Die entscheidenden Fragen zum Einsatz in Afghanistan würden ausgeblendet, sagt der Afghanistanexperte Winfried Nachtwei. Im Panzer sei der Auftrag nicht zu erfüllen.
ZEIT ONLINE: Das politische Berlin diskutiert darüber, ob die Bundeswehr schwere Kampfpanzer am Hindukusch braucht, wie denken Sie darüber?
ZEIT ONLINE: Welche denn?
Nachtwei: Warum ist die frühere Hoffnungsregion Kundus so abgedriftet? Weshalb können dort seit geraumer Zeit die Bundeswehr und die Isaf ihren Auftrag, für ein sicheres Umfeld zu sorgen, nicht wirksam wahrnehmen? Die Diskussion in Deutschland kreist nur immer um die – zweifellos wichtige –Sicherheit der eigenen Leute und lässt den Auftrag außer Acht.
ZEIT ONLINE: Was ist die Ursache dafür, dass die Provinz Kundus zur Talibanhochburg geworden ist?
Nachtwei: Es kommen verschiedene Faktoren zusammen. Der Raum Kundus wurde zum strategischen Schwerpunkt der Taliban im Norden. Die Lageverschärfung wurde lange übersehen. Aus einzelnen lokalen Terrorzellen hat sich eine breite Aufstandsbewegung entwickelt, die zum Teil militärisch agiert. 2007 und 2008 wurde das in Berlin nicht wahrgenommen. Ich habe den Eindruck, man wollte das gar nicht wahrnehmen.
ZEIT ONLINE: Ihre Berichte aus Afghanistan geben die Verschlechterung der Sicherheitslage eindringlich wieder. Sie listen zahlreiche Angriffe auf die deutschen Patrouillen mit Panzerfäusten und Sprengsätzen im Raum Kundus auf. Würde da eine bessere Panzerung der Fahrzeuge nicht tatsächlich helfen?
Nachtwei: Der Forderung nach besserem Schutz der Soldaten ist längst in erheblichem Maß nachgekommen worden. Dabei hat man es allerdings immer mit einem Dilemma zu tun: Ein stärkerer Selbstschutz schränkt die Auftragserfüllung ein. Im Leopard 2 hat man sicher die beste Panzerung, aber auch die größte Distanz zur Bevölkerung. Und ein Kampfpanzer verursacht kaputte Wege und zerstörte Dörfer. Ausrüstungsfragen sind immer auch mit Blick auf den Auftrag zu klären. (weiter auf zeit.de)
Terminhinweis:
Das Kundus-Syndrom: Sicherheitspolitische Herausforderungen für die dt. Politik
Mit seinem Artikel „Für eine Kultur des Hinsehens“ hat Winfried Nachtwei eindrucksvoll auf die Notwendigkeit einer offenen sicherheitspolitischen Debatte in Deutschland hingewiesen. Die öffentliche Diskussion um den „Fall“ Oberst Klein macht die Vielschichtigkeit und die Dringlichkeit einer politischen Debatte deutlich. Wir freuen uns, mit Winfried Nachtwei einen ausgesuchten Experten gewonnen zu haben. Die Veranstaltung wird von der Deutschen Atlantischen Gesellschaft e.V. in Zusammenarbeit mit der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland durchgeführt. (mehr hier bei facebook)
Datum: |
Dienstag, 13. April 2010
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Zeit: |
19:30 – 22:00
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Ort: |
Haus der Geschichte Willy-Brandt-Allee 14 Bonn
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Ich hab inzwischen Zweifel ob es nicht doch besser wäre Chardara mal mit dem Eisenbesen auszukratzen.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,688292,00.html
Ausländische Kämpfer sind was anderes wie Bauerntrottel die sauer sind weil sie keinen Job haben.
pi
Sag mal, so langsam glaube ich wirklich ich bin im falschen Film. 😦
Können die nur von einem extrem ins andere Denken, Panzer auf Patrouille statt Dingo und Fuchs?
