Russlands Botschafter bei der Nato, Dmitrij Rogosin, und der Gouverneur des Gebiets Moskau, Boris Gromow, haben die Nato aufgefordert, die Isaf-Truppen nicht übereilt aus Afghanistan abzuziehen. Die Aufrufe „friedliebender Europäer“, die Truppen des Bündnisses so schnell wie möglich zurückzuführen, seien „pazifistisch und unverantwortlich zugleich“, schrieben die beiden russischen Politiker in einem Beitrag für die Zeitung „New York Times“, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Gromow hatte zwischen 1979 und 1989 über Jahre hinweg die 40. Armee der Sowjetstreitkräfte befehligt, die die militärische Hauptlast der Intervention Moskaus in Afghanistan trug, und schließlich auch den Rückzug der Streitmacht organisiert. In ihrem Zeitungsbeitrag beklagen Gromow und Rogosin, dass die Sowjetunion wegen des Kriegs in Afghanistan seinerzeit von Amerika, der Nato, Iran und Pakistan, „ja sogar China“ kritisiert worden sei. Dabei sei es damals schon um die „Verteidigung der westlichen Kultur gegen fanatische Muslime“ gegangen und der Krieg der Sowjets in Afghanistan habe den Ansturm des islamischen Fundamentalismus immerhin für ein Jahrzehnt aufgehalten. Beide schreiben weiter, die Nato müsse einsehen, dass nun die Stunde der Wahrheit geschlagen habe. Wenn die Nato ihre Aufgabe in Afghanistan nicht erledige, werde dies den Zusammenhalt der Allianz beschädigen und das Bündnis seine Existenzberechtigung einbüßen. Offizielle in Brüssel und Washington, die über eine Strategie für den schnellen Truppenabzug aus Afghanistan nachdächten, müsse deshalb klar sein, dass sie an einem Plan für den Selbstmord arbeiteten. Ein Rückzug ohne Sieg könne zum Zusammenbruch der westlichen Sicherheitsstrukturen führen. (weiter auf FAZ.net)
Bundesregierung will Hilfe verdoppeln
Die Bundesregierung will die Entwicklungshilfe für Afghanistan angeblich verdoppeln. Wie die Zeitungen der WAZ-Gruppe unter Berufung auf Regierungskreise berichten, schlug Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) für die Ende Januar in London geplante Afghanistan-Konferenz vor, die Ausgaben für den zivilen Wiederaufbau im Norden des Landes bis zum Jahr 2013 von derzeit 125 Millionen Euro auf 250 Millionen Euro pro Jahr zu verdoppeln. (mehr hier)
Interview: „Krieg ist Scheitern“
Interview Der rheinische Präses Nikolaus Schneider über die Äußerungen von EKD-Ratspräsidentin Margot Käßmann zum Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan, über christlichen Pazifismus, Kompromisse und Schuld
Bad Neuenahr – Die Ratspräsidentin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat einen Tag nach ihrem Gespräch mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in mehreren Interviews ihre Aussagen zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr bekräftigt. Im Gespräch erklärt ihr Stellvertreter, der rheinische Präses Nikolaus Schneider, das Verhältnis von Kirche und Krieg.
Margot Käßmann hat gesagt, was in Afghanistan geschehe, sei „in keiner Weise zu rechtfertigen“. Stürzt das nicht jeden protestantischen Soldaten in Afghanistan in Gewissensnot?
Schneider Margot Käßmann hat sehr zugespitzt formuliert. Sie meinte die aktuellen Umstände, die den möglichen Rechtfertigungen von Gewalt die Grundlage entziehen. (weiter auf nachrichten.rp-online.de)
Dieses „Gesülze“ der EKD reizt meine Magenschleimhäute – und das als Protestantin!
Ich glaube, Kirche hat genug zu tun, als sich auf fremden Territorien herumzutreiben und sich mit der Frage herumzuplagen, ob ein Soldat ein guter Christ sein kann. Immerhin gibt es kath. und evang. Militärpfarrämter, deren Vertreter sich auch mitten im „Krieg“ befinden! Immerhin haben wir in Deutschland eine, wenn auch sog. „harmonische“, Trennung von Staat und Kirche – dabei sollte man es auch belassen.
Muss Deutschland schon diese Politiker-Befindlichkeiten aushalten, bitte nicht jetzt auch noch Kirche hinein in die „Schlachtfeld“ – aber was steckt da eigentlich dahinter?
Die Schäfchen laufen den Kirchen fort – wie auch den Parteien -, dann muss man sie halt mit dem Lasso wieder einfangen, indem man der Herde moralisch kommt „wir lehnen den Krieg“ ab, und die Tierchen fressen den Köder, sind mal wieder eine Zeitlang satt und fragen nicht weiter nach, was denn stattdessen passieren soll.
Auch Kirche betreibt Politik und zwar eine, von der sie zu profitieren hofft – auch auf dem Rücken der SoldatInnen!
Was einem normalen Menschen alles geboten wird, reizt nicht nur Magenschleimhäute, sondern geht einem so auf die Seele und den Geist , daß man es fast nicht mehr ertragen kann.
Jeder, der sehr Gottesgläubig ist, egal ob katholisch oder evangelisch, auch die SoldatInnen in Afghanistan sind davon nicht ausgenommen, kommen in Gewissenskonflikte,
wenn sie dererlei “ Gewäsch “ hören müssen.
Muß das denn sein ? Von was wird denn nun schon wieder abgelenkt ?
Liebe Kommentatorinnen,
es erstaunt und freut mich, welche Gewissenskonflikte derartiges „Gewäsch“ scheinbar auszulösen vermag. Kennzeichnet nicht genau das einen glaubenden Menschen, dass er sich selbst und sein Handeln nicht absolut setzt, sondern sich immer wieder kritisch anfragen lässt? Und was ist noch die Funktion von Kirche in unserer Gesellschaft, wenn sie derartige Prozesse nicht mehr auszulösen vermag? Läuft eine „harmonische Trennung“ von Staat und Kirche nicht auf eine strikte Trennung von ethischer Reflexion und politischem Handeln hinaus?
Zudem kann ja ethische Reflexion durchaus zu der Erkenntnis führen, dass es auch weiterhin sinnvoll ist, in Afghanistan aktiv zu sein. Wenigstens die Frage sollten wir uns also gefallen lassen. Sonst sind wir es, die ablenken, und nicht die Frau Bischöfin.
Liebe Soldatenfreundin,
…. läuft eine “ harmonische Trennung “ von Staat und
Kirche nicht auf eine “ strickte Trennung m “ von ethischer
Reflektion und politischem Handeln hinaus ? …….
Nein , so sehe ich das überhaupt nicht. Wenn alles so bleibt, wie es bisher war. Eben eine “ harmonische Trennung “ zwischen Staat und Kirche !
Jeder sollte das tun, wofür er bestimmt ist.
Ich denke mal, daß die Kirche andere Sorgen hat, um sich auch noch mit Politik, und im Besonderen mit Afghanistan zu beschäftigen.
Meiner Ansicht nach, hätte sie genug damit zu tun, ihre
verlorengegangene Schäfchen wieder einzufangen.
Die Politik der Kirche war schon immer Profitgeprägt.
Man sollte dieser Thematik auch nicht zuviel Platz
einräumen und darin rumwühlen.