Das Bundeskanzleramt soll schon wenige Stunden nach dem tödlichen Bombardement von Kundus am 4. September konkrete Hinweise auf zivile Opfer gehabt haben. Wie „Spiegel Online“ am Donnerstag meldete, ging an dem Morgen um 8.06 Uhr deutscher Zeit eine E-Mail mit entsprechenden Informationen des Bundesnachrichtendienstes an leitende Beamte im Kanzleramt.
Der BND berichtete laut „Spiegel Online“ in dem Schreiben unter anderem dem stellvertretenden Leiter der Abteilung 6 im Kanzleramt, dass bei dem Angriff „zahlreiche Zivilisten ums Leben gekommen sind (Zahlen variieren von 50 bis 100)“. Die Abteilung 6 ist für die Koordination der Geheimdienste verantwortlich. Die Erkenntnisse des BND nur Stunden nach dem Bombardement, bei dem bis zu 142 Menschen getötet wurden, sollen dem Online-Magazin zufolge detailliert gewesen sein. So habe der Dienst berichtet, die Kaperung der beiden Tanklaster mit Treibstoff für die NATO könne „sowohl kriminellen (Diebstahl von Treibstoff) als auch terroristischen Hintergrund (mögliche Benutzung für Anschlag) Hintergrund“ gehabt haben. Mindestens einer der Lkw habe sich aber auf einer Sandbank festgefahren. Es habe so viele zivile Opfer gegeben, weil die Dorfbewohner „die Gelegenheit“ genutzt und „sich mit Benzinkanistern auf den Weg gemacht“ hätten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die Existenz ziviler Opfer nach dem Angriff zwar nicht verneint, allerdings äußerte sie sich erst Tage später im Bundestag erstmals zu dem vom deutschen Oberst Georg Klein befohlenen Bombardement. Die Opposition behält sich vor, die Kanzlerin als Zeugin vor dem Kundus-Untersuchungsausschuss anzuhören. Einen Termin gibt es noch nicht. Jung will vor dem Ausschuss nach eigenen Angaben eine 45-minütige Erklärung über den Verlauf der Ereignisse abgeben. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagte er, nach seiner Ansicht sei damals „alles richtig gelaufen“. Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold sagte dazu dem Sender n-tv, wenn Jung alles für richtig hält, wie könne er dann seinem Nachfolger Karl-Theodor zu Guttenberg widerspreichen, „der inzwischen ja sagt: nein, dieser Bombenabwurf war falsch, er war militärisch-operativ eben nicht angemessen?“ (mehr auf Focus.de)
Die Rubrik „Hab da interessante Links, die hier zu keinem Beitrag passen“, wäre evtl. auch noch eine Idee…
Und vielleicht noch eine Vorschaufunktion. Gerade bei längeren Kommentaren fehlt mir dies ab und an.
1. Artikel der Bw über die nächste QRF mit interessanten Formulierungen:
– (…) Auf beiden Seiten kam es während des Gefechts zu erheblichen Verlusten. (…)
– (…) Die Infanteristen näherten sich mit ihren gepanzerten Fahrzeugen unter massivem Feindfeuer an und eroberten Meter für Meter die Feuerüberlegenheit, (…)
Link:
http://www.deutschesheer.de/portal/a/10div/aktuelles/nachrichten/jahr2010/maerz2010?yw_contentURL=/C1256F870054206E/W283TARC800INFODE/content.jsp
2. Artikel der Bw über den Abzug der Spähwagen Fennek aus FEY:
Die Soldaten der Aufklärungstruppe mit ihren gepanzerten Fahrzeugen vom Typ Fennek haben ihren Auftrag erfüllt. Im afghanischen Feyzabad werden sie nicht mehr benötigt. Sie verlegen nach Kunduz, wo derzeit durch die erhöhte Bedrohungslage der Schwerpunkt der Truppe liegt.
Link:
http://www.deutschesheer.de/portal/a/13div/aktuelles/nachrichten/jahr2010/maerz2010?yw_contentURL=/C1256F870054206E/W283VAQ7178INFODE/content.jsp
Nettes Foto aus dem Artikel:

Um auf die am Schluss des Artikels gestellte Frage zurückzukommen. General Kujat hat die Frage im Interview dahingehend beantwortet, dass die Vernichtung der Ansammlung von Taliban im Rahmen der vorhandenen operativen Möglichkeiten angemessen war. Der Erfolg der Operation, hat ja die Taliban und andere Aufständische danach entscheidend geschwächt. Der Angriffsdruck der Aufständischen ließ nachweislich nach.
Wer die militärische Lage im Sommer 2009, vor dem Luftschlag gegen die Taliban, im Raum Kundus nachlesen will, dem sei der Artikel des damaligen QRF Kommandeurs empfohlen:
Klicke, um auf artikel_heft_26_2.pdf zuzugreifen
Mittlerweile kommt die Bundesanwaltschaft laut „Spiegel Online“ zu dem Schluss das kein Kriegsverbrechen vorliegt, mithin keine strafbare Handlung nach dem Kriegsvölkerrecht.