Herr bitte sag das das nicht wahr ist und ich irre 🙂
Die Aufgabe der Panzer kann nicht in den Patrouillen liegen, sondern in der Überwachung und Sicherung dieser , sowie des Geländes. Die Dingo und Fuchs sollen doch nicht abgelöst werden.
Um das zu realisieren müßte die Panzer nur unter Umständen im Notfällen in Ortschaften agieren.
Aber wenn den INS bewußt wird, das ihnen jederzeit mit 120 mm Glattrohr auch aus 2500 m das Fell über die Ohren gezogen werden kann, dann werden sie schon etwas vorsichtiger und für die eigenen Soldaten sind sie nicht nur moralischer Rückhalt, sondern Lebensversicherung.
Wer den Soldaten dies mit der Begründung der „öffentlichen Wirkung“ auf die Afghanen vorenthält muß sich Fragen lassen wie er die öffentliche Wirkung in Deutschland rechtfertigen will, wenn Trauerfeiern wie letzten Freitag zur Routine werdern. 😦
Also gerade von Winfried Nachtwei würde ich doch etwas mehr Differenziertheit erwarten. Es geht doch nicht darum alle Vertrauens-Patrouillen und Kontaktaufnahmen zur Bevölkerung nur noch in Panzern durchzuführen . Komischerweise wird das aber von allen angenommen.
Diese Waffen kommen vor allem dann zum Einsatz wenn Aufständische erst mal vertrieben werden müssen. Die Kanadier haben Leopard I eingesetzt, weil sie sich 2006 regelrechte offene Schlachten mit den Taliban geliefert haben. Wenn etwas gegen den Einsatz spricht, dann eher, dass wir im Norden nicht die gleiche Situation haben. Wenn das Gebiet dann mal unter Kontrolle ist, kann man auch mit anderen Fahrzeugen in die Dörfer fahren.
Ich würde ja wirklich nicht so reagieren, wenn Kanada und Dänemark nicht jahrelange Erfahrungen dort hätten auf die man problemlos zugreifen kann (zum Teil im Internet frei verfügbar!!). Dadurch erübrigt sich alle Spekulation.
So sehr ich seine offene Berichterstattung schätze, hier irrt Hr. Nachtwei,
der militärische Wunsch nach Kampfpanzern (und dieser Ruf war bereits vor 2009 zu Vernehmen) liegt vor allem in ihrer Wirksamkeit. Ein moderner Kampfpanzer bringt (bei entsprechender Munition) skalierbare Wirkung über weite Distanzen und präzise. Dazu hat er gute Optiken und kann Gelände überwachen. Der Kampfpanzer ersetzt damit keine Infantrie und ist auch nicht fürs Patrouillefahren gedacht. Mit Kampfpanzern erhält der militärische Führer vor Ort die Möglichkeit seine Kräfte zu unterstützen und bei Kontakt präzise zu wirken, gerade aus der Entfernung. Ergänzend dazu ist natürlich Steilfeuer aus präzisen Haubitzen oder im Nächstbereich auch mit Mörsern ideal. Schon der Einsatz der Schützenpanzer im Raum KDZ (welche auch zu schwer für die dort existierenden Brücken sind aber dann halt furten) brachte diverse Gefechte schnell und für uns erfolgreich zu Ende.
Der Einsatz von Panzern in diesen Rolle zielt darauf ab sich in Gefechten durchzusetzen und taktisch zu gewinnen. Dieses Durchsetzen und Gewinnen bedeutet Stärke und Macht, ähnlich dem Siegestaumel der INS auf unserem zerstörtem DINGO. Dies ist etwas worauf die meisten Afghanen auch sehr achten, nicht schönen Worte sondern Taten zählen. Das Bild vom Panzer auf dem Marktplatz, vom Duell Maschine gegen Zivilbevölkerung deckt sich nicht mit dem Bild der Militärs von ihrem Einsatz.
