…hier ist es nun: das Foto, das mir zugemailt wurde. Im vorherigen Post wollte ich von Ihnen wissen, ob Sie es sehen wollen, weil es provozierend ist (?), falsch verstanden werden kann – es ist die Fotomontage eines Soldaten. Spricht es Bände, ist es überzogen oder ein einseitiger Blickwinkel eines jemanden, der sich unverstanden fühlt, weil er als Staatsbürger in Uniform unserem Land dient? Jetzt sind Sie dran: „Feuer“ frei…
Auf dem Originalbild ist natürlich die amerikanische Flagge zu sehen. Am 23.2.1945 hissen US-Soldaten das Sternenbanner auf der umkämpften Pazifikinsel Iwo Jima…
Ich sehe irgendwie gerade auf den ersten Blick nicht den Zusammenhang zwischen seinen Gefühlen und dieser Fotomontage? Gleichwohl mir die Geschichte von Iwo Jima auch ohne entsprechenden Spielfilm gut bekannt ist..
Ich dachte, jetzt käme etwas wirklich kontroverses.
Ich würde mir auch so ein Heldendenkmal für unsere gefallenen Soldaten wünschen. Nicht versteckt im Bendlerblock, sondern am besten auf dem Brandenburger Tor. Ist das zu Provokativ?
http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Iwojima
Ich denke das ist damit gemeint 😉
Vergleichbar auf jeden Fall.
Allerdings hatten die USA größeren Rückhalt in der Bevölkerung um diese Verluste überhaupt durchzustehen.
Der Wille der Soldaten vor Ort scheint da zu sein, jedoch an der Umsetzung werden sie gehindert…
Vielleicht bin ich ja einfach nur unsensibel, aber diese Bildmontage provoziert mich nicht im geringsten.
Dafür ist der Vergleich zu unpassend. Iwo Jima hatte seine Berechtigung.
Sich in Chahar Dara in die Opferrolle zu begeben ist dahingegen höchst Fragwürdig.
@Sebastian S.
Opferrolle ? Habe ich bisher von militärischer Seite nicht gehört.
Nur die Politiker schwafeln in diese Richtung. 😉
„Opferrolle“ ist zugegebenermaßen etwas polemisch ausgedrückt, trifft es aber dennoch. Die Ausrichtung der Bundeswehrstrategie ist im Schwerpunkt defensiv. Die Initiative wird den OMF überlassen, die bestimmen wann und wo gekämpft wird. Wenn dann Konvois lebende Zielscheibe spielen kann man in meinen Augen durchaus von „Opferrolle“ sprechen.
Das ist doch Quatsch. Guerillakrieg hat numal die eigenschaft, dass der David sich aussucht, wann und wo er angreift. Selbst bei Offensiven, wie z.B. in Helmand ist die Taktik: Reingehen, warten bis man angeschossen wird, zurückschießen. Warum? Weils anders nicht geht. Wer da von Opferrolle spricht hat militärisch keine Ahnung. Frag mal die QRF die gerade aus dem Einsatz wieder da ist, wie gerne sie einen Feind gehabt hätten, den sie angreifen hätten können….
Das ist aber nicht auf dem Mist der BW gewachsen, sondern entspricht dem Willen der politischen Führung um das Bild des Einsatzes in Deutschland aufrechtzuerhalten.
Nicht die Bundeswehr entscheidet letztendlich wieviele Soldaten mit welchen Waffen dort eingesetzt werden, sondern unsere gewählten Volksvertreter.
Genau da liegt das grundsätzliche Problem, das politisch entschieden wird das die Soldaten einen letztendlich Kampfauftrag ausführen sollen ohne ihnen gleichzeitig die notwendige Ausrüstung und Bewaffnung sowie Befugnisse zu genehmigen 😉
Vergleichbar die Feuerwehr mit Löscheimern und Kübelspritzen zu einem Großbrand zu schicken. 😦
Und zur Beruhigung der grundpazifierten deutschen Bevölkerung wandelt sich der Einsatz vom Schulen & Brunnenbauen zum „Partnering“ und „Ausbildung der ANSF und Schutz für die Bevölkerung“, wobei natürlich weggelassen wird wie dies erreicht werden soll, ohne das es zwangsläufig zu kämpfen mit all den Begleiterscheinungen wie Toten & Verletzten, „friendely fire“ und Kollateralschäden kommt.
