
Bildquelle unbekannt - sollten Recht darauf liegen, bitte eine Nachricht an mich per Email an info@boris-barschow.de
Der Taliban-Anschlag auf das Kabuler Regierungsviertel hat heute wohl viele Menschen geschockt. Mehrere Tote und zig Verletzte. In einigen Meldungen wird von einerm Zeichen der Stärke der Taliban geschrieben – kurz vor der Afghanistan-Konferenz. Marketingtechnisch aus Aufständischen-Sicht ein idealer Zeitpunkt. Kurz BUM BUM machen und die Internationale Gemeinschaft schockieren und eine Duftmarke hinterlassen. Hat ja „gut“ funktioniert. Es hat wieder einmal eine „gute Presse“ gegeben. Wir Journalisten können natürlich an diesem „Ereignis“ nicht vorbei und dürfen es nicht links liegen lassen. Klar. Dennoch wollte ich es das fast nicht glauben als ich die ersten Meldungen laß – ist das Regierungsviertel doch durch einen Sicherheitsring „geschützt“ – ich kenne ihn selber und war dort oft genug unterwegs. Ein Durchbruch scheinbar unmöglich. In unserer Sendung heute waren es sendungstechnische Schwierigkeiten, die uns das Thema nicht haben umsetzen lassen. Im Nachhinein bin ich ganz froh darüber, hätten wir zu diesem Zeitpunkt nur spekulieren können und die Bilderlage war zu dem Zeitpunkt noch unklar. Die Gesamtlage wird langsam etwas unübersichtlich – vorallem, wenn man sich die vorangegangenen Posts zu Gemüte führt. Sorry, ich bin platt heute. Ein halbe Stunde Elend in Haiti im eigenen Programm, Steuer- und Koalitionsstreit, Klientelpolitik und Spendengelder – machmal fragt man sich am Abend wie man das Elend und die Ungerechtigkeit dieser Welt noch kategorisieren soll…Dennoch und gerade deshalb: Gute Nacht, ich melde mich für heute aus dem Funkkreis ab…
Ich denke, es geht vielen Menschen so, dass sie sich am Abend fragen, wohin man mit dem „Müll“ des Tages, der Welt hin soll – ab er ist nun mal da, überall. Er war wahrscheinlich auch immer vorhanden, nur hat man es in früheren Zeiten nicht so schnell erfahren, wenn in „China ein Sack Reis umfiel.“ Vielleicht „schützen“ sich deshalb viele Menschen mit „höflichem Desinteresse.“
In einer ca. 5 Millionen Einwohner zählenden Stadt wie Kabul kann, wie übrigens auch anderswo, keine absolute Sicherheit hergestellt werden. Das Hotel Serena wurde wiederholt Ort eines Anschlags. Das Problem wird auch zukünftig sein: Der Feind ist nicht zu erkennen! Er ist die berühmt-berüchtigte Cola-Dose, der Esels-Karren, die Burka-tragende „Frau“, das Kind… diese Aufständischen tragen keine Uniformen, es sei denn die der eigenen Polizei- und Armeekräfte, die sie sich vorher entweder gewaltsam oder auch freiwillig gegen „Gebühr“ besorgt haben. Sie sehen aus wie „Ich und Du“ der afgh. Bevölkerung.
Und mal ehrlich: Was beispielsweise in Amsterdam in der Flugabfertigung geschehen kann, sollte einen doch in Kabul nicht verwundern!
Hat McChrystal erst vor einigen Tagen noch vor Optimismus gesprüht: Der Trend hat sich gewendet, erklärte er bei einem Truppenbesuch in der Süd-Provinz Helmand. Die Taliban sind auf dem Rückzug.
Vielleicht ist das in Helmand so, aber die Betonung liegt auf Rückzug – er spricht nicht von Vernichtung. Wohin ziehen sich die Taliban zurück – Zwischenstation haben sie scheinbar in Kabul gemacht, nach Kunduz ziehen sie sich auch zurück und auch nach Pakistan! Hat man das immer noch nicht begriffen, dass mit Rückzug nichts zu machen ist?
