Afghanistan-Experte befürchtet mehr Todesopfer unter deutschen Soldaten
Conrad Schetter im Gespräch mit Jochen Spengler/DRadio
Die Entscheidung über eine Verlängerung des Afghanistan-Mandats der Bundeswehr steht bevor. Conrad Schetter vom Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn sagt, dass mit einem solchen Mandat auch Bundeswehrsoldaten in direkte Kampfhandlungen verwickelt sein werden. Todesopfer scheinen da vorprogrammiert.(mehr auf dradio.de)
Auf eine so nüchterne und ungeschönte Lageeinschätzung bezüglich der Bw in Afghanistan kann man bei einem unserer Politiker leider vergeblich warten. Die Bundestagsdebatte neulich zu diesem Thema hat mir auch geradezu körperliche Schmerzen bereitet. Vor allem als ein Abgeordneter namens Mißfelder(CDU) in seiner Rede sagte, er begrüße es, daß die Bundeswehr sich von ihrem militärisch-offensivem Auftrag hin zu mehr Ausbildung bewege. So viel gut bezahlte und konzentrierte Ahnungslosigkeit auf einem Haufen habe ich selten erlebt.
Als aktuelle Ergänzung dazu folgender Programmhinweis:
Freitag Abend, 26.02.10, 22:25 Uhr
3 Sat extra: Alptraum Afghanistan
Was sind die Folgen der „Verteidigung am Hindukusch“
Noch ein Wort zu Philipp Mißfelder. Hat er nicht, als damaliger Vorsitzender der Jungen Union, die Diskussion angestossen, ob sehr alte Menschen noch ein künstliches Hüftgelenk auf Krankenkassenkosten bezahlt bekommen sollen ?
Wahrscheinlich von ähnlichem Sachverstand geprägt, wie jetzt die Aussage vom „militärisch offensiven Auftrag“ der jetzigen deutschen Afghanistanmission.
Das ist eine wirklich schockierende Erkenntnis, dass im Krieg Soldaten fallen können. Hoffentlich hat da jemand dem Minister bescheid gesagt.
Das dürfte die schwachsinnigste Aussage der Woche sein. Ich geb die Schuld da nicht dem Herrn Schetter, sondern der Redaktion. Seine Aussage war ja wohl eindeutig ein „die Soldaten glauben, dass …“ und nicht ein „ich als Experte sage, dass …“, wie man es beim Deutschlandradio hingedreht hat. Es mag ja auch stimmen, dass die gefühlte Angst und Bedrohung zunimmt, aber wir machen doch Sicherheitspolitik nicht nach Gefühl und Ängsten! Also, doch, aber wir sollten es nicht! Wenn man sich nicht mal in der unmittelbaren Umgebung vom Lager sicher bewegen kann, ist das doch kein erstrebenswerterer Zustand als ein kurzfristiges Risiko einzugehen und dafür langfristige Stabilität herzustellen. Und letztlich ist es einfach die gottverdammte Pflicht des Soldaten. Meine Herren. Ich dachte, die Einsicht dass Krieg herrscht, wäre inzwischen zu allen durchgedrungen.
Naja, ich würde ein Achselhaar darauf verwetten, dass diejenigen Soldaten, die diese Befürchtungen geäußert haben, nicht diejenigen sind, die am Ende raus müssen. Aber das ist nur eine Vermutung.
„Ich dachte, die Einsicht dass Krieg herrscht, wäre inzwischen zu allen durchgedrungen.“
Zu den Soldaten schon lange und auch Herr Schetter behauptet nichts anderes, doch die Politik unternimmt bisheute verbale Spasmen um dieses böse K-Wort nicht in letzter Konsequenz auszusprechen. Lieber wird weiterhin Orwellsches Neusprech praktiziert, früher Wiederaufbau- und Brunnenbohrromatik mit im „Einsatz für den Frieden“ verunfallten Soldaten und jetzt ist es die Ausbildung der lieben ANA-Kameraden. Dass OMLT und sonstiges Partnering und Mentoring nichts anderes als Gefechte, als Krieg bedeutet, dies hat bisher kein Politiker dem Volk erklärt. Das ist die Krux und die Soldaten im Einsatz nehmen das sehr genau wahr. Dass diese verlogene Politik besonders motivieren würde, habe ich nicht feststellen können, im Gegenteil, dass weder im Volk noch in Berlin der Rückhalt besonders erwähnenswert ausgeprägt ist, gerade dies ist doch eine der Lehren, die wir aus der Debatte nach dem Tanklasterangriff ziehen können.