Wir führen dort keinen Krieg, sondern das ist nur „kriegsähnlich“. Und wenn wir ihn führen, dann gefälligst nur als „weißer Ritter“ der edel und mutig dem pöhsen Feind mit offenen Visier entgegentritt und im offenen Kampf besiegt. 🙂
Was die Strategen offensichtlich nicht bedenken ist die Kleinigkeit das sich der Gegner nicht an die Spielregeln hält und so immer in der Lage ist die Initiative zeitlich und räumlich begrenzt an sich zu reißen und die hochgerüsteten Allieerten so zu schlagen.
Irgendwer sollte den Politikern mal sagen das ein bisschen Krieg nicht geht, will man sein Ziel erreichen. Clausewitz läßt grüßen 😉
Kleiner Nachbrenner dazu :
EX- GI Kujat, in letzter Zeit medial omnipräsent, fordert mal wieder :
http://www.n-tv.de/politik/Kujat-Bundeswehr-hat-nichts-gelernt-article807667.html
Komisch, das dies nur die „Ehemaligen“ machen, die aktiven „politischen“ können sich zu klaren Statements nicht durchringen. Das ist neben den verschwurbelten Politikergeschwafel des Pudels Kern.
Was dabei gefordert wird ist zwar wünschenswert aber (noch) nicht verfügbar. Bezeichnenderweise fordert er technischen Schnickschnack statt adäquate Anzahl an Soldaten und deren Bewaffnung.
Was nutzt eigentlich die Kenntniss der Lage, wenn keine Kräfte und Möglichkeiten des eigenen Handelns mangels Optionen besteht?
Wie haben eigentlich Generationen von Soldaten ohne den technischen Schnickschnack ihren Auftrag ausgeführt ?
Ohne GPS nur mit Karte & Kompass und Meldeblock 😉
[quote]Micha
Das ist doch Quatsch. Guerillakrieg hat numal die eigenschaft, dass der David sich aussucht, wann und wo er angreift. Selbst bei Offensiven, wie z.B. in Helmand ist die Taktik: Reingehen, warten bis man angeschossen wird, zurückschießen. Warum? Weils anders nicht geht. Wer da von Opferrolle spricht hat militärisch keine Ahnung. Frag mal die QRF die gerade aus dem Einsatz wieder da ist, wie gerne sie einen Feind gehabt hätten, den sie angreifen hätten können….[/quote]
Immer hübsch locker bleiben.
Das es taktisch nicht anders gehen würde, als die Zielscheibe zu spielen, ist eben der fatale Irrglaube.
Ich empfehle dazu das Vorgehen der rhodesischen leichten Infanterie zu studieren.
An der Stelle will ich auch Herrn Kujat zitieren:
[b]“Mit solchen Vorkommnissen muss man immer rechnen, wenn man nicht mit der nötigen Zahl von Soldaten, der angemessenen Ausrüstung und der richtigen Taktik vorgeht“[/b], sagte Kujat der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Samstag-Ausgabe). Die Bundeswehr dürfe sich nicht von den Taliban das Geschehen diktieren lassen und sich nur gegen Angriffe wehren. Vielmehr müsse sie die Aufständischen [b]“initiativ und aktiv bekämpfen“[/b].
Hmm..
Ich kann mir zwar in etwa denken (interpretieren), was der Kamerad ausdrücken will, aber evtl. könnte er es Ihnen mailen und Sie dann veröffentlichen.
Denn es könnte gerade durch die Bekanntheit des Fotos viel zu subtil sein, auch wenn gerade die Nutzung dieses berühmten, gestellten, Fotos die Denkrichtung vorgeben sollte.