Wenn ich richtig informiert bin, sitzt der Senior Civilian Representative, Afghanistan, mitten im HQ der Isaf. Dort sitzt auch McChrystal und andere Oberhäupter – hat man das Kündigungsschreiben von Mr. Hoh gelesen und begriffen und warum hat bislang von dieser brisanten Einschätzung keiner offiziell berichtet? Wer versucht hier wieder Informationen zurückzuhalten? Dieser Mr. Hoh ist immerhin nicht irgendwer.
@ Klaus
Es ist ja legitim, wenn man bei der kleinsten “ guten “ Nachricht aus Afghanistan, schon anfängt zu jubeln.
Das die Taliban sich auf dem “ Rückzug “ befinden, kann , meiner Ansicht nach nur heißen, um sich wieder neu zu formieren, und neuerliche Anschläge auszuarbeiten,
die dann , höchstwahrscheinlich, noch viel brutaler aussehen werden, als bisher.
Was mich so sehr erschreckt ist : ….. hat man denn noch immer nicht begriffen, daß diese , Menschen
verachtenden Mörder , niemals die Waffen niederlegen werden ?
Das die niemals zur Aufgabe gezwungen werden können, geschweige denn besiegt werden können.
Tötest Du 6 von denen , kommen aus den Löchern, von irgendwo, 12 Neue raus.
Dieses “ Kündigungsschreiben “ , des Diplomaten Mr. Hoh, sollte zur “ Pflichtlektüre “ aller Befehlshaber jeder Nation, und allen Regierungschefs dieser Welt , gemacht werden.
Solche Äusserungen von McChrystal und anderen (BW-Seite Bericht des Hauptmannes Falco R.) wollen nur erreichen, dass man eben glaubt dort ist wirklich nichts mehr los. Die Tatsache spricht dagegen.
So z.B. spricht Hpt. Falco R. davon dass sich alles beruhigt hat und gleichzeitig erzählt er aber von Raketenalarm im Lager Kundus. Und aus den Medien erfährt man dann, dass es zwei Zwischenfälle an Checkpoints gab. Das ist doch keine Beruhigung.
Bezieht sich die Beruhigung aufs Lager oder den Schreibtisch des jeweiligen Autoren oder von was sprechen die?
Es gibt t ä g l i c h Suicider (Selbstmordattentäteralarm). Man errichtet Checkpoints. Und prompt kommt es zum „Zwischenfall“. Auch das spricht nicht von Beruhigung.
Solange von Teilen der Regierung und auch der BW die Lage in Kundus und Kabul heruntergespielt wird, ist auch nicht zu erwarten, dass die Soldaten hier ihre Anerkennung finden, von der Herr zu Guttenberg laufend spricht.
Es wäre ein Stück Volksaufklärung mal mit der Wahrheit herauszurücken. Zu sagen was los ist. Das wäre den Soldaten und auch dem steuerzahlenden Volk gegenüber fairer.
Der Anschlag in Kabul war nicht nur feige sondern weist uns deutlich den Weg, zu was die Aufständischen und Talibans fähig sind.
Schaudernd denke ich hier an alle Soldaten, nicht nur die unseren, die mit in diese Anschläge hineingezogen wird. Nicht nur wir sind geschockt, sondern auch die Soldaten.
Und was mir auffällt ist, dass hier kein großes Geschrei startet bzgl. ziviler Opfer. Und da gab es doch einige. Warum mißt man mit verschiedenem Maß? Stopp, die Talibans zahlen ja keine Entschädigung.
Es ist bekannt, dass die Talibans grundsätzlich im Winter „ruhiger“ sind. Liegt wohl eben am Winter. Sehen wir es wie beim Bären. Sie schlafen sich aus und dann gehts richtig los.
Und ich denke, sie haben der Welt schon mal gezeigt, mit was man rechnen muß. Ohne Rücksicht auf Verluste wurde hier gehandelt.
