Höhe 431 – militärisch-nüchtern ist die Bezeichnung für den Hügel im Hinterland von Char Darra. Beinahe idyllisch wirkt die Landschaft Nordafghanistans – nur eine halbe Stunde Fahrzeit vom deutschen Feldlager in Kundus entfernt. Höhe 431 ist mehr als nur ein Hügel – der deutsche Vorposten mitten im Talibangebiet.
Für ihren Film „Die Afghanistan-Lüge – die Soldaten, die Politik und der Krieg“, der im ZDF am Mittwoch, 7. April 2010, 0.35 Uhr, ausgestrahlt wird, haben die Autoren Mathis Feldhoff, Uli Gack und Andreas Huppert mit politisch Verantwortlichen geredet. Sie haben Soldaten begleitet, die sich als Kampftruppe auf ihren Einsatz vorbereiten, mit Veteranen des Afghanistan-Einsatzes über ihre Erlebnisse gesprochen und die Soldaten im Einsatzgebiet auf der Höhe 431 besucht. Entstanden ist eine Bestandsaufnahme eines Einsatzes, der mit jedem Tag fraglicher wird.
Jeden Tag, wenn die Bundeswehrsoldaten ihr Lager verlassen, um auf Patrouille zu gehen droht ihnen der Tod. Die einst ruhige Provinz im Norden Afghanistans, in der die Bundeswehr vor Jahren die Verantwortung übernommen hat, ist zum Kampfplatz zwischen Taliban und internationaler Schutztruppe geworden. Was nach offizieller Sprachregelung nicht Krieg heißen darf, fühlt sich für die betroffenen Soldaten aber so an. „Egal, wie die politische Führung in Berlin, egal wie die Politiker die Situation in Afghanistan nennen – für die Soldaten ist der Einsatz in Afghanistan Krieg“, stellt der der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, fest und kritisiert damit die Haltung der Bundesregierung. Für die ist der Einsatz in Afghanistan aber nur ein „bewaffneter Konflikt“, wie Guido Westerwelle in seiner Regierungserklärung zur Afghanistanpolitik feststellte. Ausdrücklich kein Krieg.
Die ehemaligen Verteidigungsminister Volker Rühe und Peter Struck gehen auf Distanz. „Ich denke schon, dass wir am Anfang die Brisanz unterschätzt haben“, sagt Struck. Volker Rühe geht sogar noch einen Schritt weiter und nennt den Einsatz eine „Lebenslüge der deutschen Politik“. Bewusst habe die Politik der Bevölkerung nicht die Wahrheit über den Einsatz gesagt. Zu schön die Bilder vom Aufbau von Schulen und Brunnen und von leuchtenden Kinderaugen. „Doch dafür ist die Bundeswehr nicht da“, so Rühe.
Spätestens seit dem 4. September 2009, seit der Bombardierung von zwei Tanklaster im Kundus-Fluss und dem Tod von bis zu 142 Menschen muss auch dem Letzten klar geworden sein, dass Deutschland sich in Afghanistan mitten in einem blutigen Krieg befindet. „So grauenvoll die Wirkungen des 4. September auch waren, so wichtig ist, dass wir die Defizite in dem Afghanistan-Einsatz erkennen. Die möglicherweise lange unter Verschluss gehalten und gedeckt wurden. Über alle Parteigrenzen hinweg“, so Verteidigungsminister zu Guttenberg.
Ein bemerkenswerter und nachdenklicher Beitrag, der aus meiner Sicht einen Preis verdient hätte.
Wenn er jetzt auch noch zur besten Sendezeit ausgestrahlt würde…
Beeindruckend waren auch die gezeigten Soldaten – solange die Bundeswehr auf solche Männer zurückgreifen kann, wird sie trotz aller politischer Fehlleistungen den internationalen Vergleich nicht scheuen müssen.
