Das Magazin Panorama berichtet gestern – Bundeswehr in Afghanistan: die gelähmte Armee
Panaorama: „Das Versagen beim Wiederaufbau des Landes lässt sich nicht mehr leugnen, ebenso wenig wie die Notwendigkeit, gegen Aufständische zu kämpfen. Doch statt endlich eine tragfähige Strategie zu entwickeln, verstecken sich die Politiker schon wieder hinter Abzugsphantasien. Panorama mit einem Plädoyer für einen ernstgemeinten Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan.“ (mehr hier)
Nun plötzlich – anläßlich des Untersuchungsausschusses – sendet das Magazin ein Plädoyer über einen sogenannten erstgemeinten Einsatz und bemängelt damit u.a. auch die fehlende öffentliche Wahrnehmung dieser Mission. Militärexperten, Ex-Generalinspekteure, Ex-Vertedigungsminister und ehemlige Soldaten kommen zu Wort und prangern genaus dies an. Fehlende öffentliche Wahrnehmung – vielleicht der letzte mögliche enthüllende Ansatz, um in der aktuellen unübersichtlichen Diskussion über deutsche Sicherheitspolitik investigativ zu berichten. Ein längst überfälliger Beitrag zwar, aber Jahre zu spät.
Den Beitrag sehen Sie hier.
Rekapitulieren wir doch einmal :
Vor acht Jahren sind unsere deutschen Soldaten ausgezogen, unsere Sicherheit am Hindukusch zu verteidigen. Herr Struck läßt grüßen !
Ihre Aufgabe war, den Wiederaufbau zu begleiten, für Stabilität zu sorgen, den Frieden zu sichern.
Aber in Afghnaistan herrscht Krieg. Das durfte jahrelang die deutsche Öffentlichkeit nicht wissen. Von der Regierungsseite aus, nahm man das Wort Krieg , wohlweislich, überhaupt nicht in den Mund .
Deutsche Soldaten die Brunnen buddeln, — Ja ! Deutsche Soldaten die töten (müssen ) , — Nein !
Dieser Selbstbetrug und die verschleiernde Rhetorik, dieses Verlogene , hatten fatale Folgen. Für unsere Soldaten, und somit auch für die Menschen in Afghanistan.
Die Ausrüstungen für Kampfeinsätze waren unter aller Sau, die Einsatzregeln für militärische Maßnahmen ohne politischem Rückhalt, – so mußten unsere Soldaten, alleine gelassen, zusehen, wie sich die Sicherheitslage um ihre Lager ständig verschlechterte, und die Taliban zahlenmäßig immer mehr zu nahm.
Das Versagen beim Wiederaufbau des Landes , ging somit den Bach runter. Das Kämpfen gegen die Aufständischen nahm , in ungeheueren Ausmaßen, stetig zu .
Und so sieht die Lage heute aus:
Statt nun endlich eine Strategie zu entwickeln, wie man am besten aus dem ganzen Schlamassel etwas sinnvolles bewerkstelligen kann, wie man da wieder rauskommen könnte, verstecken sich diese Politiker schon wieder hinter absolutem dussligem Gequatsche.
Es hat sich , im Grunde genommen nicht viel verändert.
Es wird weiter rumgesülst , daß für die Ausbildung der Sicherheitskräfte zum Schutz der Bevölkerung , zu sorgen sei, — die Amerikaner verlangen ein effektiveres Engagement der Deutschen, — obwohl wir verzichtbar sind ! , — da betreibt ein US-General ja fast schon fast
“ Wehrkraftzersetzung “ , hat der wohl vergessen , daß er der Oberbefehlshaber ISAF “ aller “ SoldatInnen ist, und somit sehr demotivieren wirkt, — ist jetzt die richtige Zeit der Ränkespiele, zwischen den Bündnispartner ?, —
und der Untersuchungsausschuß geht in die zweite Runde.
Unsere Truppen haben immer noch nicht das Notwendigste, um dagegen zu halten . Unsere SoldatInnen werden vorgeführt von den Taliban, weil unsere Politiker einfach nicht kapieren, oder nicht kapieren wollen, was Sache ist.
Mittlerweile haben zwei Ex-Generäle deutlich gemacht, daß
bis heute, drei Bundesregierungen die Bevölkerung belogen haben, und, — tun sie es nicht immer noch ?
Soviel mal zum Stand der Dinge. Wem es da nicht übel wird !!??
James W. Davis, Professor f. Intern. Politik u. Direktor des Instituts für Politikwissenschaften der Universität St. Gallen stellt in der Süddeutschen Zeitung v. 23.01.10 fest:
„Sinn des Kriegs ist der Frieden“.
„Bischöfin M. Käßmann hat recht: Die Koalition könnte noch mehr tun, um den Frauen in Afghanistan zu helfen. Aber wie können wir sicherstellen, dass die Mittel,die wir zu diesem Zweck einsetzen, nicht zu verstärktem Widerstand aus anderen Teilen der afgh. Gesellschaft führen, sowie zu einer höheren Bereitschaft, die Taliban zu unterstützen?
Auch der Kommandeur General McChrystal liegt sicherlich richtig, wenn er seinen Soldaten sagt: „Unser Sieg wird nicht davon abhängen, wie viele Taliban wir töten können, sondern davon, wie gut wir die Aufständischen vom Zentrum des Geschehens trennen können – den Menschen“.
Aber wie bekommen wir die Menschen dann dazu, Herrschaft unddamit Vorgaben aus Kabul zu akzeptieren? Wie wird eine Truppenerhöhung zur Versöhnung zwischen rivalisierenden Stämmen und Warlords beitragen und die Re-Integration gemäßigter Taliban in die Politik fördern? Können wir sicher sein, dass der frustrierende Stillstand auf eine unzureichende Zahl an Soldaten zurückzuführen ist – und nicht auf Fehler in der strategischen Logik, nach der Truppenkontingente zum Erreichen politischer Ziele führen sollten?“
http://www.sueddeutsche.de/,tt3m1/politik/790/501051/text/
Man bekommt immer mehr den Eindruck, dass es immer mehr Ratlosigkeit und Für und Wider auf allen Seiten gibt – wie sollen die intern. Soldaten und auch die Gesellschaften noch Sinn und Vertrauen sehen und finden können. Kann man es tatsächlich jemanden verübeln, der sich verwirrt höflich desinteressiert abwendet, wenn er sich nicht aus persönlicher Betroffenheit davon betroffen fühlen muss?
Heute weitere Beiträge, die zur weiteren Verwirrung oder auch Aufklärung beitragen könnten:
http://www.daserste.de/weltspiegel/beitrag_dyn~uid,12o5ktxhrwo7u6pv~cm.asp
19:20 Uhr ARD: Krisenstimmung in Kunduz
http://www.daserste.de/weltspiegel/beitrag_dyn~uid,d54tmha2sg73rstt~cm.asp
19.20 Uhr ARD: Afghanische Kinderflüchtlinge in Calais
http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/bab/babvorschau4_bab-sendung13274.html
18:30 Uhr ARD: Bericht aus Berlin – 500. Sendung – Zwischen Auftrag und Exit:Deutschland sucht eine Strategie in Afghanistan. Gast: Außenminister Westerwelle.
Allen einen informativen Sonntag und den Verantwortlichen vielleicht „Erleuchtung“.