch die Zeit finden, uns mit den neuesten
News aus Afghanistan zu versehen. Man merkt, daß Ihnen dieses Land wirklich am Herzen liegt.
Machen wir weiter im Jahr 2010, vorallen für unsere Soldaten, Sie müssen alle wissen, daß wir an Sie denken, wo immer Sie sind.
Einen guten Rutsch
herzlichst
Ihre Gisela L.
Hallo Boris,
über diesen Weg nochmals die besten Wünsche für 2010 und vielen Dank für diesen Blog. Ich lese viel im Internet über Afghanistan und die Bundeswehr dort vor Ort aber deine Arbeit und Recherche sticht wirklich positiv hervor.
Viele Grüße,
Christof
Allen ein gesundes und friedliches Jahr 2010 – allen voran allen Soldatinnen und Soldaten/Polizisten und zivilen Aufbauhelfern eine gesunde Wiederkehr!
@ Boris Barschow
Sind Sie sich sicher, dass dieser hervorragende Kommentar „Konsens der Demokraten“ vom Außenminister a. D. Hans-Dietrich Genscher kommt? 😉
Ich sehe da als Verfasser Herrn Generalleutnant a. D. Hans-Heinrich Dieter.
Aber seis drum: Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen, man müsste diesen Text ausdrucken und als Flugblätter unter die Gesellschaft bringen und jedem Abgeordneten auf seinen Schreibtischen legen mit dem Dringlichkeitsvermerk „Eilt – ausdrücklich nicht vertraulich und nicht geheim“ und vor allem „Unbedingt sorgfältig lesen und danach handeln“.
Wir als Gesellschaft dürfen Verantwortung aber auch nicht bequem abschieben, sondern müssen sie einfordern. Wie man bei der Welpenerziehung den Hund mit der Nase in seine Hinterlassenschaften stubst, sollte wir nicht müde werden – oder endlich beginnen – dies auch auf der politischen Ebene zu tun!
An die Redakteure des Öffentlich-Rechtlichen Fernsehens: Generalleutnant a. D. Hans-Heinrich Dieter sollte Ihre erste Wahl bei künftigen Afghanistan-Diskussionsrunden sein – verschonen Sie uns mit den Ströbeles der Nation, auf deren geistigen Erbauungen kann Deutschland getrost verzichten.
@ Klaus: ich werde alt…;-)
Sehr geehrter Herr Barschow,
ich freue mich sehr das sie als Reservist und Journalist in Erscheinung treten. Wenn sie zudem über Afghanistan schreiben, dürfen sie mit Fug und Recht in Anspruch nehmen, einer der Wenigen zu sein, die wissen wovon sie reden. Ich glaube da muss man auch nicht künstlich eine Distanz konstruieren denn in beiden Fällen sind sie Profi genug. Wenn ich sie mal als prominent bezeichnen darf, freut es mich umso mehr wenn sie ihr Soldat sein öffentlich machen. Es hilft der Sache, auch wenn der Anstoss dazu, eigentlich von anderer Stelle kommen müste.
Ihr Jahresrückblick zeigt das wir, hier und da, ein kleines Stück weiter gekommen sind. Bei der Kernfrage trampeln wir allerdings immer noch auf der Stelle.
Was wollen wir mit der Bundeswehr?
Ich hoffe sehr das die Politik und letztlich die Gesellschaft eine Antwort darauf finden werden. Es ist jetzt schon ein unmöglicher Zustand, das bevor diese Frage beantwortet wurde, Menschen in den Krieg geschickt werden. Und diese darf nicht als höchst richterliche Entscheidung in Karlsruhe beantwortet werden.
Ich erlaube mir allerdings auch Ihnen in einem Punkt zu widersprechen:
… und wir dürfen die Menschen in diesem Land nicht vergessen, für deren Untertützung wir angetreten sind. …
Genau deswegen sind wir nicht angetreten und dürfen es meiner Meinung nach auch nicht. Es ging eben nicht darum die gebeutelte afghanische Bevölkerung zu unterstützen. Denn dann hätten wir auf der Welt viel zu tun. Es war ja gerade der Kardinalfehler die Soldaten als bewaffnetes THW in der Öffentlichkeit darzustellen.
Sehrwohl spielt jetzt die Lage der Menschenrechte eine große Rolle beim Abzug.
