Folgende Geschichte hat nichts mit Afghanistan zu tun. Sie zeigt aber die Problematik zwischen Einsatz und medialer Öffentlichkeit. Auch Amerika scheint es nicht so genau mit der öffentlichen transparenz eines Militäreinsatzes zu nehmen – wie folgende Geschichte aus dem Jahre 2007 im Irak zeigt:
„Komm schon, lass uns schießen“: Das Internetportal Wikileaks zeigt ein Video der Bordkamera eines US-Helikopters aus dem Jahr 2007. Harmlose Zivilisten in Bagdad werden niedergeschossen, darunter zwei Reuters-Journalisten. Die Crew macht sich über die „toten Bastarde“ lustig. Es fällt schwer, sich dieses Video aus Bagdad anzusehen, das die Bordkamera eines amerikanischen Apache-Helikopters aufgenommen hat. Kein Wunder, dass es nie den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hätte, wäre es nach dem Willen des Pentagon gegangen. Doch das Internetportal Wikileaks veröffentlichte Anfang der Woche die bislang unter Verschluss gehaltene Aufzeichnung, die ein katastrophales Bild der amerikanischen Streitkräfte zeichnet. Die Sache erklärt, wieso Wikileaks Militär und US-Geheimdiensten ein Dorn im Auge ist.
Langsam umkreist der Hubschrauber, der sich im Funkkontakt Crazy Horse nennt, eine Ansammlung von Menschen, die redend und telefonierend eine Straße hinabschlendern. Darunter sind zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters, der Fotograf Namir Noor-Eldeen und sein Fahrer Saeed Chmagh. Noor-Elden hat eine Fotokamera um die Schulter gehängt. Falls Aufständische unter den Leuten sind, dann bewegen sie sich angesichts der zwei über ihnen fliegenden US-Kampfhelikopter erstaunlich lässig. Auch ob sie bewaffnet sind, wird nicht ersichtlich.
Die Nachrichtenagentur Reuters, für die Fotograf Namir Noor-Eldeen und sein Fahrer Saeed Chmagh tätig waren, hatte damals eine genaue Untersuchung der Vorfälle gefordert – vergeblich. Selbst mit Hilfe des Freedom of Information Act gelang es nicht, das Militär zur Herausgabe des Videos zu zwingen. Über Wikileaks hat es trotzdem den Weg in die Öffentlichkeit gefunden.
Selbst der Versuch, Wikileaks zu kriminalisieren, indem man die Publizierung jener Videos als Gefahr für die nationale Sicherheit abstempelte, scheint vergeblich: Das Portal hat ein weiteres geheimes Video angekündigt, auf dem ein tödlicher Angriff auf Zivilisten in Afghanistan zu sehen sein soll.(mehr auf süddeutsche.de)
ACHTUNG: NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN!!!
Nicht nur wegen der Brutalität und offenbar tragischen Verwechslung könnte der Vorfall nun ein Nachspiel haben. Laut Pentagon hatten sich die Soldaten an jenem Morgen, als die Reuters-Journalisten starben, alle geltenden Regeln befolgt. „Wenn das wahr ist, ist etwas falsch mit den Regeln“, sagt Assange, „wenn nicht, haben sie etwas vertuscht.“ (mehr auf fr-online.de)
Weitere Infos: Fotos der beiden REUTERS-Journalisten und andere Bilder…
SPIEGEL: Afghanistan – US-Soldaten erschossen versehentlich schwangere Frauen… Wer hat versucht, die Spuren am Tatort zu verwischen?
Wenn ich ehrlich bin:
Hätte mir jemand dieses Video ohne Kommentar gezeigt, hätte ich zwar die Sprache zum kotzen gefunden und die schießwütigkeit erschreckend und mich gefragt, wieso man da trotz der schlechten Aufklärung so hocheskaliert, aber für mich sah das bei der ersten Betrachtung auch so aus, also ob die Leute Waffen tragen würden.
Und weil jemand eine Waffe trägt, mit der niemand bedroht wird, darf man ihn ohne Vorwarnung erschießen?? Und die anderen Leute drumherum gleich mit?? Und die Hilfskräfte?!?
Wieso flogen die Hubschrauber überhaupt in der Gegend? Beschworen sie den vermeintlichen Angriff nicht erst herauf…?
Hallo? Das habe ich nie behauptet. Ich hab nur gesagt, ich hätte auch gedacht, dass sie Waffen tragen. Wieso der Hubschrauber in der Gegend war ist aber spekulativ wenn man die Hintergünde nicht kennt.