Angesichts der gesellschaftlichen Indifferenz gegenüber Leistung und Leiden unserer Soldaten, stellt sich die Frage, ob diese Bundesrepublik (nebst ihrer politischen Führung) dieser Opfer würdig ist.
Vor diesem Hintergrund zeigt sich auch, wes Geistes Kind die „Friedensbewegten“ sind, die Partys veranstalten wenn gute Männer fallen.
„Vor diesem Hintergrund zeigt sich auch, wes Geistes Kind die “Friedensbewegten” sind, die Partys veranstalten wenn gute Männer fallen.“
Mal ’ne Frage: Die Behauptung habe ich jetzt schon zweimal gehört, allerdings bisher ausschließlich vom Kommentariat hier im Blog. Gibt’s dazu auch andere Quellen oder sind das Gerüchte? Ich bin nämlich grundsätzlich der Meinung, dass jemand, der konsequent gegen den Afghanistaneinsatz war und ist, grundsätzlich erstmal meinen Respekt verdient, auch wenn ich seine Meinung nicht teile (insofern finde ich Die Linke schon in Ordnung, denn die waren von vornherein „dagegen“, auch wenn ich ihre Argumente dazu nicht alle überzeugend finde, und einige ihrer Aktionen zum Fremdschämen finde).
Vor diesem Hintergrund zeigt sich auch, wes Geistes Kind die “Friedensbewegten” sind, die Partys veranstalten wenn gute Männer fallen.
Wenn ich so etwas höre, muss ich speien.
Thelamon, Sofasurfer, wo haben Sie gedient.
Ich war Soldat.
Ich bin gegen den Krieg.
Ich will nicht, dass meine Kameraden für nichts und wieder nichts fallen.
Kapiert, Meister?
Herr Fenn, Frage: habe mal auf Ihrer Seite gestöbert und habe die Briefe entdeckt, die Sie an die Politiker geschickt haben – haben Sie auch Antworten bekommen?
Ja, da gibt es Quellen dazu. Habe aber im Moment keine zur Hand. Ich zähle dazu aber auch das ekelhafte Auftreten bei Gelöbnissen in Schweinemasken und blutüberströmten Uniformen.
Abgesehen davon machst du den typisch deutschen Fehler nicht zwischen Einsatz und Soldaten zu trennen. Wieso fällt das in diesem Land der Bevölkerung so schwer? Man kann ruhig gegen den Einsatz sein (das sind die meisten Menschen in den USA, Großbritannien, Kanada und den meisten anderen Ländern auch), aber deswegen muss man diese Ablehnung nicht mit Verachtung gegenüber den Soldaten ausdrücken.
Ich habe mich hier zwar noch nicht so häufig geäußert, aber du schätzt mich ganz und gar falsch ein, lieber Stefan :).
Ich handle nur nach dem Grundsatz: „I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it“. OK, meistenfalls jedenfalls. Und die „Linke“ (falls das noch nicht klar war: Aussagen der Partei „Die Linke“) fällt dabei für mich unter die freie Meinungsäußerung, auch wenn mir deren Meinung oft nicht passt…
Ich habe halt überhaupt keinen Respekt für Leute, die den Einsatz aus rein Ideologischen Gründen ablehnen. Bei den gemäßigten Parteien ist das noch in Ordnung, aber die ganzen Gutmenschen und radikale Pazifisten gehen mir auf den Keks. Wenn jemand vernünftige, rationale Gründe vorbringen kann, ok, aber das ist hier fast nie der Fall. Und wenn doch schwingen häufig ideologische Untertöne mit.
Dazu kommt eben, dass in diesen Lagern der Unterschied den Leuten die solche abstoßenden und gewalttätigen Aktionen durchführen fließend ist.
Im Prinzip bin auch für eine sehr weite Auslegung der Meinungsfreiheit. Für mich ist die USA für ein sehr großes Vorbild und ich halte die untergeordnete und eingeschränkte Stellung der Meinungsfreiheit im deutschen Grundgesetz für dessen größte Schwäche.