Wie die Wahrnehmung allerdings ist konnte man vor geraumer Zeit bei Sandra Maischberger sehen und hören. Sie sah es u.a. als Erfolg das dort keine Menschen mehr gesteinigt werden. Als Gast brach es aus Peter Scholl-Latour förmlich heraus und er sagte sinngemäß: „So ein Quatsch, natürlich passiert das weiterhin, es wird nur nicht mehr öffentlich gemacht“ Frau Maischberger war sichtlich irritiert.
Sehr geehrter Herr Barschow, sie wollen wieder mehr auf die Menschen in Afghanistan eingehen. Ihre Sicht der Dinge wäre für mich dabei von größtem Interesse.
Den Soldaten und ihren Angehörigen wünsche ich für 2010, von Herzen, das sie Antworten auf ihre Fragen zu bekommen.
Ferner das alle ohne Schaden an Körper und Seele zurückkommen.
Lieber BausC,
herzlichen Dak für Ihre Zeilen, Ihnen eine gesundes und engagiertes Neues Jahr. Lese Sie immer gerne hier und andernsorts.
Es ist ja nicht so, dass wir immer einer Meinung sein müssen 😉 dennoch und gerade deshalb: wir MÜSSEN den Menschen in AFG helfen, egal, ob wir dafür angetreten sind oder nicht. Stellen Sie sich vor, wir wären nur mit OEF in AFG und hangeln uns von Kollateralschaden zu Kollateralschaden…die Rufe, dass wir auf die Menschen Rücksicht nehmen sollten, würden immer lauter. Stellen Sie sich vor, die Alliierten hätten im Nachkriegsdeutschland nur Nazis gejagt und hätte den Rest der Bevölkerung links liegen lassen…verstehen Sie, was ich meine? Gerade diese geschundene Generation der Afghanen, die nichts als Krieg kennt, diese zerissenen Streitigkeiten unter den Ethnien…dieses Volk braucht seinen ureigensten Stolz zurück, das Gefühl gemeinsam an einem Strang zu ziehen, das es eigene Existenzen aufbauen kann – ein eigenes Selbstbewußtsein. ich habe meinen Auftrag zumindest so immer verstanden und auch ernst genommen. Und es ist ein Leichtes, die Hearts and Minds zu erobern….für viele eine abgedroschene Floskel. Ich habe diese Erfolge zig mal erlebt und bin zu 100% überzeugt, das dieses Konzept greift. Dafür müßten sich aber erstmal die 42 ISAF Nationen einig werden, wofür wir eigentlich dort unten sind. Das ist das Problem!!!! Und Deutscshland als drittgrößter Truppensteller sitzt im Konzert der internationalen Gemeinschaft nicht unbedingt in der ersten reihe des Orchesterns – meint zwar, die richtigen Noten zu spielen, kommt aber gegen den Lärm der andern nicht an. Harmonien sollten gespielt werden, durchaus im Kanon. Unterstützung für Arbeit und VORALLEM Bildung ist das A und O für Afghanistan. Und dies funktioniert nur, wenn wir das Vertrauen der Menschen gewinnen, auf sie zugehen und zuhören, unseren Versprechen und unseren Worten Taten folgen lassen. „Kabul, ich komme wieder“ ist dafür ein gutes Beispiel…Und was ich selber erlebt, gesehen und geschmeckt habe, kann ich für mich mit Überzeugung glauben…riechen und schmecken…die ureigenste Eigenschaft eines jeden Journalisten andererseits. Für mich haut dieses Idee hin…helfe den Menschen, Hilfe zur Selbsthilfe…
@Boris Barschow
Ich stimme ihren Ausführungen absolut zu. Wollte nur zum Ausdruck bringen, das die Basis oder Grund für den Einsatz nicht die geschundenen Menschen in Afghanistan sein können. Denn wo müsten wir dann als nächstes einmarschieren? Da würde ihnen und uns sicherlich einiges einfallen. Selbstverständlich ist es ehrenwert der Bevölkerung zu helfen. Aber auch das ist, wenn auch eine sehr wichtige Aufgabe, nicht die erste Priorität für einen Soldaten. Bitte das nicht falsch zu verstehen. Es geht mir nicht um Kampfmaschinen im Fronteinsatz, allerdings sehen wir jetzt, das die Soldaten in erster Linie kämpfen und wenn dann noch Zeit bleibt, helfen sie wo sie können. Insofern kann man diese Arbeit, gar nicht hoch genug würdigen. Ich würde die Reihenfolge der Betrachtung gerne in eine für mich richtige bringen.