Der Hubschrauber hat die Bodentruppen dort unterstützt. Was meinst du mit wem die Piloten die ganze Zeit geredet haben? Er war auch ein gutes Stück entfernt. Die Terroristen haben ihn nicht direkt gesehen oder nur in der Ferne. Achte mal auf die Zeit die zwischen dem Abfeuern der 30mm Kanone vergeht und dem Einschlag. Man kann auch ein paar mal sehen wie herausgezoomt wird.
jaja das ist klar. Ich meinte, was der Auftrag an dem Tag war und wie die Sicherheitslage war. Sorry, dass ich mich da so mißverständlich ausgedrückt habe.
Fürwahr – nichts für schwache Nerven. Das gesamte Video ist schockierend, zeigt es die (unvermeidlichen?) Schattenseiten des Krieges (wo ist das Licht?) – doch ist der im Video gezeigte Vorgang verbrecherisch, der einer einer Aufklärung bedarf.
Dazu wäre ein „offizieller“ Kommentar von den einsatzerfahrenen Blog-Lesern hier oder von Ihnen, Herr Barschow, ganz nett.
Ist dies das (notwendige) Vorgehen in Kriegsgebieten gegen Aufständische, um Schlimmeres zu verhindern und die eigenen Leute zu schützen? Ist dies vergleichbar mit dem Kunduz-Vorfall? Ist das eine kriminelle Ausnahme von Einzeltätern, die (hoffentlich) heute nicht mehr passiert? Oder wird so etwas noch immer getan? Wie handeln (deutsche) Soldaten in vermeintlichen Routineeinsätzen wie diesem?
Die Sprache ist nun mal derb, das dürfte überall so oder ähnlich ablaufen, das ist zunächst mal nicht das Problem.
Aber, zunächst einmal könnte man wirklich an einigen Stellen glauben das dort Waffen getragen werden, aber diese sind nicht eindeutig zu Identifizieren.
Von daher hätte es von mir keine Feuerfreigabe gegeben, wobei wir uns bewußt sein müssen das wir hier nur einen Ausschnitt einer Lage sehen, ohne die weiteren Hintergründe und vorhergegangenen Aktionen zu kennen.
Spätestens bei den Schüßen auf den Verwundeten und den schwarzen Truck ist Schluß mit Lustig, das sind klare Verstöße gegen das HVR. Punkt. Aus. Ende, da gibt es nichts zu diskutieren.
Ab da fragte ich mich was für einen Auftrag die haben 😦
AK47:

RPG:


Was man nicht eindeutig identifizieren kann ist was der Typ trägt, der um die Ecke schaut. Das heißt es „RPG“, aber man sieht es nicht wirklich.
Man hört auch, dass die Truppen beim BDA dort Waffen gefunden haben.
Mindestens eine mit Langwaffe ausgerüstete Person erkenne ich trotz niedriger Auflösung des Videos eindeutig. Dem Funkverkehr nach befand sich eine Patrouille oder ein Konvoi in der Nähe, deren Marschroute vermutlich überwacht wurde. Schlußfolgerung der Hubschrauberbesatzung: Gruppe bewaffneter Personen in Zivilkleidung an der Marschroute und auf Nachfrage Bestätigung dass es keine eigenen Kräfte sind = Vorbereitung eines Hinterhalts. Wer sich in einem Kampfgebiet auf eine Art und Weise bewegt, die von der der Aufständischen nicht zu unterscheiden ist, geht eben ein enormes Risiko ein.
Auf ausweichende Aufständische darf laut humanitärem Völkerrecht grundsätzlich ebenso geschossen werden wie auf verwundete Aufständische, die den Kampf fortsetzen. Daher auch die Worte eines Besatzungsmitglied der abwartet, ob die getroffene Person nach einer Waffe greift.
Dass der interne Sprachgebrauch für mit dem Thema nicht vertraute Journalisten ungewöhnlich erscheint, überrascht micht nicht. Ich kann auch die Überreaktionen der Medien (besonders schlecht bei sueddeutsche.de) emotional nachvollziehen, die hier nicht nur eine Sensation wittern, sondern sich möglicherweise persönlich betroffen fühlen. Eine objektive und professionelle Berichterstattung würde sich jedoch darum bemühen, den militärischen Kontext zu verstehen.