Zitat:
Der entscheidende Satz danach ist für Nichtjuristen kaum zu verstehen und doch aussagekräftig. So umfasst der Verdacht gegen Klein aus Sicht der Bundesanwaltschaft nur einen „Teilbereich der – für die Deliktstruktur von Kriegsverbrechen maßgeblichen – subjektiven Tatseite“. Was sich kryptisch anhört, bedeutet faktisch, dass das Verfahren schon sehr bald eingestellt wird. Denn laut dem Völkerstrafgesetzbuch kann ein Kriegsverbrechen nur bestraft werden, wenn der Täter vorsätzlich gehandelt hat: Er müsste also mit Bomben „die Zivilbevölkerung als solche“ angegriffen haben.
Für Klein ist der interne Schriftverkehr hilfreich. Konkret bedeutet er, dass dem Offizier für eine Verurteilung Vorsatz nachgewiesen werden müsste. Der liegt aber noch nicht einmal vor, wenn Klein nicht genau wusste, ob sich Zivilpersonen rund um die beiden von den Taliban entführten Tanklastzüge befanden. Laut dem Paragrafen 11 müsste er für eine Bestrafung „sicher“ erwartet haben, „dass der Angriff die Tötung oder Verletzung von Zivilpersonen in einem Ausmaß verursachen wird, das außer Verhältnis zu dem insgesamt erwarteten (…) militärischen Vorteil steht“. Zitatende
Es lag also kein Vorsatz vor um Zivilisten zu töten, außerdem wäre (hypothetisch !) der zu erwartende militärische Vorteil, in Form der Tötung einer großen Zahl von gegnerischen Kämpfern angemessen im Verhältnis zu den Kolleratalschaden der Tötung von einer geringeren Anzahl von Nichtkämpfern gewesen.
Außerdem wären Zivilisten, die Kombattanten unterstützen keine Unbeteiligte mehr !
Und zum Schluss nochmals die Frage, wann konnte wer wissen, dass mit großer Wahrscheinlichkeit auch Nichtkombattanten bei dem Angriff getötet wurden ?
Meiner Meinung nach wusste dies jeder interessierte Blogger aus der Rekonstruktion des Tatherganges (Entladen der Tanklaster auf der Sandbank im Fluss) spätestens zwei Tage nach dem Bombardemand.
Also welche Frage will der Untersuchungsausschuss eigentlich klären ?
Ja, da hat das BKA nun schon früh von möglichen zivilen Opfern gewußt, und wenn schon? Wäre das nicht der Fall gewesen, liefe irgendetwas nicht rund in der Informationsweitergabe an das BKA. Wahrscheinlich wollte man seitens des BKA einfach nur warten, bis man gesicherte Angaben hat, bevor man vor der Presse von zivilen Opfern spricht. Unseriöse Sensationsmeldungen sind schließlich Sache der Presse und nicht Aufgabe der Kanzlerin. Diese Skandalheischerei wird immer unerträglicher, ich warte auf den ersten Politiker der Ex-SED, der den Rücktritt von Frau Merkel fordert.
Die eigentlich interessante Frage, sowohl für den Untersuchungsausschuß, als auch für das Bundeskriminalamt, ist oder sollte zumindest sein, wieviel Menschen bei dem Bombenangriff umgekommen sind. Ich bin eigentlich verwundert, dass dieses Thema von den Medien nicht näher thematisiert wird, da die tatsächlichen Opferzahlen meines Erachtens anhand der Filmaufnahmen relativ genau zu bestimmen sind. Ich habe das von der Bild-Zeitung ins Internet gestellte Video angesehen und die auf der Sandbank operierenden Menschen in verschiedenen Standbildern ausgezählt. Dabei bin ich auf eine Anzahl von 40 bis 60 Personen gekommen. Ein genaues Abzählen der Personenzahl ist etwas schwierig, da die Menschen hin und her eilen und nicht alle Personen auf der Sandbank in einem Bildausschnitt (Frame) versammelt sind. Daher meine ABschätzung von 40 bis 60 Personen. Technisch müßte es jedoch möglich sein, die genaue Personenanzahl mittels einer Tracker-Software zu ermitteln, was hoffentlich das Bundeskriminalamt macht. Die so gewonnenen Opferzahlen von 40 bis 60 decken sich jedenfalls mit dem auf Wiki-Leaks veröffentlichen Opferzahlen des Feldjäger-Berichts von 56 + 3 = 59 Toten, die vom Infrarot-Sensor des Sniper Advanced Targeting Pod der F-15E Strike Eagle Jagdbomber gezählt wurden, was die Anzahl von 145 Toten als absolut unglaubwürdig erscheinen läßt. Bei den 3 miteingerechneten Toten handelt es sich um die 3 Fahrer in den vom Infrarot-Sensor nicht einsehbaren Fahrerkabinen der 2 Tankwagen und des zum Abschleppen der Tankwagens eingesetzten Tankers. Hinzu kommen noch 2 im Krankenhaus an ihren Verwundungen/Verbrennungen verstorbene Personen. Was eine Gesamtzahl von 61 Toten gibt. (Die Angabe von 56 bestätigt Getöteten (confirmed Killed in Action) findet sich auf Seite 36 des WikiLeak-Dokuments. Die Angabe von 6 verwundeten und 2 im Krankenhaus verstorbenen findet sich auf Seite 27 des WikiLeak-Dokuments. Insgesamt sind nach dem Bombenangriff noch 11 Menschen zu Fuss geflüchtet.)