Aber auch das hat irgendwo seine Grenzen. Die können ruhig sagen was sie wollen, aber sie müssen es nicht bei Gelöbnissen oder Denkmälern tun. Ich warte nur darauf, dass diese Leute bei Beerdigungen demonstrieren.
Quelle: http://www.bamm.de/
Das wären dann die geschmacklosen Urheber dieser Party-Idee.
Boah. Die sind ja –grenzwertig. Und sowas gedeiht unter dem Dach der DFG (welche einst fünf Friedensnobelpreisträger zu ihren Mitgliedern zählt(e): Bertha von Suttner, Alfred H. Fried, Ludwig Quidde, Carl von Ossietzky und Albert Schweitzer).
Wenn man „Lieschen Müller“ und „Hinz und Kunz“ über die Afghanistan-Lüge aufklären will, dann sollte man es nicht um 00.35 Uhr senden, wenn eben jene mittlerweile weiter träumen von der heilen Welt – guter Bericht, besch…. Sendezeit!
Warum hat der Verteidigungsminister nicht schon begonnen mit den Wahrheiten, nur mit „umgangssprachlich Krieg“ kann es doch nicht alles gewesen sein?!
Rühe hat Recht: Das ist die nächste Afghanistan-Lüge: ANP- und ANA-Ausbildung!
Aber wie gesagt: Alle haben angeblich alles gewusst, aber nie hat jemand was gesagt – am wenigsten Frau Dr. Merkel! Wann weckt die einer mal endlich auf???
„Die Linke“ als Antikriegspartei ist gelinde gesagt absurd. Wenn man das Programm isoliert betrachtet, mag es ja noch angehen. Der Blick auf das Personal, das dahinter steht, verhindert allerdings jeglichen Zweifel. Da tummeln sich nicht nur SED Granden sondern Stasimitarbeiter aller Ränge, sowie ehemalige NVA und Grenztruppenangehörige. In einem Grenztruppenforum, dass mittlerweile aus gutem Grunde nicht mehr offen ist, wurde sogar der Schießbefehl verteidigt. Von anderen markigen Sprüchen einmal abgesehen.
Die Wechselbeziehungen werden immer auf Demonstrationen deutlich, wenn sich MdBs schützend zwischen militanten Friedensfreunden und der Polizei aufbauen. Auch ist es aufschlußreich zu beobachten, wer wo als Redner bzw. Zuschauer auftaucht. Verlogener geht es überhaupt nicht. Man muss der Partei „Die Linke“ aber zu Gute halten, dass auch die Grünen und der linke Flügel der SPD dabei ist.
Die Problematik mit dem Begriff Krieg ist tatsächlich erst einmal ein rechtlicher. Im Grundgesetz gibt es eben nur den Verteidigungsfall. Obwohl ich kein Jurist bin schätze ich einmal, dass bei unserer Bürokratie ziemliche Folgen damit verbunden sind. Angefangen mit den Lebensversicherungen der Soldaten. Unabhängig davon wäre ein Kriegszustand Deutschlands vom Bundestag festzustellen. Qua Gesetz kann das die Bundeskanzlerin also nicht und schon gar nicht der Verteidigungsminister. Die Zurückhaltung der beiden ist logisch. Es wäre ja auch eine zu tolle Schlagzeile in der Bild: Angela Merkel erklärt Taliban den Krieg.
[…] Derzeitiger Planungsstand: um 13.15 Uhr wiederholt PHOENIX die ZDF-Dokumentation “Die Afghanistan-Lüge“. Die Trauerfeilichkeiten beginnen um 14 Uhr und gehen bis 15.30 Uhr. Verteidigungsminister […]
Wäre meines Erachtens nach einen eigenen Blogeintrag wert!
@Peter
Das Problem ist nicht das Grundgesetz 😉
Das Problem ist das es das eine solche Situation von den Väter und Müttern des GG nicht vorhergesehen wurde. ( Wie auch 😉 )
Von daher ist zwar der Verteidigungsfall explizit geregelt aber nicht die Out of Aerea-Einstätze der Bundeswehr.