Das Video zeigt 2 Angriffe im Abstand von 8 Minuten. Während man den ersten Angriff noch als Verwechslung von Kameras mit Panzerfäusten durchgehen lassen kann, zumal einer der Beteiligten klar erkenntlich ein Gewehr bei sich trägt, handelt es sich beim zweiten Angriff klar um einen Angriff auf unbewaffnete Zivilisten, die die Verletzten in ein Krankenhaus bringen wollten. Der zweite Angriff ist meines Erachtens klar ein Kriegsverbrechen.
Die beiden irakischen Journalisten, die beim ersten Angriff getötet wurden, wollten vermutlich die amerikanischen Hausdurchsuchungen im shiitischen Viertel al-Amin in Baghdad am 12.07.2007 aus der Ferne filmen. Warum Sie sich nicht direkt den Amerikanischen Truppen als Embedded Journalists angeschlossen haben, bleibt unklar.
Danger Room hat ebenfalls einen Artikel darüber.
http://www.wired.com/dangerroom/2010/04/whistleblower-report-leaked-video-shows-us-coverup/
Dort wird auch auf den Artikel der Washington Post vom darauffolgenden Tag, dem 13.07.2007, verwiesen, der den damaligen Kontext aufzeigt.
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2007/07/12/AR2007071202357.html
@Belzer:
Ein Kriegsverbrechen hätte dann mutmaßlich vorgelegen, wenn die Soldaten Personen bekämpft hätten, die sie zuvor als Nichtkombattanten identifiziert haben. Aus dem Video geht aber das Gegenteil hervor, nämlich dass man von Aufständischen ausgibt. Das war ein Fehler, aber kein Kriegsverbrechen. Der Begriff wird allgemein etwas überstrapaziert, was eigene und verbündete Kräfte in Afghanistan und Irak angeht.
@SiPol
Genau diese Einsätze sind es die zu McChrystals neuer Strategie geführt haben 😉
Die Besatzungen der Helis sind in dieser Situation absolut Herr des Verfahrens und haben eben nicht alle Optionen zur Identifikation und Verifikation der Bewaffnung genutzt. Hier hätte ein Umschalten in die nächste Zoomstufe wohl klarheit gebracht 😉
Insofern kann ich das Vorgehen der Besatzungen absolut nicht gutheißen oder verstehen.
Die Überlegenheit der Waffensysteme und Aufklärungsoptionen gilt es auch zu nutzen und nicht nur drauflosballern wenn ich etwas vermute.
P.S. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Ich will nur auf den Kontext des Vorfalls hinweisen. Solche Dinge passieren unter solchen Bedingungen, auch wenn sie besser nicht passieren sollten. Das gilt für die getöteten Journalisten ebenso wie für die getöteten ANA-Soldaten vor ein paar Tagen oder die regelmäßigen Toten an Checkpoints, wenn Afghanen Haltesignale nicht verstehen etc. Es gibt keinen sauberen Krieg, und in diesem Fall haben nicht nur die Soldaten einen Fehler gemacht, sondern auch die ohne jede Rücksicht auf die Lage handelnden Journalisten.
Ist mir schon klar 😉
Auch im Gefecht ist ein kühler Kopf besser als blinde Wut.
Leider macht ein solcher Vorfall tausend andere die richtig abgelaufen sind suspekt, das ist das Problem.
@ SiPol
Der zweite Angriff richtet sich gegen offensichtlich Unbewaffnete, die Personen retten wollen. Auf dem Video ab 7:40 zu sehen. Der Apache feuert dann ab 8:38. Selbst wenn man den ersten Angriff als Verwechslung durchgehen läßt, ist der zweite Angriff in keinem Fall gerechtfertigt, da keinerlei Bedrohungssituation vorliegt. Es ist auch am Handeln der Personen klar zu sehen, dass es sich um einen Rettungseinsatz handelt, bei dem 1 Verwundeter in ein Krankenhaus transportiert werden sollte. Damit handelt es sich sehr wohl um ein Kriegsverbrechen. Unterstützt wird diese Version, dass im Transporter noch 2 Kinder saßen. Laut WikiLeaks handelte es sich bei dem getöteten Fahrer des Transporters und Vaters der beiden Kinder um einen unbeteiligten Samariter.
Im übrigen ist der Schütze des Apache reichlich Trigger happy. Der Vorwurf von WikiLeaks, dass die Besatzung das Ganze als eine Art Video-Spiel auffasst, ist nicht von der Hand zu weisen.