Ich hatte übrigens an folgendes Bild gedacht:

Der passende Wikipedia-Artikel dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Dolchsto%C3%9Flegende
Außerdem wurde bei Thomas Wiegold im Blog schon einmal ein sehr schönes und nachdenklich machendes Foto veröffentlicht:
http://wiegold.focus.de/.a/6a010535800341970b0128766ad2b2970c-800wi
———
Das Flags Of Our Fathers heute kommt, hatte ich, glaube ich, schon erwähnt.
http://www.tvspielfilm.de/tv-programm/sendung/flags-of-our-fathers,107004013928.html
Warum nicht auch z.B Straßen in den Heimatgemeinden nach unseren gefallenen Soldaten benennen, (vorrausgesetzt die Angehörigen wollen das) mit einem Hinweisschild das erinnert . Oder Marineschiffe, die neu auf Kiel gelegt werden, oder…oder
„Seit einigen Jahren vergibt die Marine nur noch Schiffsnamen mit geographischem Bezug, um die Patenschaftspflege zu erleichtern. Außerdem sollen Diskussionen über Persönlichkeiten vermieden werden.“
Quelle: RK Marine in Kiel
Die wollen nicht dieselben Probleme wie die Lw mit ihren Geschwadern (z.B. Mölders).
An einem Tag ein Held und zwanzig Jahre später nicht mehr…
Naja, das wäre jetzt ein anderes Thema. Die Gefallenen der Bundesrepublik kämpften m.E. für andere Ideale, als der Jagdflieger Mölders im 3.Reich. Zu diesen Problemen kann es nicht mehr kommen.
Und dann kommt raus, dass der Geehrte früher mal im Rahmen eines Aufnahmerituals Bier getrunken hat!
Wollen Sie dieses moralisch verwerfliche Verhalten etwa fördern?!
Völlig OT:
Ist auf dem Server noch Winterzeit eingestellt?!
…upps…was peinlich. Gerade korrigiert. Danke für den Hinweis.
Unsere Soldaten haben sich doch geopfert.
Kennt ihr den Song 8th of November von Big&Rich.
Am Anfang wird da das Bibelzitat: „Greater love hath no man than this, that a man lay down his life for his friends (brothers)“ wiedergegeben. Unserer gefallenen Soldaten sind doch auch Opfer des Krieges. Sie haben sich u.a. für mich geopfert. Hier ein Link zum Song. So was würde ich mir auch von unseren Kulturschaffenden mal wünschen.
Ein schöner Song.
Würde allerdings nicht allzuviel Hoffnung in die „Kulturschaffenden“ setzen. Keiner würde seinen kunstvollen Hintern für unsere Gefallenen aus dem Fenster hängen, nur um anschl. medial in die rechte Ecke gestellt zu werden. Dafür ist das Ganze einfach nicht profitabel genug.
Dieses Land hat sowohl kulturell als auch intellektuell noch einen langen Weg bei diesem Thema zu gehen.
Ich empfinde diese Montage als völlig abwegig.
Was soll Sie ohne Kontextbezug für eine Aussage haben?
„Hallo, ich bin deutscher Soldat und verdammt nochmal ich will euren Respekt dafür das ich einem anderen Land für euch sterbe?“
Respekt ist keine Sache die man einfach einfordern kann unabhängig davon ob es gerechtfertigt ist oder nicht.
Respekt und Beachtung wird gewährt.
Aber das ist in erster Linie von der Sinnfrage abhängig. Leider hat unsere Politik es bisher versäumt diesem Einsatz durch eine glaubwürdige und effektive Strategie einen Sinn zu vermitteln.
Erst sind wir rein um gegen Terroristen zu kämpfen, dann hat man sich entschlossen eine Demokratie aufzubauen und nachdem das nicht funktioniert hat lassen wir nun für die Exitstrategie kämpfen.
Das ganze ist von Halbherzigkeit geprägt. Terror ist aber eine Strategie der auf Angst abzielt. Ihm kann nicht mit Zögerlichkeit sondern nur mit Mut begegnet werden. Solange dies nicht geschieht fehlt der Sache der Sinn.
Und ohne Sinn gibt es keinen Respekt.
Das einzige was Soldaten im Moment bekommen ist Mitleid. Das sie arme Schweine sind, die für unfähige Politiker den Kopf hinhalten müssen bezweifelt nämlich kaum jemand.
Nochmal zurück zu der Montage.
Verzeihung. Aber derlei 2 Minuten Paint Produktionen zeugen in den meisten Fällen nur einem gewissen Mangel an Selbstwertgefühl. Selbstwertgefühl sollte aber auch nicht durch Köpfchen streicheln entstehen, sondern durch eigene Überzeugung und Persönlichkeit.