Jeder Normalsterbliche würde nun seinen gesunden Menschenverstand walten lassen. Juristen dagegen sind eine Spezies die Probleme schaffen wo keine vorher waren 😉
Auf den Art 24 begründet die Mitgliedschaft in zwischenstaatlichen Organisationen und die Teilnahme an UN-Missionen, Artikel 25 verpflichtet sogar dazu, da dieses Recht Bundesrecht übergeordnet ist, damit wäre der rechtliche Teil abgearbeitet und es folgt die politische Willensbildung 😉
Dazu müßte man aber Ross & Reiter benennen und klar Position beziehen, eine bei Politikern äusserst seltene Gabe, letztmalig von mir bei den Helmut`s beobachtet.
( Schmidt beim Nato-Doppelbeschluß, Kohl beim Euro 😉 )
Die Beteiligung der Bundeswehr an einem nichtinternationalen bewaffneten Konflik ist von daher auf Basis des Grundgesetzes und eines UN-Mandates rechtlich kein Problem, sonst wären unsere Soldaten erst gar nicht dort.
Dies gegenüber dem Wähler zu vertreten und klar Stellung zu behiehen ist ausser der Partei DIE LINKE den anderen nicht offen möglich, haben sie doch Angst dadurch den Zorn der Wähler in Form von Stimmenverlusten bei der nächsten Wahl zu erleiden.
Obwohl, wenn ich mal die Zahl der diesjährigen Ostermarschierer mit denen ziu Zeiten des NATO-Doppelbeschlußes vergleiche, dann ist die „gefühlte Mehrheit“ der Demoskopen entweder zuhause geblieben oder nicht vorhanden 😉 . Dies spricht m.E. für das „Gespür“ von Lieschen Müller und Hinz & Kunz 😉
„Obwohl, wenn ich mal die Zahl der diesjährigen Ostermarschierer mit denen ziu Zeiten des NATO-Doppelbeschlußes vergleiche, dann ist die “gefühlte Mehrheit” der Demoskopen entweder zuhause geblieben oder nicht vorhanden 😉 .“
Habe ich irgendwie auch gedacht. 🙂 Bonner Hofgarten 1983: Eine halbe Million Menschen. Wieviele waren bei der letzten Demo in Berlin? 1500?
Dass viele Menschen eine Meinung zu Afghanistan haben, ist klar, aber die Umfrage des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr zeigt eben auch, dass diese Meinung sehr oft auf tönernen Füßen ruht, dass die meisten Menschen ihre Meinung nicht auf eine wenn auch nur ungefähre Kenntnis der Situation stützen. Und wer sich so unsicher ist, geht eben nicht zur Demo, geschweige dass er dies seine Wahlentscheidung beeinflussen läßt –dazu gehört schon ein bisschen „Wut im Bauch“ gegen das jeweilige Thema.
Ich finde diesen Film erschreckend. Hoffentlich ist das nicht die Realität, denn so würde ich die militärische Überlegenheit der Bundeswehr als nur gering einschätzen. Das ganze könnte so auch im 2. Weltkrieg stattgefunden haben. Wo sind beispielsweise Scharfschützen oder was ist mit technischen Hilfsmitteln zur Feindaufklärung? Erschöpft sich das in Nachtsichtgeräten und Feldstechern? Um diese Höhe müsste beispielsweise ein Sensornetzwerk gespannt werden womit man sofort akustisch die Position eines Schützen angezeigt bekommt. Oder warum werden die bekannten Stellen wo die Taliban oft sind nicht rund um die Uhr überwacht und man könnte dort auch mal selber einen Hinterhalt legen. Wofür gibt es denn die KSK? Oder man könnte Wanzen bei einem Besuch anbringen um auch mitzubekommen, was die Leute sagen, wenn man weg ist.