Auf diesen Punkt zielte meine Frage: Hätte dieser Vorfall unter „normalen“ Umständen vermieden werden können? Die Soldaten hören sich auf dem Video m.E. ziemlich elektrisiert an, scheinen das ganze Vorgehen eher für ein Videospiel mit externer Behinderung zu sehen.
Wie auch immer, ob nun wissentlich oder unwissentlich alle Aufklärungsmöglichkeiten in dieser Streßsituation genutzt wurden – ein bereits am Boden liegender, kampfunfähiger Feind darf erschossen werden? Er soll nicht mehr festgenommen werden? (Immerhin erschienen die Bodentruppen nach wenigen Minuten und die Hubschrauber hatten die Lage im Griff.)
Die Bw geht da aber anders vor, oder?
Der Angriff war absolut gerechtfertigt. Das einzige was fragwürdig war, war der Beschuss des Lieferwagens. Und auch da muss ich dem Piloten zustimmen „Don’t bring your kids to war“. Bei sowas muss man nicht damit rechnen, dass in einem Fahrzeug Kinder sind.
Die Reporter sind selbst schuld. Sie mussten sich unbedingt bei Terroristen aufhalten. Entweder waren sie sich des Risikos bewusst, oder sie waren einfach nur dumm. Die ROE an diesem Tag waren wahrscheinlich, dass jede bewaffnete Person angegriffen werden konnte.
SiPol,
gegenwärtig ist eine „Zivilisierung“ des Krieges zu beobachten.
Zivilisten(Politiker) geben Strategien vor, die keine sind, sondern bestenfalls Ausflüchte zur Kaschierung des Unvermögens, politische Entscheidungen zu treffen.
Zivilisten(Politiker) beurteilen militärische Operationen auf der Grundlage ziviler Kategorien und und machen operative Vorgaben, obwohl sie fachlich aber auch gar nichts davon verstehen.
Zivilisten(Politiker)stehen nicht für ihre Vorgaben ein, sondern verweisen bei unerwünschten Ereignissen (z.B.Kundus) auf Soldaten, die sich dann den Staatsanwälten zu stellen haben.
Zivilisten (politisierte Generalität) dienen in vorauseilendem Gehorsam und sind weiter von der Truppe entfernt, als es jemals in der Militärgeschichte der Fall war. Daher kann man sie auch als Zivilisten bezeichnen.
Zivilisten (Taliban)sind Kämpfer, die sich als Zivilisten tarnen, ihre eigenen zivilen Mitbürger als Geiseln nehmen und zur Deckung benutzen.
Und dann gibt es da noch den Soldaten, der keine Zivilisten töten soll, sondern feindliche Kämpfer, die er unter den Zivilisten finden muß.
Ich finde, Zivilisten sollten auch das Kämpfen übernehmen.
Ich hatte dieses Video schon vor einigen Tagen auf wikileaks gesehen – darüber diskutieren halte ich aber teilweise auf dieser Plattform für nicht den richtigen Ort lieber Boris.
@Stefan B.
Why not ?
das ist die häßliche Fratze die jedem bewaffneten Konflikt innewohnt, ob nun irgenwelche Tutsi mit Macheten ihre Gegner abschlachten oder wie in diesem Fall Hig-Tech ein Videospiel sugeriert.
Die grundsätzlichen Fragen sind die selben.
Und für unsere westlichen „aufgeklärten“ Demokratien muß es zum Selbstverständniss gehören auch derartige Vorfälle zu ertragen und die entsprechenden Lehren daraus zu ziehen. Ansonsten können wir das HVR gleich in die Tonne werfen.
Und ja, auch wenn sich der Gegner nicht an das HVR hält, für mich ist es trotzdem Verbindlich, den es ist Teil unseres humanen Selbstverständnisses.
@Stefan
Ob da nun Kinder gewesen sind oder nicht (ich kann auf dem Video nichts erkennen), ist doch mindestens in dem Fall egal. Da wird auf einen am Boden liegenden und dessen Helfer geschossen. Und nur weil jmd. im Irak eine Waffe trägt, ist er noch kein Terrorist – dazu wird er dann gemacht.
Eine andere Sache macht mich fassungslos (und zeigt mir „das häßliche Gesicht des Krieges“): wieso ist es erlaubt, Menschen einfach zu erschießen? Es lag offensichtlich keine direkte oder kurz bevorstehende Bedrohungslage vor (jedenfalls habe ich keine auf die Hubschrauber gerichtete Waffe erkennen können). Auch waren die Bodentruppen anscheinend noch soweit entfernt, dass ein etwaiges präventives Eingreifen nicht erforderlich war. Da hätten die Piloten die Szene genausogut noch etwas beobachten können und dann ggf. nach Warnschüssen oder besseren Hinweisen eingreifen können.
