Sterben für Afghanistan
von Stefan Aust und Claus Richter/heute Abend um 21 Uhr im ZDF
Der Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan ist eines der beherrschenden Themen in der Politik. Es geht um die Beteiligung deutscher Soldaten an einem Krieg, der inzwischen länger dauert als der Zweite Weltkrieg, den die Bundesregierung aber offiziell nicht „Krieg“ nennt, und aus dem die Mehrzahl der Deutschen lieber heute als morgen abziehen würde. Die Dokumentation von Stefan Aust und dem Frontal21-Redaktionsleiter Claus Richter analysiert die Situation der Bundeswehr in Afghanistan zu Beginn des Jahres 2010, begleitet amerikanische Soldaten im Grenzgebiet zu Pakistan und schildert die Geschichte dieses Krieges, der nach den Anschlägen vom 11. September 2001 mit der Jagd auf Al-Kaida-Führer Osama Bin Laden begann. (mehr auf frontal21.zdf.de)
General Ramms und der Ex GI waren mehr als deutlich, Respekt.
Insgesamt war der Bericht eine deutliche Anklage an die Politik, zusamen mit dem heute veröffentlichten Bericht der Wehrbeauftragten Robbe ein guter Tag für die Soldaten, wenn der Ruf nicht einsam verhallt.
@BB
Ich bin mal auf das Medienecho gespannt, wo kriegt man eigentlich mal eine Info über dir Quote her ?
…die könnte ich mal abfragen. Bin aber diese Woche leider nicht mehr im Dienst. Werde mal bei den Kollegen nachfragen. GI und Ramms brachten es auf den Punkt – ja…aber Struck, Scholz & Co…müssten eigentlich, wenn man sie heute hört – zu unseren Stammbloggern gehören ;-)…plötzlich sind sie geleutert, „haben wir doch früher vieles falsch“ gemacht….etc.pp. (unsere Argumente hier schon seit zwei jahren, Stichwort Ausrüstung und Material). Wie gesagt, wenn die damals Beteiligten raus sind aus ihrem Job, kommt die große Einsicht. Dass Jung sich noch vor die Kamera traut 😉 (vielleicht wurde das Interview ja noch vor seinem Rücktritt aufgenommen). Tja und dann die Kameraden, die im Fuchs im Fluss ertrunken sind. Schlecht recherchiert…leider…die Umstände waren ganz anders. Jetzt wird eifrig in den Medien berichtet. Der U-Ausschuss weckt Interesse beim Leser und Zuschauer. Ganz plötzlich ist AFG relevant. Plötzlich sind deutsche Repoter embedded…bei den Amis…noch vor kurzen war das PFUI. Wir können es drehen und wenden wie wir wollen. Jetzt haben wir mediale Aufmerksamkeit, was den Einsatz anbelangt, rühren aber in der deutschen Suppe herum. Andere ISAF-Nationen haben mit ganz anderen Problemen zu kämpfen als die unserer parteipolitischen Schlammschlacht hierzulande…die letztendlich auf dem Rücken deutscher Soldaten und ihrer Angehörigen geschlagen wird. Wie sagte mal ein Medien-Hierarch zu mir: „Sie haben eine deutsche Uniform getragen, Sie dürfen nicht mehr über AFG berichten.“ Punkt! Viele Analysten und Berichterstatter kennen Afghanistan nur aus dem gepanzerten Auto, trauen sich alleine nicht ins Land. Finden somit auch keine „guten“ Geschichten, die wie Sand am Meer auf der Straße liegen. Man kann sie entdecken, überall, aber keine will diese Geschichten. Ich habe mich schon fast zu Tode hausiert mit ihnen und gebe es fast auf, auch nur noch einmal auf die Idee zu kommen, sie an den Mann zu bekommen. Das mediale Unwissen ist teilweise so eklatant, dass man sich nur die Haare raufen kann. Wie meinte ein STERN-Redakteur zu meinem Verlag, der Endstation Kabul gehyped hatte: „Hören Sie auf mit ihrer Bundeswehr-Prpaganda, ich kann es nicht mehr hören und will davon nichts mehr wissen. Das ist zum kotzen.“ Großartig. Selbiges will ich hier jetzt nicht tun, der Film zwar eine gute Analyse, aber Jahre zu spät. Alle Fakten sind seit Jahren bekannt. Nur hat sie damals niemand interessiert. Jetzt bringen sie offenbar Quote. Und nun krabbeln ausrangierte und vorpensionierte Politiker vor die Linse und kommen mit ihren Binsenweisheiten. Da fühlt sich manch ein Uniformierter verarscht. Wie meinte Struck: „Wennwir jetzt abziehen aus AFG, dann war der Tod unserer Soldaten umsonst.“ Recht hat er – aber der Zynismus, der dahinter steckt. Ich bin hin und her gerissen. Besser so ein Film als gar keiner. Insofern bin auch ich auf die Quote gespannt…Hug! (Sorry, ich glaube ich habe meine Tage heute) 😉
“Sie haben eine deutsche Uniform getragen, Sie dürfen nicht mehr über AFG berichten.”
Das sind Momente, wo man sich besser ganz schnell an seine gute Erziehung erinnert. Übel. Aber scheinbar sitzen die ja überall, wenn sie gleich noch ein Stern-Zitat nachliefern können.
Fand es jedenfalls deutlich gelungener als den letzten Frontal21 Bericht.
pi
Einer der besseren Berichte über den Themenkreis, vor allem ohnen unterschwellige Vorwürfe gegen die Bundeswehr.