Ist es schon erlaubt zu sagen, der Soldat ist für den Krieg ausgebildet nicht für den Frieden? Sein Handeln, in Kombination mit dem was wir vernetzte Sicherheit nennen, mündet im idealerweise im Frieden.
Weil die Ausbildung eines Soldaten so komplex ist hat er, wenn der Feind ihm die Möglichkeit läßt, Fähigkeiten die es ihm zudem noch ermöglichen „Hearts and Minds“ zu gewinnen. Alles zu seiner Zeit.
Re: „Stellen Sie sich vor, wir wären nur mit OEF in AFG und hangeln uns von Kollateralschaden zu Kollateralschaden“
Diese schöne Trennung zwischen ISAF und OEF hat es noch nie wirklich so gegeben wie man sie in Deutschland gerne hätte. Und sie existiert schon seit Jahren überhaupt nicht mehr.
Die ISAF führt spätestens seit 2006 dort Krieg. Seit man die Verantwortung für das gesamte Land übernommen hat. Aufbau ist ein Teil der Aufgabe, bzw. das Ziel, aber er ist Teil einer umfassenden militärischen Operation. Die meisten Kampfhandlungen im Land finden unter der Führung von ISAF statt.
OEF ist heute auch nicht mehr reine Terror/AQ-Bekämpfung. Ein Großteil der Ausbildung der afghanischen Polizei und Armee findet heute unter OEF statt.
Operativ sind beide Operationen stark verzahnt. Es gibt schon einige Zeit keine getrennten Führungsstrukturen mehr.
@ Stefan:
…das ist schon klar Stefen, ich weiß – dieses Beispiel sollte nur erklären, worauf ich hinauswollte. Dennoch danke für den Hinweis.
@ afghanistanblog
@ BausC.
Eine Meinungsverschiedenheit muß ausdiskutiert werden, und daß haben sie Beide auf sehr faire , anständige und
diplomatische Weise getan.
Ich muß allerdings Herrn Barschow ein wenig mehr
zustimmen. Unsere Soldaten sind nicht , ausschließlich, nach Afgh. beordert worden, um den Taliban den Garaus zu machen. Sie sollen die Bevölkerung schon weitgehens unterstützen , wieder einigermaßen , am Leben teilhaben zu können. Daß heißt, daß die Kinder wieder in die Schulen gehen können, daß Wasser da ist, um , wenn verhanden, Felder selber zu bewirtschaften, Polizeiausbildung, Soldatenausbildung ect. ect.
Also Hilfe zur Selbsthilfe.
Das diese Hilfe nun von den Taliban torpediert wird, daß aufgebaute Schulen z.b. , wieder abgefackelt werden,
Kinder geschlagen werden, nur weil sie diese Schulen besuchten, hat das Ganze ins Gegenteil umgedreht. Nun müssen sich unsere Soldaten gegen diese menschenverachtende Mörderbande auch noch selber zur Wehr setzen.
Die Menschen in Afgh. , die nichts weiter als nur Krieg und
Zerstörung kennen, dürfen auf gar keinen Fall vergessen werden, das sei die Priorität unserer Soldaten, dafür sind sie “ auch “ ausgebildet.
@Gisela
Genau Gisela „auch ausgebildet“. Der Soldat ist für mich in erster Linie Soldat eben. Fällt mir schwer das in richtige Worte zu kleiden. Das er mehr kann als „nur“ Kriegshandwerk ist gut und richtig. Die anderen, von Herrn Barschow genannten Aspekte zu vernetzen, ist ein ebenso wichtiges strategisches Ziel. Dazu müsten aber auch andere Ministerien beitragen. Und zwar koordiniert und abgestimmt. Ich weiß nicht ob da nicht zu oft Dinge auf Soldaten abgewälzt werden, für die es eigentlich andere Zuständigkeiten gibt.
Wie haben wir denn Soldaten wahrgenommen? Brunnenbohrer, Schulen und Straßenbauer, ggf. auch Katastrophenhelfer bei Hochwasser. Nun ist es in Afghanistan sehr hässlich geworden und passt überhaupt nicht mehr in das Bild. Wenn man es aber nüchtern betrachtet ist genau das Soldatenhandwerk. Ich kann nur für jeden Einzelnen hoffen, das er genau darin besser ausgebildet ist als jeder Taliban.