Zumindest wären Tote zu vermeiden gewesen.
Und darauf zielt meine Frage ja ab: ist es in Guerilla-Kriegen so gut wie nicht möglich, im Kampf Gefangene zu machen, so dass es besser ist, alles was sich bewegt vorher umzunieten? Wenn ja, sollten wir uns über unsere Strategien an den Hauptkampfplätzen dieser Welt Gedanken machen, denn dann können wir nichts gewinnen und nur verlieren. Wenn nein, warum wurde dies hier nicht umgesetzt?
Und geht die Bw ebenso vor?
Das war Mitte 2007. Auf dem Höhepunkt des Aufstands. Hunderte Tode und Tausende von Verwundeten. Natürlich steht da der Schutz der eigenen Truppen über dem Schutz der Bevölkerung. Auf bewaffnete Personen sofort zu schießen war damals SOP. Und daran ist auch nichts auszusetzen. Nicht moralisch und nicht juristisch.
Afghanistan ist da nicht vergleichbar. Es existieren andere ROEs und die Bedrohungslage ist nicht so extrem. Trotzdem wirst du ähnliche Videos finden, bei denen Hubschrauber das Feuer auf Leute eröffnen die IEDs am Straßenrand vergraben. Dabei sind wahrscheinlich auch schon Zivilisten umgekommen – trotz aller Vorsicht, die du auf diesen Videos erkennen kannst. Davon gibt es Dutzende auf Seiten wie YouTube und LiveLeak. Darüber hat sich noch niemand aufgeregt. Erst wenn zwei Journalisten sterben, regt sich die Presse auf. Mich ekelt es eher an wie sich diese Leute für was besseres halten.
Anyways, zurück zum Video:
Es handelt sich hier um eine Kavallerie Einheit. Das heißt leichte, mechanisierte Bodentruppen mit Luftunterstützung. Die Bodentruppen wurden schon beschossen und bewegten sich in die Richtung (hör mal auf den Funkverkehr und schau nicht nur die Bilder an). Die Bevölkerung im Irak war sicher generell bewaffnet, aber jedem der offen so herumläuft sollte klar sein was er riskiert.
Rückblickend ist es leicht zu sagen, dass dies und das ein Fehler war. Mit endloser Zeit und dem Luxus von späterem besserem Wissen kann man erkennen, dass der Mann der um die Ecke geschaut hat wahrscheinlich ein Teleobjektiv hält. Aber selbst mit einem Standbild und Photoshop ist es nicht 100%ig klar. Und ein Bordschütze, der seine Truppen beschützen will und vorher Leute mit RPGs gesehen hat, soll dies innerhalb von kurzer Zeit auf bewegten Bildern erkennen? Ich denke nicht
Nicht falsch verstehen Herr Stabsfeldwebel.
Ich selbst weiß wie hässlich der Krieg sein kann, und mit solchen Bildern umgehen zu können gehört auch dazu. Immerhin kenne ich unseren grünen Verein von Innen selbst, aber aus der Laufbahn eins drüber 😉
Ich sehe nur die Problematik von wikileaks und den „geheimeren“ US-Behörden.. und möchte nicht dass dieser Blog am Ende auch unter solchen Problemen leiden muss..
Nachzulesen zur US Intelligence und deren Versuche etc. gibt es auf wikileaks.org genug.
Ich habe durchaus Verständnis, gebe jedoch zu bedenken das es genau diese Vorfälle sind, die den Soldaten im Endeffekt das diametral entgegengesetzte Ergebnis liefern.
Tote Zivilisten sind nun mal der GAU eines jeden Einsatzes. Und hier kann ich McChrystal durchaus verstehen wen er von seinen Soldaten fordert alles zu unterlassen was zu unnötigen Verlusten und Kollateralschäden führt.
Da beginnt die Verantwortung der Waffenträger für Ihr Handeln. In einem Bürgerkrieg gibt es nun mal keine klaren Fronten und die FFK ( Freund-Feind-Kennung) ist nun mal ein schwieriges Geschäft. Aber das bedeutet doch nicht auf alles zu schießen was bei drei nicht auf dem Baum ist.
Ich denke die USA haben ihre Lektionen aus dem IRAK-Krieg gelernt und die Strategie von McChrystal, der im übrigen laut seiner Vita nicht gerade zimperlich ist, folgt diesen Lessons.