Und die Äusserungen der (ehemaligen ) politischen Verantwortungsträger sind bezeichnend und für diese Kaste mehr als beschämend. Sie sollten tgl. zur besten Fernsehzeit wiederholt werden. 😉
Das Stern / Spiegel und Konsorten an derartiger Berichterstatttung nicht interressiert sind, bzw die verantwortlichen Redakteure diese als „Prpaganda“ abtun ist schon bezeichnend, entspricht aber deren Lebensbild. 😉
Mich würde die Quote einer derartigen Sendung wirklich mal interrressieren, zeigt sie doch auf wie das Thema an einem 08/15 Fernsehabend aufgenommen wird.
@BB
ot -> Für den neuen Blog wäre eine Korrekturfunktion schön. 😉
Klare und richtige Worte, so wie sich der Soldat es wünscht. Es besteht auch kein Zweifel, dass die Politik hauptverantwortlich für die Misere ist. Dass es in AFG aber keinen deutschen Leo und keine PzH 2000 gibt ist auf Ex G Schneiderhahn zurück zu führen. Warum er den Einsatz während seiner Amtszeit abgelehnt hat ist bisher sein Geheimnis.
Leider ist die Kritik an Gerät und Ausrüstung immer wieder sehr pauschal. So hat sich der Fuchs, obwoh relativ leicht gepanzert, im Einsatz bewährt. Vielfach wird einfach nicht das Gelände berücksichtigt, für das schwer gepanzerte Fahrzeuge mit hohem Gewicht nicht geeignet sind.
Für die PzH2000 kann das Argument Gewicht aber nicht gelten. Ersten ist sie ja im Einsatz, wie auch im Frontal Bericht erklärt, zweitens ist ihre Reichweite größer als der Aktionsradius der aller meisten Patrouillen und erst recht der meisten Gefechte, so dass eine verdichtete Stellung im Lager ausreichen würde.
…soviel ich weiß haben die Niederländern die PzH 2000…aber wir nicht…
Die Niederländer die PzH2000 die Canadier geleaste Leo2A6M nur unsere Jungs krebsen ohne rum… ;-(
Natürlich haben wir die Panzerhaubitze 2000, zwar nicht mit verschiedenen Modifikationen wie die Niederländer (Klimaanlage zur Kühlung der Treibladungen), aber wir haben sie.
Die Frage ist nur wie lange können und wollen wir unser modernstes Artilleriegeschütz uns noch leisten ?
Der Inspekteur des Heeres hat im März entschieden 12 Stück davon stillzulegen, um Geld für Einsätze freizubekommen.
…ja, aber in AFG haben wir sie nicht, oder hat sich das geändert?
Einschaltquote im Zweiten 21 – 21.45 Uhr:
Erw. ab 14J in Mio:2.26
Anteil 14-49 J. in %.: 22
14-bis 49 in Mio: 0.49
Marktanteil 14 bis 49 J.:3.6
Kinder 3 bis 13 in Mio: 0.02
Zus. ab 3 J. in Mio: 2.27
Zus. Marktanteil in %: 6.9
„Die Grenze“ auf SAT1 hatte um 20.15 Uhr einen Gesamtmarktanteil von 11,1 % – zwischen 21 und 21.30 Uhr von 10,6 %.
RTL um 21.00 Uhr mit „CSI Miami“ einen Geamtmarktanteil von 18,3 %.
Die ARD mit „In aller Freundschaft“ gesamt MA 20,3 % um 21 Uhr
Pro7 mit „Two and a half man“ im Schnitt ca. 7% MA
Eine weitere, sehr interessante Perspektive liefert Citha Maaß von der Stiftung Wissenschaft und Politik in der taz von heute:
Stimmt es, dass die örtlichen Milizenführer den Norden im Griff haben und die Bundeswehr nie ein militärisch ernst zu nehmender Faktor war?
Ja. Die Deutschen waren schon seit 2004, seit der Gründung des deutschen Provincial Reconstruction Teams, des Stützpunkts in Kundus, auf den Schutz der lokalen Machthaber angewiesen, insbesondere von General Daud. Daud hat seine Truppen formal demobilisieren lassen, aber in Wirklichkeit seine Milizsoldaten weiterhin einsatzbereit gehalten. Wenn Bundeswehrleute in Kundus sagen, „die Milizen könnten uns hier in wenigen Tagen von der Platte putzen“, haben sie recht.
Komplettes Interview unter:
http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=sw&dig=2010%2F03%2F17%2Fa0002&cHash=1642d88fbd
@BB
Danke das dachte ich mir….;-(
@Sascha
Himmel hilf….
Warum bleibt das unterm Teppich ???
Natürlich haben wir die PzH 2000 in AFG nicht. Die militärische und politische Führung will sie dort nicht haben.
Vermutlich ist die Waffe zu kriegerisch. Man könnte damit aber auf Raketenangriffe auf ein Lager ziemlich schnell und wirkungsvoll antworten.
Das Problem dabei ist, was macht man wenn die Raketen aus einem Dorf abgefeuert wurden ?
Nimmt man dann Kollateralschäden in Kauf ? Außerdem können die Raketen per Fernzündung einige 100 m entfernt von der Abschussstelle gestartet worden sein.
Was dann ?
Nichtsdestotrotz wäre die Panzerhaubitze in einigen Situation sicherlich hilfreich. Da müssten sich mal militärische Experten dazu äußern.
@StFwdR: Es bleibt ja nicht unter dem Teppich, es ist nur nicht Teil des Mainstreams der Debatte. Wenn ich mir meinen Kommentar zu Kundus aus dem vergangenen September anschaue, erkenne ich vieles daraus mittlerweile auch in relevanteren Stellungnahmen wieder. Aber das es nicht darauf ankommt, was gesagt wird, sondern von wem, ist Teil des Spiels.