Jeden Tag sein Leben zu riskieren ist mehr als viele andere in ihrem Beruf ertragen müssen. Insofern ist das kämpfen können für mich mit der Prio 1 versehen. Das macht alles andere nicht unwichtig kommt für mich nur danach. Ein THW-Mitarbeiter sieht das sicher anders. Er kann besonders gut helfen aber nur schlecht kämpfen. Kann man damit verstehen was ich meine?
@BausC
Ich denke, ich verstehe, was Sie meinen und gebe Ihnen Recht: Das ist eben die „unbequeme Wahrheit“, die die Politiker uns allen hier aufgetischt haben. Die SoldatInnen selbst wehren sich gegen den Vergleich des „THW in Flecktarn“, in dem die Deutschen, wenn es denn schon sein muss, sie sehen gezwungenermaßen wollen.
Aber das ist nicht die ureigenste Aufgabe eines Soldaten und einer Armee, und sie selbst wissen das. Aber da eben auch Menschen in der Uniform stecken, verschließen sie auch nicht die Augen, wo man helfen kann – falls es der eigentliche Auftrag zulässt. Dass humanitäre Hilfe nicht zuletzt auch Vertrauen aufbaut und gar das eigene, und auch das Leben der Kameraden, schützt, ist auch eine Strategie der Kriegsführung. Krieg hat viele Gesichter, und in einem „psychologischen Krieg“ wie eben diesem, gibt es wohl zahlreiche Varianten.
Die in Afghanistan involvierten Ressorts haben sich viel zu lange und bequem hinter dem Verteidigungsministerium versteckt und den Soldaten die „Drecksarbeit“ überlassen. Wie war das z. B. mit der immer wieder groß angekündigten Polizeiausbildung – von Schilly über Schäuble – niemand hat Verantwortung übernommen und dem Volk klar gemacht, dass der Bundesinnenminister dies gar nicht entscheiden kann, sondern die Länderinnenminister oder dass man auf die Freiwilligkeit von Polizisten angewiesen ist, in einen solchen Einsatz zu gehen. Bis heute glauben übrigens die meisten Bundesbürger immer noch, dass auch die Soldaten sich alle freiwillig melden – auch hier tut dringend Aufklärung Not.
Aber Brunnen bohren und Schulen bauen sind – so hart es auch klingt – mehr Mittel zum Zweck. Nebenbei beruhigt es das Gewissen, eben nicht weggeschaut zu haben. Aber die Verbesserung, z. B. von Frauenrechten oder Lebensbedingungen etc., das ist und darf keine Aufgabe einer Armee sein. Übrigens ist das in Deutschland doch nicht anders – auch hier sind die Aufgaben von Polizei und Militär strengstens getrennt. Dass SoldatInnen auch als humanitäre Helfer beim Oder-Hochwasser helfen, das ist die Ausnahme, aber „im Notfall“ tun sie es eben auch – und das ohne wenn und aber.
Ich wünsche mir für dieses Jahr endlich mehr Wahrheiten von allen Seiten – und von der Gesellschaft erwarte ich, dass wir alle bereit sind, diese Wahrheiten auch zu ertragen – die SoldatInnen und wir als ihre Familien müssen dies eben auch! Unsere Töchter/Söhne und Frauen/Männer sind SoldatInnen – deren „Geschäft“ ist eben Verteidigung und auch Krieg, wenn es erforderlich ist.
Für humanitäre Aufgaben gibt es eben andere Berufsgruppen – die Krankenschwester darf im Normalfall auch nicht operieren, geht es um ein Menschenleben, und kein Arzt ist da, wird sie wahrscheinlich auch alles Menschenmögliche tun, um dieses zu retten…
@ BausC.
Man kann alle Dinge immer von zwei Seiten betrachten.
So gesehen wie Sie schildern, stimmt es auch, und man kann es auch verstehen.
Sicher gibt es Instanzen , die diese notwendigen Einrichtungen, vielleicht , besser machen können , als unsere Soldaten. Dann wären auch diese Doppelbelastungen für die Bw weg. Aufbauen , Bohren ect., und noch kämpfen.