Nicht die der Anderen.
Der Vergleich zum 2. WK hinkt damit. Den Sinn der Bekämpfung Nazi-Deutschlands oder des japanischen Kaiserreichs bezweifelt nämlich kaum jemand.
Gruss
David
Ich persönlich halte das Bild für deplaziert, weil es keinerlei Bezug zur Bundeswehr hat. Außerdem ist es fragwürdig einen Sieg zu deklarieren, nachdem 3 Bundeswehrsoldaten gefallen sind und 6 Afghanische Soldaten irrtümlich erschossen wurden. Was soll also die Aussage dieser Fotomontage in diesem Zusammenhang.
Die englische Wikipedia hat übrigens einen Artikel zum gezeigten Foto.
Wikipedia (Englisch): „Raising the Flag on Iwo Jima“
http://en.wikipedia.org/wiki/Raising_the_Flag_on_Iwo_Jima
Dort erfährt man auch, dass die Aufnahme gestellt ist. Allerdings hat das Foto viel Symbolkraft.
Das Bild wie man es kennt ist gestellt. Es wurde dort allerdings eine Tage vorher tatsächlich eine Flagge gehisst, kurz nachdem Mt. Suribachi eingenommen wurde.
Den Vergleich mit Iwo Jima halte ich aber auch für völlig abwegig. Das wirkt nur Absurd, weil beim besten Willen kein Zusammenhang besteht.
Vielen Dank für Ihre vielen Gedankengänge. Vielleicht habe ich das Bild auch überinterpretiert, who knows…Meine ersten Assoziationen waren einige Wortfetzen, die mir beim ersten Anblick durchs Hirn funkten…Worte wie Stolz, Patrotismus, Rückendeckung, Wille, gemainsam sind wir stark. Aufmerksamkeit, Krieg, Angst….betrachten wir unsere eigene Geschichte, hatte ich einen Aufschrei der Entrüstung erwartet…nach dem Motto: jetzt glaubt wieder jemand „wir sind wieder dabei“. Sind wir es nicht schon? Wieso engagiert sich unsere Politik so intensiv am Hindukusch? Wünscht „man“ sich immer noch den ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat? Das Bild aus dem Wiegold Blog „deutsche Fahne mit WIR SIND DEUTSCHLAND“ aus dem Einsatz geht in eine ähnliche Richtung wie das Bild hier. Mir ging es im Einsatz ähnlich: nun bin ich einer der verlängerten Arme der Politik und in der Heimat interessiert es kaum jemanden, was ich im Einsatz gerade mache oder nicht. Auch die Frage: warum tue ich das nur? Bin ich als ignoranter Scheuklappenträger unterm Strich nicht zufiedener? Eine philosophische Frage…ja. Ich bin dem Schicksal dankbar, dass es mir die Scheuklappen abgenommen hat. Nun ist schwimmen gegen den Strom angesagt. Hier sind wir eine Gemeinschaft der Interessierten, draussen im richtigen Leben wird man nur belächelt, maximal bemitleidet…“hast doch selber Schuld, wärste mal daheim geblieben“. Ich bin stolz auf meine Einsätze, auch wenn hier und da einiges nicht rund gelaufen ist, das ist glaube ich (auch) normal. ich danke dem Leser für die Zusendung dieses Bildes. es hat eine interessante Diskussion ausgelöst. Würde sie hier gerne fortführen. Diese Diskussion hier ist für mich die geschriebene Version, die sich vielleicht bei vielen nur im Kopfe abspielen. Ich wünsche mir, dass dieser Thread viel gelesen wird. Und ich drücke allen Soldaten und ihren Angehörigen die Daumen, dass sie die Zeit des Einsatzes gut überstehen und sich nicht alleine fühlen. Eine Bemerkung noch zum Schluss. Im radio auf SWR3 hieß es eben. Deutsche Soldaten haben ihrer gefallenen Kameraden in Kundus gedacht. Es gibt also Redakteure, die plötzlich die richtigen Worte finden…zwra nur ein kleiner Schritt, aber immerhin…!!! Trotzallem: ein gesegnetes Osterfest, auch, wenn es dieser Tage manch einem schwerfallen mag…
Ich möchte nicht auf dem Beitrag mit der Trauerfeier für die gefallenen deutschen Soldaten unserer Strategie in AFG diskutieren. Ich meine, dies gehört sich nicht aus Respekt vor den Opferen und deren Angehörigen.