Daran merken wir doch, dass sich im Bendler-Block/Hardthöhe nichts geändert hat – es wird weiter Augenwischerei und Schönfärberei betrieben, und „unbequeme Wahrheiten“ weiter verschwiegen! Da hat sich der neue Verteidigungsminister zu Beginn vorschnell aus dem Fenster gelehnt, hat merken müssen, dass ihm das nicht bekommt und ist in Deckung gegangen. Außer heiße Luft ist bisher nichts zu spüren gewesen.
Und mit „heißer Luft“ will er seine Soldaten an der Front motivieren? Und uns gleich mit?
Wenn er nicht mehr zu bieten hat, der Herr zu Guttenberg? Vielleicht nach der AFG-Konferenz?
Hat jemand schon einmal davon in anderen Kriegen gehört, dass man „Kriegsentscheidungen“ auf die monatelange Wartebank schiebt? Handelt man im Krieg nicht eigentlich für den Feind, den Gegner überraschend – was den Zeitpunkt und die Strategie angeht? Heute liest jener alles online mit oder erhält es bequem über die Medien und kann sich gemütlich darauf einstellen.
Ich finde, zu Guttenberg sagt doch eine Menge: „die Operation zu einem plausiblen und tragbaren Ende bringen“. Heißt für mich: Hoffentlich fällt uns auf der Afghanistan-Konferenz was Kluges ein, wie damals den Amerikanern mit dem „befriedeten Irak“, um schnellstens da herauszukommen. Und so denkt höchstwahrscheinlich nicht nur er, sondern auch seine internationalen Kollegen und Regierungschefs.
Der erste Ansatz von McChrystal in dieser Richtung ist ja erst vor ein paar Tagen gescheitert. Hoffentlich fällt den Verantwortlichen bald etwas Plausibles ein, damit die internationalen Soldaten nicht länger als Kanonenfutter missbraucht werden! Sie sind die Leidtragenden der einfallslosen Politiker.
Liebe Helga D.
Genau das ist es. Augenwischerei. Die einen haben einen Maulkorb und die anderen sagen nichts.
Unverschämt finde ich jedoch, dass man die Lage herunterspielt, bis hin zum Unerträglichen, an die Schmerzgrenze. Geht man denn davon aus, dass jeder Bürger desinteressiert ist, nicht weiterdenkt als bis zu dem was man ihm da zum Fraße hinwirft?
Wenn ich diese Berichte von Verantwortlichen lese, sei es der ISAF-Chef oder Offiziere der Bundeswehr, dreht es mir nicht nur einmal den Magen um. Liest man diese nämlich schön langsam, lässt sie sich im Gehirn so richtig schön zergehen, kommt man dahinter was Sache ist. Offensichtliche Widersprüche springen einen direkt an.
Ja, es ist schon etwas enttäuschend, was unser Verteidigungsminister da so treibt. Nochmals darauf einzugehen ist müsig, das weiß jeder, der sich mit dieser Sache befasst, befassen muß.
Gut ist nur, dass unsere Soldaten dort in AFG nicht alles mitbekommen was hier so läuft. Sie haben dazu auch keine Zeit. Denn, auch wenn behauptet wird, es kehre langsam Ruhe ein, haben sie doch alle Hände voll zu tun. Und ausruhen kann und darf sich dort keiner. Das sei mal festgestellt.
Und dass sich die Lage beruhigt hat empfinde der gemeine Soldat sicherlich nicht, denn der muß raus aus dem wenigstens etwas sicheren Lager, muß raus sozusagen an die Front. Er erlebt hautnah Beschuß, Angriff ja sogar regelmässig sich in die Luft sprengende Selbstmordattentäter. Von denen hier niemand berichtet. Aber die Lage hat sich beruhigt……… Mein Gott, wo sind die im Einsatz, die das behaupten?
Ziel erreicht!
Wenn ich die Kommentare hier lese, dann haben die Taliban ihr (Teil-) Ziel mit dieser Aktion doch erreicht.
Mal abgesehen von den Sicherheitsvorkehrungen in Kabul, ob Sicherheitsring oder nicht haben sie mit dieser relativ kleinen Aktion einen riesigen Medienrummel ausgelöst der nur ein Ziel hat : Unsicherheit zu verbreiten.
