Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, soll eine Kommission zur Überprüfung der Bundeswehr-Strukturen leiten. „Er hat viel Erfahrung darin, große Strukturen zu optimieren“, sagte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) der „Bild am Sonntag“. Er sei froh, dass er Weise für die Aufgabe habe gewinnen können. Guttenberg hatte mehrfach angekündigt, dass die Strukturkommission in diesem Frühjahr ihre Arbeit aufnehmen werde. Vorarbeiten habe sein Ministerium bereits erledigt. Die Kommission soll bis Ende 2010 Eckpunkte für eine effiziente Organisation der Bundeswehr erarbeiten. (mehr auf Focus.de)
Grundlage der Kommissionsarbeit ist eine inzwischen abgeschlossene Defizitanalyse der Bundeswehr durch das Guttenberg-Ressort sein. Die Kommission soll daraus bis Ende des Jahres Vorschläge für eine effiziente und einsatzorientierte Spitzenstruktur ableiten.
Find ich gut, der hat die BA gut durchgeschüttelt. Ein externer der trotzdem Einblicke in das Innere der Armee hat ist definitiv besser als ein alter General der seine Seilschaften bedient.
pi
Nun, ein Oberst d.R. ist wohl mitnichten ein Externer.
Muss nicht heißen das er deswegen schlechte Arbeit macht. Schwieriger wird es wohl die Differenzen zwischen Realität und Anspruch in Bezug auf die Bundeswehr und ihren Einsatz aufzulösen.
So lange man sich hinter Aufwuchsfähigkeit, Wehrpflicht und Landesverteidigung versteckt und die Einsatzorientierung in den Vorschriften zur Ausnahme erklärt kann keine Kommission die Probleme der Bundeswehr lösen.
Warum fragt man denn nicht mal die Kommandeure und Offiziere die aktuell mit dem Personalmangel leben müssen?
Warum warten Offiziere im Heer mittlerweile 3 Jahre auf die Beförderung in einen Dienstgrad dessen Funktion sie bereits ausüben?
Warum gibt es teilweise Ämterhierarchien die absolut vertikal sind? Wo ein Amt nur ein anderes führt und sonst nichts?
Manchmal erscheint einem die Bundeswehr wie die preußische Armee vor 1806, langsam, unbeweglich und einem veralteten Kriegsbild anhängend. Nirgendwo wird dies deutlicher als am Prinzip der Anciennität das die Bundeswehr über die Hintertür wieder etabliert hat.
Ein Oberst d.R. ist am Sternenhimmel trotzdem nur Pünktchen. Er war SAZ 12, bis zum Oberst ist er durch zahlreiche Wehrübungen aufgestiegen. Er wird damit wohl nicht wirklich als Insider des BMVg gelten. Seine Wehrübungen hat er noch dazu bei der NATO gemacht.
1806 sehe ich seit wir in die Einsätze gehen… Alle hoffen, dass Jena und Auerstädt(heute wohl eine vernichtende Niederlage ein Patouille im Hinterhalt) nicht in ihren Ktgt. passiert.
pi
Man vergesse bitte auch nicht, dass es in der BW zuviel Häuptlinge und zuwenig Indianer gibt.
@ politisch inkorrekt
Seien Sie bitte nicht unfair „alten Generalen“ gegenüber. General van Heyst zum Beispiel hat meiner Ansicht nach mit der letzten Kommission unter Beweis gestellt, dass er konstruktive und gleichzeitig sehr kritische Arbeit leisten kann. Die Ergebnisse wurden leider zu wenig genutzt.
Die Entscheidung für Herrn Weise hat Vor- und Nachteile. Der Nachteil ist die starke Abhängigkeit des „outsiders“ von intensiver – möglicherweise nicht immer interessenfreier – Beratung. Der Vorteil ist der frische und unbelastete Blick des befähigten outsiders.
Der Vorteil wird wohl überwiegen!
Hab den van Heyst Bericht gelesen. Das war eine gelungene Mängelliste. Leider hatte er keine politische Durchschlagskraft und van Heyst war es sicher auch Leid in seiner Pension da noch groß hinterherzurennen.