Meines Erachtens hätte die Bundeswehr schon längst den geleakten Feldjäger-Bericht (mit geschwärzten Namen) veröffentlichen können, um den Gerüchten von bis zu 145 Toten entgegenzutreten. Man kann nur hoffen, dass das Bundeskriminalamt dies in seiner Untersuchung klar genug herausstreicht. Die übertriebenen Opferzahlen kommen dadurch zustande, dass weitere Familienklanangehörige auf Entschädigungen hoffen, was angesichts der allgemeinen Armut zwar verständlich, aber nicht zu billigen ist.
„Die eigentlich interessante Frage, sowohl für den Untersuchungsausschuß, als auch für das Bundeskriminalamt, ist oder sollte zumindest sein, wieviel Menschen bei dem Bombenangriff umgekommen sind. Ich bin eigentlich verwundert, dass dieses Thema von den Medien nicht näher thematisiert wird, da die tatsächlichen Opferzahlen meines Erachtens anhand der Filmaufnahmen relativ genau zu bestimmen sind.“
Genau deshalb finde ich interessant, dass in der Presse weiterhin konsistent die Wendung „bis zu 142 Tote“ verwendet wird (SPIEGEL und ZEIT z.B.). Wenn die Höchstzahl so unsicher ist, wäre doch angebracht, die durch Zählung ermittelte Anzahl (Feldjägerbericht) der hohen Schätzung nach Angehörigenbefragungen zumindest zur Seite zu stellen („zwischen 60 und 142 Tote“). Oder wie wird das in den Journalistenschulen gelehrt?
Das wäre doch für die Schlagzeilen kontraproduktiv 😉
Ich will den Medien ja nichts böses, aber wie da aus jeder Nuance eine Skandalschlagzeile produziert wird, zeugt meiens Erachtens davon das entweder dort nur junge unerfahrene Volontäre am Werk sind oder eine bestimmtes Ziel verfolgt wird.
Im übrigen, wer einmal sehen will was die Systeme leisten können empfehle ich folgenden Link :
http://www.gs.flir.com/products/airborne/starsafirehd.cfm
ab 4:00 wird`s interessant. Das Bild Viedeo ist ja nur eine Sequenz vor dem Abwurf 😉
Ein Schelm wer böses dabei denkt 🙂
„wer einmal sehen will was die Systeme leisten können empfehle ich folgenden Link “
Donnerwetter. Wenn das die Qualität ist, in der das Originalvideo vorliegt, sollte eine annähernd genaue Bestimmung der Opferzahl ja wohl wirklich kein Problem sein. Bleibt tatsächlich die Frage, qui bono?
Das ist ein Beispiel was die System leisten können.
In einigen Berichten über die Luftüberwachung wurden auch die Details wie Bewaffnung und Ausrüstung angesprochen 😉
Da müssen also bessere Bilder da sein.
Warum die nicht veröffentlicht werden ??
Geheimhaltung der tatsächlichen Leistungsfähigkeit, sonstige miliärische Gründe etc.
Wäre aber ein prima Beweismittel um dem Rächer der Witwen und Waisen (Popal) seine Zahlen um die Ohren zu hauen.
Aber ich glaube, das politisch, nach der Entscheidung defensiv mit en Informationen umzugehen kein Kurswechsel mehr stattfindet.
Man fürchtet wahrscheinlich neue Vertuschungsvorwürfe wenn man offensiv mit dem Informationen agiert.
Nachdem SpOn neue „Vertuschungen“ meldet ist das auch wieder obsolet 😉
Das sieht mir ganz nach selektivem Zitieren von einzelnen Worten aus einem umfangreicheren Dokument aus, welches im Gesamtwortlaut möglicherweise nicht den von den Medien suggerierten Eindruck vermittelt. So war es auch beim „Feldjägerbericht“, so einzelne Sätze aus dem Zusammenhang gerissen wurden und die Medien eine völlig andere Aussage in den Bericht hineininterpretierten als im realen Bericht enthalten.
Ich glaube nicht, dass der BND sich so kurz nach dem Vorfall bereits festgelegt hat. Sonst wäre der gleiche Fehler begangen worden wie zunächst bei der Bundeswehr, die auf Grundlage erster Informationen bereits finale Bewertungen getroffen hat.
Wenn ich das richtig mitbekommen habe soll sich die eMail auf einnen BBC-Bericht / Meldung bezogen haben und der Titel soll als Betreff verwendet worden sein.
Da uns der genaue Wortlaut nicht vorliegt ( noch nicht !) ist alles nur Spekulation. 😉
Mein Freund Arnold ist darauf nicht so angesprungen wie andere, was dafür spricht das die Mail bekannt war….