Als außenstehender Betrachter um den Tanklastervorfall von Kunduz können wir alle nur spekulieren und beobachten, was wirklich in dieser Nacht des Bombardements geschah – wer hat wann was entschieden und in der Folge wer hat was verschwiegen oder unter den Tisch fallen lassen. Einigen Journalisten scheint der Abschlußbericht der NATO vorzuliegen. Der Spiegel berichtete gestern in seiner Online-Ausgabe und heute im Heft über diesen Bericht. Vielleicht hat den Artikel ja schon jemand gelesen. Ich kann die Quellen dieser Geschichte des Spiegels nicht einschätzen – ich verweise auf den Artikel, damit Sie wissen, was wann wer berichtet und entspreche damit der Chronistenpflicht dieses Blogs, der sich ja auch zur Aufgabe gemacht hat, aufzuzeigen, wer wie in welcher gesamtpolitischen Situation über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr berichtet:
Der Nato-Abschlussbericht zum Luftangriff auf zwei Tanklaster bei Kunduz legt die Fehler des deutschen Obersts Klein offen. Nach SPIEGEL-Informationen verstieß der Bundeswehr-Offizier gegen etliche Regeln. Dabei ist die Rolle der Spezialtruppe KSK größer als bisher bekannt. (weiter auf Spiegel.de)
Oh mein Gott,
die Volontäre beim Spigel haben wieder zugeschlagen! 🙂
Wenn es nicht so traurig wäre könnte man sich datüber totlachen.
Sie versuchen immer noch aus dem Vorfall einen Skandal zu machen und Oberst Klein als Kriegsverbrecher dastehen zu lassen, dies diametral entgegengesetzt zu den Informationen aus Karlsruhe nachdem die Bundesanwaltschaft wohl kein Verfahren gegen Oberst Klein eröffnet.
Der einzige praktische Fehler dieser Nacht war die fehlende unmittelbare Aufklärung nach dem Waffeneinsatz vor Ort.
Damit konnte die ISAF nicht mehr zweifelsfrei nachweisen
wer und was durch das Bombardement betroffen war.
Insbesonders der Passus über die US-Piloten, die der Spiegel natürlich ermittelt hat.
„Den Nato-Ermittlern berichtete einer der beiden US-Piloten, wenn sie gewusst hätten, dass einer der entführten Tanklasterfahrer unter den Menschen im Zielgebiet sei, „hätten sie ihre Waffen nicht eingesetzt“.“
Da kommen mir gleich die Tränen. Für wie blöd halten die eigentlich den informierten Leser?
Diese hatten dieselben Bilder wie Klein, wer sich mal selbst ein Bild über die Leistungsfähigkeit machen möchte, bitte schön :
http://www.gs.flir.com/products/airborne/starsafirehd.cfm
Soviel zur Qualität der verfügbaren Bilder.
Weiterhin hat ja offensichtlich die letzte Freigabe zum Waffeneinsatz beim LWHQ in DOHA gelegen, welche zur selben Lageeinschätzung wie Klein gekommen ist.
Das Klein entgegen den kolportierten Meldungen des SPD-„Verteidigungsexperten“ Arnold zum Anfordern des CAS befugt war geht aus dem bei Wikileaks veröffentlichten Feldjägerbericht hervor.
Insgesamt kann ich nach Beurteilung aller mittlerweile frei verfügbaren Informationen Oberst Klein nur insofern ein Fehlverhalten ankreiden, das er der ISAF-Regel einen IAT (= unmittelbaren Aufklärung vor Ort) nicht innerhalb der geforderten zwei Stunden nach dem Einsatz durchgeführt hat.
Das er dazu ebenso offensichtlich nicht die Kräfte hatte, steht auf einem anderen Blatt. Dazu hätte er sich auch der Alliierten bedienen können ( müssen ?).
Auch die vorherigen Berichte den Spiegel über die „gravierenden“ Verstöße gegen die Einsatzregeln beziehen sich letztendlich auf die angeblich „unzureichenden“ Aufklärungsergebnisse der Luftbilder ( passend Zeitgleich in der Blöd veröffentlicht das Augenkrebs verursachende Video), die Dialoge von COM-ISAF mit den deutschen Generälen bei dem dieser General Ramms „angeherrscht“ haben soll. ( Kennt einer Ramms? Innerhalb der NATO ist er Vorgesetzter von McChrystal :-))
Seitens der NATO wird zu Recht die völlige Unproffesionalität nach dem Einsatz angekreidet, Meldewege die offenbar nur unzureichend eingehalten wurden,und last not least die militärisch knappe Meldung über das Ereigniss, der vierzeiler an das HQ. 🙂
Das hat McChrystal letztendlich dazu gebracht so unwirsch zu reagieren, ging es ihm jedoch weniger um das Bombardement selbst als den aus seiner Sicht „unproffesionellen“ Umgang der Deutschen mit den administrativen Regeln zu dem Vorfall.
Ich glaube mittlereile auch, das er, wenn er die aktuelle Diskussion um den Vorfall betrachtet, sich wünscht er hätte nicht so impulsiv über den „fucking german colonel“ reagiert.
Ich danke Ihnen für diesen Kommentar. Nach dem Motto: Afghanistanblog-Leser wissen mehr…;-)