Der von Ihnen verlinkte Artikel der „Zeit“ endet folgendermaßen:
Zitat:
Leidenberger betonte, dass die Bundeswehr ihren Auftrag in Afghanistan unverändert fortsetzen werde. «Wir geben nicht klein bei, wir werden weiter kämpfen und wir werden gewinnen», sagte er. Ziel sei es, dass die Menschen in Afghanistan ohne Angst leben können. «Das wird uns auch gelingen, aber wir brauchen dafür Kraft und Stehvermögen und die Unterstützung der Heimat.»
Wie hilflos die Militärführung, hier der deutsche Brigadegeneral Leidenberger in Mazar argumentiert, sieht man an diesem Satz. Die Menschen in AFG haben keine Angst, wenn es keine Kämpfe gibt und Kämpfe gibt es im wesentlichen nicht, wenn keine ausländische Truppen da sind. So einfach ist das.
Zu dem zweiten Satz. Selbstverständlich brauchen unsere Soldaten die Unterstützung der Heimat, für ihren schwierigen Auftrag, aber noch wichtiger wäre die entsprechende Einstufung des Konflikts und der daraus abgeleitenden Strategie und der entsprechenden Ausrüstung (Waffensysteme) und Vorgehensweise. Es geht ausdrücklich um bei der Bw verfügbare milit. Waffensysteme, nicht was General Kujat fordert, was in der Beschaffung verschlafen wurde.
Noch eine Anmerkung zu dem Foto: Offensichtlich kann ja jeder in das Foto seine eigenen Gedankengänge hineininterpretieren.
Also Deutschland auf Eroberungsfeldzug wie die Amerikaner im Pazifik, eine unsinnige Opferung von mehreren tausend Soldaten wie auf Iwojima, deren strategischen Wert sich nach dem Ende des Pazifikkrieges nicht bestätigte ?
Neulich wurde anläßlich der Feier des Weltfriedenstages in Bonn, eine Veranstaltung der Gemeinschaft katholischer Soldaten vor Anwesenheit des deutschen 4-Sterne Generals Lather, folgender bemerkenswerter Satz gesagt.
Vor den ersten Auslandseinsätzen der Bw Anfang der 90er Jahre (insbesonders vor dem Somaliaeinsatz) wurde vor dem Aufschrei in der deutschen Öffentlichkeit gewarnt, wenn die ersten deutsche Soldaten in Zinksärgen nach Hause gebracht werden ?
Nun sind schon viele deutsche Soldaten in Zinksärgen nach Hause gebracht worden.
Wo ist der Aufschrei der deutschen Bevölkerung geblieben ?
Die Ironie der Geschichte will es sogar, dass dieses Mal ein deutschen Minister persönlich die Zinksärge nach Hause bringt !
@Georg
„Die Menschen in AFG haben keine Angst, wenn es keine Kämpfe gibt und Kämpfe gibt es im wesentlichen nicht, wenn keine ausländische Truppen da sind. So einfach ist das.“
So einfach ist es nicht. Die Bundeswehr wird im Norden von vielen Afghanen als ein Faktor wahrgenommen, der ethnische Konflikte begrenzt. Ohne internationale Präsenz hätten Usbeken und Tadschiken das in der paschtunischen Bevölkerung verortete Talibanproblem mit traditionellen Mittel gelöst, so wie Dostum es 2001 tat. Die Paschtunen müssen also nicht vor internationalen Kräfte oder sporadischen Luftangriffen Angst haben, sondern vor den Massakern, die ihnen drohen würden, wenn es diese Kräfte nicht gäbe.
Umgekehrt jedoch nehmen viele Nichtpaschtunen die Präsenz der Bundeswehr als zu passiv und ineffektiv wahr. Die Bundeswehr ist in den Paschtunengebieten fast nicht präsent und hat die Reorganisation der Aufständischen nicht verhindert. Auch diese Entwicklung macht vielen Afghanen im Norden Angst. Man wünscht sich deshalb mehrheitlich aber keinen Abzug der Bundeswehr, sondern mehr Handeln von der Art, wie es am 04.09.2009 stattfand.