Einige Punkte wurden auch umgesetzt, andere nicht:
– KdoFüOpEingrKr hat die OHQ Funktion von EinsFükdo übernommen
– Einrichtung des Einsatzführungsstabes
– FOSK wurde leider nicht zurück ins EinsFükdo gegliedert
Würde mich wundern, wenn der Bericht nicht doch nocheinmal aus dem Archiv geholt wird. Man muss das Fahrrad nicht immer neu erfinden.
pi
„KdoFüOpEingrKr“
Mizraijim? (Kriegen wir Nichtgedienten das übersetzt? 😉 )
Mizraijim finde ich nur mit dem Auszug der Juden aus Ägypten, kann das sein? 😉
KdoFüOpEingrKr ist dagegen ganz simpel, räusper:
Es existiert nicht. Korrekt dürfte wohl sein:
KdoOpFüEingrKr =
Kommando Operative Führung Eingreifkräfte
Dazu gibt es dann sogar was bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/KdoOpF%C3%BCEingrKr
Den Rest übersetze ich vorsichtshalber gleich einmal mit:
OHQ = Operations Headquarter
Kdo FOSK = Kommando Führung Operationen von Spezialkräften
EinsFükdoBw = Einsatzführungskommando der Bundeswehr
Ebenfalls alles bei Wikipedia auffindbar.
Peinlich peinlich..
Mir ist gerade ein Fehler aufgefallen. Es heißt natürlich Operation Headquarters.
Wenn das im Bundessprachenamt gesehen worden wäre. 😉
@ Eric
Es fehlen nicht nur eine Unmenge Indianer, die, die es gibt, die müsste man mal auch lassen! Diejenigen scheinen wohl noch die Einzigen zu sein, die Mumm in den Knochen haben – die Häuptlinge wollen in ihrem Kontingent im Einsatz bloß keine schlechten Meldungen in die Heimat schicken müssen. Sie verbarrikadieren sich in ihren Bunkern, die Aufständischen rücken ihnen immer näher an den Pelz und was tut man – nichts! Die Indianer, die sagen, da gehen wir jetzt raus, da muss man etwas tun, kriegen gleich eins von den Häuptlingen auf die Mütze – nichts da, viel zu gefährlich!
In die Heimat wird nichts mehr gemeldet – dabei stehen die Feldlager ununterbrochen unter Beschuss, in Kabul schlagen die Raketen in alle möglichen Camps und in den Flughafenbereich, Soldaten aller Nationen fallen auf Patrouille, kaum, dass sie ihre Nase aus dem Lager, auch in Kabul, gesteckt haben – Deutschland erfährt nichts! Und wir Familien müssen uns auch noch ständig anhören, da ist doch alles ruhig, da passiert doch nichts!
Deutsche hoch motivierte Soldaten, die von „ihren“ Afghanen, die sie ausbilden, Anerkennung und Vertrauen genießen, die gar darum betteln an den allerhöchsten Stellen, diese Ausbilder zu behalten – werden von den Häuptlingen irgendwo zum „Schrauben festzurren“ abberufen.
Was bleibt sind Frustration, Vertrauensverlust, kein Sinn mehr im Einsatz sehend – obwohl es so Vieles zu tun gäbe, wenn man den Indianer mal ließe – die Häutplinge begreifen es einfach nicht. Der Fisch stinkt vom Kopf – hat der Fisch überhaupt noch einen?
Und nicht zu vergessen: Den A…. draußen im Kugelhagel und Raketenbeschuss stecken nämlich die Indianer raus, die Häuptlinge darf man zählen!
Doch noch mal zum Thema 😉
Ist zwar manchmal gut, wenn jemand von Außen das Ganze betrachtet, aber bei der Masse von Häuptlingen ist niemand dabei, der so etwas schafft? Wieviel Generäle hat die Bw eigentlich? Und dabei ist keiner, dem man so etwas zutrauen könnte? Und die unzähligen politischen Beamten im BMVg?