Aber welche Ministerien sollen das, bitte schön , koordinieren? Diese schwarz/gelbe Regierung wird sich ja über die kleinsten Dinge nicht mal einig ! Die liegen doch seit Beginn ihrer Tätigkeit ständig überkreuz !
Für diese Regierung ist es doch klasse, das es in Afgh.
unsere SoldatInnen gibt, die diese Dinge auch noch bewältigen, – denn Afghanistan interessiert diese Menschen doch nur am Rande.
Sei der neue Verteidigungsminister, Herr zu Guttenberg , mal davon ausgenommen.
Zu meiner Zeit als Soldat beschrieb man die Aufgaben bzw. den Auftrag des Soldaten so und ich denke, daran hat sich nichts Wesentliches verändert:
„Der Soldat ist als Verteidiger im Rahmen seiner Armee als erstes ein Garant für die äußere Souveränität seines Landes.
Im Kriegsfall ist das Aufgabenfeld des Soldaten und seiner Armee sehr weit gestreut. Je nach Lage sind folgende Dinge vordringlich:
Aufklären des Feindes, Lagebeurteilung, Ergreifen von Maßnahmen, die dem gesetzten Ziel dienlich sind, Besetzen taktisch, strategisch oder wirtschaftlich wichtiger Punkte, Sicherung der Stellung, sowie Sicherung des Hinterlandes und der Nachschublinien, Vernichtung des Feindes“.
Unter „Maßnahmen, die dem gesetzten Ziel dienlich sind“, können z. B. medizinische Versorgung der Landesbevölkerung oder auch wie in Afghanistan „Brunnen bohren/Schulen bauen“ gehören, aber hier liegt die Betonung auf „auch“! Sie sind nicht das eigentliche Ziel und vor allem nicht der Auftrag einer Armee – wenn die meisten Deutschen die Bundeswehr auch lieber als „Heilsarmee“ sähen.
Mir scheint, in unserer Bildungspolitik – auch in der Erwachsenenbildung – ist viel Nachholbedarf. Ebenso sollte man vor den Herausforderungen der heutigen Zeit nicht länger die Augen verschließen: Aber so ist der Mensch, so lange es ihn nicht berührt, will er sich lieber nicht damit befassen, sonst müsste man ja eine Meinung haben! Und die oberste politische Führung lebt es uns ja vor – keine Meinung haben, sich lieber heraushalten, aussitzen, präsidialer Führungsstil. Scheinbar will es das Volk aber so.
Der Beitrag „Konsens der Demokraten“ ist so wegweisend und aussagekräftig, dass er einen eigenen Post verdient hätte, damit er nicht „überlesen“ wird!
Während die meisten in aller Welt mit Böllerschüssen und Raketen freudestaumelnd das neue Jahr begrüßt haben, hat der Terror an anderen Orten wieder menschenverachtend und vehement zugeschlagen:
„Schwerer Verlust für die CIA“
http://www.handelsblatt.com/politik/international/afghanistan-schwerer-verlust-fuer-die-cia;2506457
Als afghanischer Soldat soll der Selbstmordattentäter die
Sicherheitskräfte auf einem afghanischen Militärstützpunkt im Osten des Landes getäuscht und schließlich in einem Fitnessraum einen Sprengstoffgürtel gezündet haben. Zu dem Anschlag bekannten sich die radikalislamischen Taliban. Sieben Agenten kamen ums Leben, sechs weitere Mitarbeiter des US-Auslandsgeheimdienstes seien verletzt worden.
Bei einem zweiten Anschlag im Südes des Landes starben vier kanadische Soldaten und eine Journalistin. Das kanadische Militärfahrzeug wurde nach Armeeangaben in der südlichen Stadt Kandahar von einem am Straßenrad versteckten Sprengsatz getroffen.
Der vereitelte Anschlag auf das Flugzeug von Amsterdam nach Detroit…
100ige Sicherheit wird es niemals geben – aber der hoch technisierte und militarisierte Westen wird von den „psychologischen Waffen der Aufständischen“ traumatisiert. Die westlichen Regierungen wollen ihre Bevölkerungen aus ihrem „Dornröschenschlaf“ nicht erwecken – weil wir es angeblich nicht vertragen und verstehen (wollen)?! Die radikalen Verbrecher haben die „Gunst ihrer Stunde“ längst er erkannt – leider!