P.S. Die Ängste der Nichtpaschtunen, insbesondere der Hazara, haben konkrete Gründe, nämlich die Massaker und andere Praktiken der Taliban zur Zeit ihrer Herrschaft.
Und noch ein Nachtrag: Ich glaube nicht, dass deutsche Interessen es rechtfertigen, deutsche Soldaten dazu einzusetzen, die inneren Probleme Afghanistans zu lösen. Ich glaube zudem, dass diese Aufgabe durch die Bundeswehr nicht lösbar ist. Es gibt mir hier nur um die Ängste der meisten Afghanen im Norden.
@SiPol
Im Prinzip völlig richtig, aber in Deutschland offensichtlich nicht zu vermitteln.
Alleine die Tatsache das sich Soldaten im Einsatz befinden, der ausdrücklich kein Blauhelmeinsatz, sondern ein friedenserzwingender nach Kap. VII der UN-Charta, beauftragt durch ein Mandat der UN, ist Otto Normalverbraucher entweder nicht bekannt oder nicht vermittelbar, da er die Märchen vom imperialistischen US-Angriffskrieg glaubt.
Und solange unsere Politiker nicht in einer für den Durchschnittsbürger verständlichen Sprache sprechen werden diese auch bei ihrer Meinung bleiben.
@ StFwdR
Das dies ein Kap VII Einsatz ist, erkennt ja nicht einmal die Bundesregierung an, sonst hätten sie die ROE schon längst geändert.
Die vorherrschende Denke der Juristen im BMVg, zuletzt veröffentlicht im Interview des Abteilungsleiters Recht im BMVg, Dr. Weingärtner in der Märzausgabe des „Kompass“, der Zeitschrift des Katholischen Militärbischofs, zeigt dies sehr schön auf.
@SiPol
Mittelfristig wird sich mit oder ohne Bw im Norden ein Gleichgewicht der Kräfte einstellen. Wenn die amerikanischen Spezialtruppen, die im Herbst im PRT Kundus eingezogen sind, Taliban jagen und erschießen ist dies auch nicht unblutig und offensichtlich arbeitet der paschtunische Bevölkerungsanteil mit den Taliban zusammen. Sie sind also Kollaborateure im hießigen Sinne un damit nicht mehr unschuldig.
Wenn der „Schlächter von Kundus“, Mir Allam mit seiner 300 Mann starken Truppe für die Deutschen unterwegs ist, und Taliban bekämpft verläuft dies auch nicht unblutig (siehe Artikel „Das Kundus-Syndrom“ von Zeit-Online). Und General Dostum, der mit dem Westen eng zusammenarbeitet, hat das seine zu einem Massaker beim Fall von Mazar im Jahre 2001 beigetragen, genauso wie die Taliban 1998 bei der Einnahme von Mazar ein Massaker veranstalteten.
2001: http://www.docstoc.com/docs/6466239/Battle_of_Mazar-i-Sharif/
1998: http://www.rawa.org/times.htm
Was nun ?
Muss die Nato und mit ihr die Deutschen die verschiedenen Bürgerkriegsparteien in AFG davon abhalten sich gegenseitig abzuschlachten ?
Meiner Meinung nach müssen wir es nicht. So traurig das für den Anteil der friedliebenden Bevölkerung in AFG ist, wir haben nicht den ethischen Auftrag dort ein Blutvergießen zu verhindern. Mit der gleichen Begründung könnten wir uns in der Hälfte der Staaten dieser Welt engagieren.
Wenn es aber nicht um die Förderung der Demokratie, der Aufbau eines nach westlichen Maßstäben geschaffen Staatswesen geht, warum sind wir dann noch dort ?
Eine überzeugende und ehrliche Antwort auf diese Frage verweigert die deutsche Regierung seiner Bevölkerung und der Bw bis heute !
Nachtrag @ SiPol
So wie General Dostum 2001 das Talibanproblem gelöst hat, nämlich dass er sie absschlachtete, davon hat die Bundeswehr im Norden von AFG einige Jahre ziemlich profitiert. Durch die Auslöschung der Taliban war einige Jahre relative Ruhe im Norden.
Schöne Bilderserie
http://www.boston.com/bigpicture/2010/03/afghanistan_march_2010.html