Endlich bringt es mal eine Zeitung auf den Punkt: Verlieren wir Afghanistan an der Heimatfront? Kann der Afghanistan-Einsatz an der öffentlichen Debatte scheitern? Zwar hat der Tanklaster-Vorfall von Kundus eine öffentliche Debatte ausgelöst, aber in eine völlig falsche Richtung. In den Medien ist seit der Afghanistan-Konferenz in London überwiegend nur noch von einer Rückzugsdebatte zu hören und zu lesen. Die Propaganda der Aufständischen scheint zu kunktionieren:
Der wirkliche Unsicherheitsfaktor in Afghanistan ist nicht das militärische Vorgehen vor Ort – es ist die politische Öffentlichkeit in den Nato-Ländern. Wenn es nicht gelingt, die negativen Debatten zu stoppen, könnten die Alliierten die Kampagne gegen die Taliban nicht in Afghanistan verlieren, sondern an der Heimatfront (…) Größter Unsicherheitsfaktor sind aber im Moment die politischen Öffentlichkeiten in den verschiedenen Nato-Ländern. Denn auch hier gilt das Gesetz der verlorenen Initiative: Wenn die öffentliche Debatte einmal ins Negative gekippt ist, wird es sehr schwer, sie noch einmal zu drehen. Der Sturz der Regierung in den Niederlanden ist das bisher konkreteste Beispiel dafür, dass der Kampf um die öffentliche Meinung in Sachen Afghanistan in den meisten europäischen Staaten verloren scheint. (mehr auf Welt.de)
Dies ist wieder mal typisch für die „Springer“-Presse !
Jahrelang wird jede Schlagzeile mitgenommen, die auf Kosten der Bw und ihrer Soldaten möglich ist.
Erinnert sei daran, dass die „Bild“, an dem Tag an dem das neue Weissbuch für die Bw veröffentlicht wurde, die Totenkopf-Story aus AFG gross herausbrachte. Eine sinnvolle und breit angelegte Diskussion über die Sicherheitspolitik und die Interessen der Bundesrepublik Deutschland wurde damit in diesem Ansatz unterbunden.
Jetzt wird an einer „Dolchstosslegende“ gearbeitet, anstatt einen falschen Krieg beim Namen zu nennen.
Für die Nato geht es seit der Londoner AFG-Konferenz nur noch um einen geordneten Rückzug, der die bisherigen Anstrengungen und Opfer nicht wertlos macht.
In den Niederlanden, soviel sei zur Sache angemerkt, gab es einen gültigen Kabinettsbeschluss zum Rückzug 2010. Den wollten 2 von 3 Regierungspartnern ändern und der 3. Partner nicht. In der Folge zerbrach die Regierung – ein völlig normaler Vorgang.
Es sei ebenfalls daran erinnert, dass der ISAF-Beschluss des Deutschen Bundestages im Dezember 2001 mit der Vertrauensfrage für den Bundeskanzlers Schröder verbunden wurde !
Alle Kriegstheoretiker müssen sich vergegenwärtigen, dass in einer Demokratie jeder Krieg früher oder später von den Wählern, vom Volk beendet werden wird, es sei denn die Regierung überzeugt die Bürger von der Notwendigkeit des zu führenden Krieges, bzw. dessen Verlängerung.
Wenn dieses Werben für die breite Unterstützung unterbleibt und man statt dessen Videos von insektensammelnden Majoren aus AFG verbreitet, braucht man sich nicht wundern, wenn die Gesellschaft sagt so nicht !
Ist das jetzt schon strategische Kommunikation (http://bendler-blog.de/2010/02/12/ksk-kommando-spezial-kommunikation-ii/) oder ein Gefälligkeitsartikel für den Ex-Kollegen (wobei der natürliche Neid unter Journalisten dagegen spräche).
Hier ist ein interessanter Artikel über die Situation in Dänemark:
http://online.wsj.com/article/SB10001424052748703503804575083430458306468.html?mod=WSJ-World-LEFTSecondNews
„Denmark has paid a high price in Afghanistan. Its 750 troops represent almost 5% of its entire military, including reserves—among the highest in Afghanistan. Of the total, 31 Danish troops have died there, an allied casualty rate behind only Canada and Estonia“
„Yet throughout a difficult 2009, polls consistently showed around a half of Danes surveyed by TNS Gallup believed Danish troops should be in Afghanistan; only one-third said they didn’t“
„“On editorial pages, there has been a total agreement that it is a necessary war,“ says Kristian Mouritzen, the foreign editor of Berlingske Tidende, one of Denmark’s big three dailies.Mr. Gade, a former Danish army officer, said a key to winning the public was giving reporters deep access to soldiers, who were allowed to talk.
When troops say, “ ‚We did a job and we did it good, and it is worth doing,‘ then it is very hard indeed for a lot of people to oppose, because those are the men and women who risk their lives,“ he said.“