Das diese neue Strategie zu mehr Kämpfen und damit möglichen höheren Verlustzaqhlen führen wird habe ich schon bei der Bekanntgabe der Strategie befürchtet.
Das man dies nicht klar und deutlich bennennt ist der politischen Angst vor der folgenden Debatte geschuldet.
Es ist ein klares Versagen der Politik insgesamt, die zwar den Führungsanspruch für sich behauptet, aber ihre Hausaufgaben in Bezug auf die Vermittlung der Entscheidungsgrundlagen und den daraus folgenden Entscheidungen nicht dem Bürger vermitteln kann.
Da ist es kein Wunder, das beseelt von Unwissenheit und Naivität eine Ablehnung des Einsatzes in der Bevölkerung eine Mehrheit findet. Mal sehen wie lange es dauert bis diese Erkenntniss auvch in Berlin nicht nur angelangt, sondern auch umgesetzt wird.
In den Niederlanden wird nun ja neu gewählt und wenn das eintritt was die Demoskopen ( heute schon wichtiger wie der Wähler ) prophezeien wird das einen gehörigen Rehtsruck geben. Ob das dann gewollt war,
wage ich zu bezweifeln.
@ Christof
Dass OMLT und sonstiges Partnering und Mentoring nichts anderes als Gefechte, als Krieg bedeutet, hat bisher kein Politiker dem Volk erklärt. Das ist die Krux und die Soldaten im Einsatz nehmen das sehr genau wahr…“
Wie Recht Sie haben…
Und nicht nur die Soldaten, sondern auch wir Familien wissen das!
Was muss man sich nach der „neuen Strategie“ nicht alles anhören, wird die ANA-Ausbildung doch mit der deutschen Rekrutenausbildung in einer deutschen Kaserne verglichen.
Aber leider, und dies finde ich persönlich wesentlich beschämender und fataler, diese Dummheit oder Naivität findet sich innerhalb der Bundeswehr und Kameradschaft wieder!!!
Da maßen sich Soldaten und Reservisten an, die entweder noch nie „an der Front“ waren, oder wenn dann doch, in exponierten Positionen im gesicherten Feldlager oder als „Schutzbefohlene“ besonders geschützt durch die Landschaft zum mehr oder weniger Sightseeing und Tee trinken gekarrt werden, sich ein Urteil darüber zu erlauben, was jene Soldaten schon lange „mit Präsenz in der Fläche“ täglich leisten und spielen das mit einem müden Lächeln in der Öffentlichkeit herunter. Aber auf die „Herren mit dem vollen Durchblick“, da kommt es natürlich an 😉
Bevor man meiner Meinung nach von „der Gesellschaft“ Durchblick und wahres Interesse erwartet, sollte man zunächst in den eigenen Reihen endlich mal aufräumen. Vielleicht würde manch einer anders denken, wenn er morgens, wenn er das Lager verlässt, nicht wüsste, ob er es abends wieder auf eigenen Füßen betritt. Und dann würde er auch verstehen, warum auf dem Papier sich alles gut anhört, die Praxis jedoch eine ganz andere ist. Aber will das einer wirklich wissen???
Der Link trägt auch nicht gerade zu mehr Sicherheit bei. Ggf. lohnt ein eigener threat Herr Barschow
http://faz-community.faz.net/blogs/sicherheit/archive/2010/02/23/zur-rechtssicherheit.aspx
Danke für den Hinweis bzw. Erinnerung. Hatte die pdf-Datei neulich auch erhalten. Habs nur vergessen. Kommt sofort inklusive der Verlinkung zum Heft als pdf-Datei…Thread ist in Arbeit, Geben Sie mir ne Minute…