Was ist unser Problem?
Bei allem Verständnis für die Betroffenen und deren Angehörigen ist es doch schlicht so, das der Einsatz militärischer Mittel die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist, das Politik im Dialog versagt hat.
Wenn man dann zu diesem Mittel greift, dann hat das Konsequenzen. In diesem Fall Kampfhandlungen und entsprechende Opfer auf beiden Seiten.
Aber darüber muß man sich vorher klar sein, man muß bereit sein diesen „Preis“ zu zahlen und alle Kräfte und Anstrengungen zu bündeln um seine Ziele zu erreichen.
Ist man das nicht, dann kann die Folgerung nur sein militärisch nicht aktiv zu werden, denn das funktioniert nicht und ist in einer Demokratie auf Dauer auch nicht durchzuhalten.
Genau das ist das Problem des deutschen Afghanistaneinsatzes, man beteiligt sich zwar an der UN -Mission, schickt sogar Streitkräfte um dem afghanischem Volk zu helfen , aber gleichzeitig traut man sich nicht dem eigenen Volk zu sagen um was es dabei geht und wie man das erreichen will. Vor allem Dingen traut man sich nicht klar und deutlich zu sagen das militärischer Einsatz auch Kampf, Tod und Verwundung, das es immer auch unbeteiligte Opfer dieser Kampfhandlungen geben kann.
Diese Schönfärberei und das Rumgeeiere unserer gewählten Volksvertreter und daraus resultierend der militärischen Führung ist langsam aber sicher unerträglich für die Parlamentsarmee welche die Fehler dieser verfehlten Politik ausbaden muß.
Wer heute als SoldatIn in einen Einsatz geht muß schon sehr viel Enthusiasmuß mitbringen um das zu tun und gerade in Afghanistan kann mir keiner erzählen das dies nur wegen dem Geld ist, nicht umsonst würden viele die dort im Einsatz waren wieder hingehen, eine Erfahrung die ich von Kameraden aus den Kosovoeinsätzen her kenne.
Das verdient Anerkennung und Respekt, nicht das dilletantische Handeln der politischen Verantortlichen.
@ StFwdR
Ich finde, dass die Kommentatoren sich – gerade weil oder obwohl sie persönlich betroffen sind – mit den unabänderlichen Tatsachen vertraut gemacht haben und der Realität ins Auge schauen müssen! Wer dies nicht tut, tut sich und seinem Soldaten keinen Gefallen, Dinge werden nicht leichter oder besser, wenn ich sie verschweige.
Aber genau das tut vor allem Politik, aber auch Militär weiterhin – die Bevölkerung wird mit „Nebelkerzen“ weiter eingehüllt, indem man u. a. die neue Strategie – ich mag dieses Wort eigentlich überhaupt nicht in den Mund nehmen, für mich ist das eher Flickschusterei und Augenwischerei – wieder einmal als eine Art humanitären Einsatz verkauft.
Ausbildung von ANA und ANP mit mehr Präsenz in der Fläche wird dem Volk als harm- und gefahrlos nähergebracht. Man verschweigt weiterhin, dass man gar mit mehr Toten und Gefallenen auf beiden Seiten rechnen muss. Bei aller berechtigten Angst um meinen Soldaten – das ist es, was einen fertig macht, was man nicht mehr ertragen kann.
Politik übernimmt immer noch keine Verantwortung, das Militär schweigt weiterhin dazu und die Betroffenen – SoldatInnen wie Familienangehörige – stehen weiterhin wie die Rambos und Deppen, die nervlich angeschlagenen, die Übertreibenden da – tiefergehende Beleidigungen und Beschimpfungen erspare ich und Ihnen hier.
Wir wurden und sind gezwungen, den Tatsachen ins Auge zu blicken – nicht mehr, aber auch nicht weniger erwarte ich von der Gesellschaft. Dazu muss sie aber erst einmal Kenntnis von „unbequemen Wahrheiten“ haben und davon sind die politisch und militärisch Verantwortlichen in Deutschland noch meilenweit entfernt!