Seit der AFG-Konferenz am letzten Donnerstag nichts existenziell Neues aus und über Afghanistan. Die Truppe – bzw.vereinzelte Soldaten – berichtet mir, dass „man“ einigermaßen froh über die heimatliche Debatte sei, aber unterm Strich verändere sie den täglichen Dienst nicht, heißt es. Die Bedrohungslage sei „stabil“. Früher hieß es immer: „Die Lage ist stabil, aber nicht ruhig“. Wie sich der Sprachduktus doch ändern kann.
Das einzige Neue…der Erfolg am Hindukusch sei ab Herbst offenbar messbar. Dies sagte Minister zu Guttenberg der Bild-Zeitung:
Die neue Afghanistan-Strategie der Bundesregierung – Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) erwartet, dass sich der Erfolg bald messen lässt. „Im Herbst 2010 müssten wir absehen können, ob wir Erfolg haben werden”, so Guttenberg zu BILD. Alternativen dazu sieht er nicht. Guttenberg: „Wir MÜSSEN Erfolg haben.” Notwendig sei hier die Mitwirkung der afghanischen Führung, die jetzt eine neue Chance erhalte. Der Minister weiter: „Viele Chancen dieser Art wird es nicht mehr geben.” Der Verteidigungsminister stellte klar, dass der Afghanistan-Einsatz weiterhin gefährlich bleibe: „Es kann weiter Gefallene und Verwundete im Einsatz geben.” Verändert durch den Strategiewechsel werde allerdings auch der Alltag der Truppe. Guttenberg zu BILD: „Unsere Soldaten werden länger und häufiger die großen Feldlager verlassen.” (mehr auf Bild.de)
Derweil kündigt Präsident Karsai Verhandlungen mit den Taliban an. Wobei mir immer noch unklar ist, wer, wann, wie und wo und weshalb Kontakt mit den Talebs aufnehmen soll. Auf der einen Seite das Aussteigerprogramm für Teilzeitgotteskrieger, andererseits spekulieren die Medien darüber, dass die UN angeblich in Pakistan mit der Taliban-Führung in Gesprächen stünde und Karsai will nun mit der Führung der Gotteskrieger Gespräche aufnehmen. Wie auch immer. Bin gespannt wie nun die deutschen 50 Millionen unters Volk gebracht werden. Auf die Erklärung bin ich gespannt wie ein Flitzebogen. Denke mal nicht, dass die Einsatzwehrverwaltung mit der großen Geldbörse von Dorf zu Dorf fährt. Dann würde Guttenbergs Bemerkung, deutsche Soldaten müssten künftig öfter und länger ihre Feldlager verlassen in einem völlig neuen Kontext stehen 😉 Verzeihen Sie mir bitte diese sarkastische Bemerkung…
„Es kann mehr Gefechte geben“…
sagt der deutsche Kommandeur Brigadegenral Frank Leiderberger in der Süddeutschen Zeitung. In d:em Artikel wird auch über die angeblichen Verhandlungen mit den Taliban berichtet:
Berichte über ein angebliches Treffen der Taliban-Führung mit dem Afghanistan-Beauftragten der UN, Kai Eide, wurden als „sinnlose und gegenstandslose Gerüchte“ bezeichnet. (es wird aber nicht berichtet, wer das gesagt haben soll)
Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, vermisst in der deutschen Afghanistan-Debatte die Stimme der Generäle. „Mir fehlt in der deutschen öffentlichen Debatte manchmal der militärische Sachverstand“, sagte Ischinger dem Magazin Focus. „Die Generalität könnte sich in der Tat häufiger zu Wort melden.“ Das könne die Akzeptanz fördern, „weil die Bürger klare Fakten und Daten – reinen Wein sozusagen – sehr schätzen“. Die neue Afghanistan-Strategie wird auch im Fokus der Sicherheitskonferenz stehen, die kommendes Wochenende in München stattfinden wird. (mehr auf Süddeutsche.de)
Ich wünsche uns allen einen guten Wochenstart.