Was bedeutet das für uns hier und heute?
Kunduz & Bomben sind ein rotes Tuch für uns, mehrere Rücktritte und ein politisches Kasperltheater, genannt Untersuchungsauschuss, um die inhaltlich richtige Entscheidung des Kdr PRT die INS & die Tankwagen durch den Einsatz von Luftstreitkräften zu vernichten.
Diese Verb und die unbeherrschte Reaktion von McChrystal, der, nach meiner Überzeugung angesichts der folgenden Realitäten in Deutschland schon längst bereut das er seinen Ärger über den „fucking german colonel“ nicht runtergeschluckt zu hat, haben in Deutschland zu einem politischem Erdbeben geführt mit allen „Begleiterscheinungen“ wie Rücktritte und Entlassungen und Ausschuß und als Sahnehäubchen wird der Einsatz von der „Mehrheit der Bevölkerung“ abgelehnt.
Damit werden selbst richtige Entscheidungen kontraproduktiv und das Erreichen des Zieles rückt in weite Ferne.
Es geht eben nicht nur um die Hearts and Minds in Afghanistan, sondern auch und gerade um die der Heimat.
Für unsere Soldaten bedeutet das m. E., so banal das klingt, aber im Zweifen lieber mal nicht schießen, dafür in eindeutigen Situationen hart und konsequent Stärke zeigen und zuschlagen.
Und wenn ich die vorhandenen Informationen, die über Karfreitag vorliegen, bewerte, dann kommen mir dahingehend Zweifel, ob Seitens der Bundeswehr alle Hausaufgaben für einen derartigen Einsatz gemacht wurden, vollkommen unabhängig von Ausbildung und Ausrüstung.
Und um auf die US-Intelligence zurückzukommen, in Zeiten des „modern Warfare“ und des Internet sind derartige Versuche zum scheitern verurteilt, dafür gibt es schlicht zu viele Informationsquellen.
Nachdem sich alle Kommentatoren auf das Video gestürzt haben, möchte ich die zweite Schlagzeile ergänzen.
„US-Soldaten erschießen versehentlich schwangere Frauen und versuchten massiv zu vertuschen“.
Einen Link dazu, hatte ich in einem anderen Zusammenhang schon hier eingestellt. Hier ist er nochmals, Jerome Starkey in der „Times“
http://www.niemanwatchdog.org/index.cfm?fuseaction=background.view&backgroundid=00440
Ich denke so etwas darf einfach nicht passieren. Der Vertuschungsversuch zeigt natürlich die innenpolitische Brisanz des Vorgangs auf. Darauf eine Kampagne aufbauen, mit Bildern und dann wird selbst die Überzeugung von konservativen Amerikanern für diesen Krieg schwach.
Ein Link zu SPON steht bereits im Post ganz unten 😉
Das Video ist eine demagogische Montage.
Trotzdem bleibt genug Anlass zur Kritik am Vorgehen der Kampfhubschrauberbesatzung. Mit Verhältnismäßigkeit hat das einfach nichts mehr zu tun. Wo kommen wir denn hin wenn wir anfangen Menschen zu töten die einem Verwundeten zu Hilfe eilen?
@Belzer:
„Selbst wenn man den ersten Angriff als Verwechslung durchgehen läßt, ist der zweite Angriff in keinem Fall gerechtfertigt, da keinerlei Bedrohungssituation vorliegt.“
Zumindest das humanitäre Völkerrecht macht die Legitimität von Bekämpfung nicht von einer Bedrohung abhängig. Die amerikanischen ROE im Irak tun es meines Wissens nach ebenfalls nicht.
@SiPol
Das humanitäre KVR ist nicht unbedingt das Totschlagargument in diesem Fall. Es hinkt der politischen Realität um Lichjahre hinterher.
In solchem Fall sollte der gesunde Menschenverstand benutzt werden, soll ja auch helfen 😉
@ SiPol
Genfer Konvention Artikel 3 Absatz 2:
Im Falle eines bewaffneten Konflikts, der keinen internationalen Charakter aufweist und der auf dem Gebiet einer der Hohen Vertragsparteien entsteht, ist jede der am Konflikt beteiligten Parteien gehalten, wenigstens die folgenden Bestimmungen anzuwenden:
2. Die Verwundeten und Kranken sollen geborgen und gepflegt werden.
siehe Wikipedia-Artikerl zur Genfer Konvention
http://de.wikipedia.org/wiki/Genfer_Konventionen#Gemeinsamer_Artikel_3