@ Gisela
Eigentlich ist eindeutig geklärt, welche Ressorts sprich Ministerien für diesen „Afghanistan-Einsatz“ zuständig sind:
In erster Linie federführend das Außenministerium, das Verteidigungsministerium, das Innenministerium und nicht zu vergessen das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – aber wie gesagt, bis auf das Verteidigungsministerium haben alle ihre Hände bislang mehr oder weniger unter der Tischkante gelassen und die SoldatInnen an die Front geschickt…
Und auch das Bundeskanzleramt sollte wissen, um was es geht und eingreifen, wenn es erforderlich ist. Aber Deutschland besitzt keinen „BundeskanzlerIn“, sondern eine(n) „zweite(n) BundespräsidentIn“ – lieber repräsentieren, denn handeln!
@ Helga D.
Nach Ihrem Kommentar zu urteilen , wäre doch ganz eindeutig die Konzequenz :
Die Kanzelerin sollte gehen, und einem Anderen Kompetenteren den Stuhl frei machen.
Die Wahrheit auf den Tisch, oder sehe ich das falsch ???
Das sollte übrigens “ das “ Wort für das Jahr 2010 werden :
“ DIE WAHRHEIT !“
@Gisela L.
„Kompetentere“ – das wird wahrlich eine schwierige Suche!
Hier mal wieder ein Beispiel wie gestritten wird:
„Helfer kritisieren Niebel“
Zum Amtsantritt hatte der neue Entwicklungsminister Dirk Niebel bei den Hilfsorganisationen noch gut Wetter gemacht. Zwei Monate später ist die Stimmung zumindest bei einigen Hilfsorganisationen im Keller. Der Anlass: Niebel, Reserveoffizier und ehem. Fallschirmjäger, fordert eine engere Zusammenarbeit von zivilen Hilfsorganisationen mit der Bundeswehr in Afghanistan. „Wenn einige Nichtregierungsorganisationen eine besondere Bundeswehrferne pflegen wollen, dann müssen sie sich andere Geldgeber suchen“, drohte der FDP-Politiker in einem Interview.
Ulrich Post, Vorsitzender des Verbandes Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO), dem Evangelischen Pressedienst, erklärt: Es ist lebensgefährlich, was er da fordert. Mitarbeiter der Welthungerhilfe und anderer Organisationen seien in der Vergangenheit in Afghanistan getötet worden, weil ihre Unabhängigkeit nicht klar genug gewesen sei. Zumindest für die deutschen Organisatione könne er eine Zusammenarbeit mit dem Militär ausschließen. VENRO vertritt 118 kirchliche und private Entwicklungsorganisationen. Auch Wolfgang Jamann, Generalsekretär der Welthungerhilfe, hatte schon vor einigen Wochen die zivil-militärishe Zusammenarbeit in Frage gestellt. „Die Politik der vernetzten Sicherheit gefährdet uns eher.“
Erinnern wir uns noch? Die Politik der vernetzten Sicherheit – das waren d i e gebetsmühlenartigen Worte des ehem. Verteidigungsministers Jung…
Niebel will deutsche Entwicklungshilfe in Afghanistan „sehr konzentriert“ dort einsetzen, „wo wir auch militärisch Verantwortung tragen.“ So sollen mehr als zehn Millionen Euro, rund ein Fünfter der zusätzlich für AFG bereitgestellten Mittel, in die Region Kundus fließen.
Auch beim Thema BMZ-Etat liegen die Hilfsorganisationen mit der Bundesregierung über Kreuz. Die im Haushaltsentwurf 2010 vorgesehene Steigerung um „nur 67 Millionen Euro“ kritisierten Welthungerhilfe und Terre des hommes als „Wortbruch“ und „praktisches Nullwachstum.“ Deutschland könne, so Jamann, seine internationalen Verpflichtungen nicht erfüllen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann streiten sie sich weiter…
Das afghanische „Nicht“-Parlament befindet sich in „Winterpause“, die „Entscheidungsträger“ streiten weiter und wissen immer noch nicht, wohin der Weg in AFG führen soll – und bis dahin verliert die afghanische Bevölkerung täglich mehr an Vertrauen in den Westen und täglich sterben internationale SoldatInnen oder werden schwer an Körper und Seele verwundet…
Liebe Gisela L., ich will nicht nur „Wahrheiten“, ich will endlich auch Antworten!