Die Entscheidung pro Weise ist eine politische, das er zeitgleich Oberst d. R. ist, ist ein Bonmot obendrauf.
Das Problem ist auch weniger ein militärisches als ein politisches.
Jeder einigermaßen begabte Leutnant sollte benennen können wo der Schuh drückt, da geht es nämlich los und nach oben setzt sich das fort. 🙂
@Klaus
„In die Heimat wird nichts mehr gemeldet – dabei stehen die Feldlager ununterbrochen unter Beschuss, in Kabul schlagen die Raketen in alle möglichen Camps und in den Flughafenbereich, Soldaten aller Nationen fallen auf Patrouille, kaum, dass sie ihre Nase aus dem Lager, auch in Kabul, gesteckt haben – Deutschland erfährt nichts!“
Grundsätzlich stimme ich Ihnen zu, aber diese Beschreibung der Lage ist vor allem für den Norden und Kabul viel zu dramatisch. Das Problem in Afghanistan ist nicht die Stärke der Aufständischen.
Ja, die großen FOBs sind inzwischen relativ sicher. Auch in Kunduz ist der Beschuss lange nicht mehr so stark wie vor ein paar Jahren. Es kommt überall mal zu Raketen- und Mörserangriffen. Ab und zu kommt jemand dabei um. Aber man sollte nicht so tun, als ob es täglich Dutzende Angriffe auf jede Basis gäbe. Diese Situation hat sich gebessert. Und im Irak war sie generell schlimmer.
Wo es diese Probleme gibt aus auf kleineren und/oder abgelegeneren Basen wo nur Dutzende bis ein paar hundert Soldaten stationiert sind (und davon gibt es hunderte, vor allem im Süden und Osten). Dort lauern die Aufständischen wirklich wortwörtlich am Tor und direkt außerhalb der Mauern. Es sind diese Orte an denen der Großteil der Verluste geschieht. Aber gerade für Deutschland ist das (noch?) weniger ein Problem.
Ein externer Leiter der Strukturkommission ist die einzige Chance, die die Bw hat !
Jeder interne Planer und Organisator bedient sein Klientel. Je nachdem wo er verwurzelt ist, wird er seinen Bereich überproportional ausplanen. Außerdem werden alle Strukturen in einer maximalen Anzahl von hoch bewerteten und bezahlten Dienstposten ausgeplant. Die Beförderungs- und Laufbahnchancen sollen sich ja nicht verschlechtern in einer neuen Struktur.
Woher mancher Leser hier seine Erkenntnisse hat, entzieht sich mir – ich weiß aber, woher ich meine habe und zwar ungefiltert und „live“! Und nicht von „jammernden und klagenden“ Soldaten, sondern realitätsnah und zwar von verschiedenen Verwendungsbereichen.
Nur, weil hier in Deutschland nichts berichtet wird, heißt es nicht, dass es dort „relativ“ ruhig ist! Fakt ist: Es traut sich niemand mehr raus ins Gelände, Fakt ist aber auch und da stimme ich zu: Das liegt nicht „nur“ an einer stärkeren Präsenz der Aufständischen. Das liegt an mangelndem Mut und Entschlussfähigkeit der Häuptlinge, und dies nicht nur bei den Deutschen!
Ich kann von Tag zu Tag mehr verstehen, dass die Soldaten im Einsatz sagen: Ihr habt doch alle keine Ahnung, wovon Ihr redet. Der Alltag im Einsatz hat mit dem „man müsste und sollte“ hier in Deutschland sehr, sehr wenig zu tun – Herr Barschow beschreibt dies sehr schön weiter oben in einem neuen Post betr. des Kontingent-Buches!
[…] …die von VM zu Guttenberg angekündigt wurde, tritt heute das erste mal zusammen. Ich hatte hier ja schon vor einigen Wochen darüber berichtet. (mehr hier) […]
Früher war die Bundeswehr gut.
Heute ist sie besser.
Ich wünschte sie wäre wieder gut!
@BausC
🙂