Im Umgang mit den Menschen vor Ort braucht es Zuckerbrot in Form von Aufbauhilfe und Unterstützung aber auch die Peitsche in Form von polizeilichen und militärischen Aktionen. Beide müssen stehts Wort und Tat in Einheit sein. Dabei kann und darf es keine halben Sachen geben. Brücken, welche versprochen aber über Jahre nicht gebaut werden sind ein Zeichen der Schwäche. Gefechtsfelder welche aufgegeben werden müssen sind ein Zeichen der Schwäche. Dabei liegt es nicht an den Soldaten vor Ort, mit Mut und Improvisationstalent wird möglich gemacht was geht. Aber Kräfte und Mittel wurden absichtlich durch das Parlament limitiert, damit werden den Soldaten unnötige Risiken aufgeschultert. Für die meisten Soldaten sind weder Haubitzen noch Kampfpanzer eine Gewalteskalation, sondern viel mehr die Freiheit und Möglichkeit den Auftrag auch umsetzten zu können. Für das politische DEU sind diese Werkzeuge des Krieges aber noch zu sehr Symbole für eine Wahrheit die man ignorieren will. Mein Appell ist es an alle Entscheider, es dem Führer vor Ort zu überlassen, welche Anforderungen er stellt und Sie ihm im Rahmen des Möglichen zu erfüllen.
Wahrscheinlich stehen neben Pionieren und Pioniergerät, Bargeld für schnelle Projekte, Transporthubschraubern, sinnvoller Logistik, umfangreichen Instandhaltungs- und Bergekräften auch einige Leoparden und Panzerhaubitzen sowie die Repatrierung der Einsatzwehrverwaltung. Aber dann fußt die Entscheidung auf Fakten und nicht dem Bauchgefühl. Am Ende ist es nämlich immer derjenige vorne der die Verantwortung trägt und der seinen Soldaten noch ein ganzes Kontingent in die Augen sehen muß.
@StFwdR, pi
das Handelsblatt berichtet, das Oberst Matz, Kdr QRF, Hubschrauber und Panzer gefordert habe:
„Matz, einer dert erfahrensten Soldaten der Bundeswehr, bestätigt, dass sich die Lage im Norden kontinuierlich verschärft. „Aber es ist weniger die Zahl der Angriffe, die uns Sorge macht. Wir sind für die Taliban und andere Aufständische berechenbar geworden. Das ist unser wahres Problem,“ sagt er dem Handelsblatt in Mazar-e Sharif. Unter dieser Perspektive sei auch der für drei deutsche Soldaten tödliche Überfall vom Karfreitag (und frühere ) zu betrachten. „Wir sind weiterhin stark hier, aber für die Aufständischen mit der Zeit in unseren Aktionen kalkulierbar geworden,“ sagt er. Matz gehört zu jenen Militärs, die nunmehr mehr Hubschrauber und Panzer als verstärkung der Deutschen fordern. Das hat er vergangene Woche auch Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich mitgeteilt.“ (Handelsblatt)
Scheinbar gibt es doch noch ein paar Aktive, deren Politisierungsgrad noch nicht soweit fortgeschritten ist, dass sie ihr taktisch-operatives ABC vergessen haben.
Derzeit läuft ja von Regierungsseite, unterstützt durch das Einsatzführungskommando, die Operation „Lächerlichmachung der Panzerforderung.“ Und der ideologische Schwachsinn des sonst ernst zu nehmenden Herrn Nachtwei ist ja leicht zu widerlegen. Die Distanz zur afghanischen Bevölkerung ist nicht durch dicke Panzerungen entstanden, sondern weil die Bundeswehr nicht in der Lage war, die Bevölkerung wirksam zu schützen.
Die Masse der kampfkräftigen Waffensysteme sind entweder nicht einsatzbereit, angeblich ungeeignet oder politisch nicht gewollt. Was übrig bleibt ist der alte SPZ Marder in geringer Stückzahl. Nach dieser Diskussion hätte man doch wirklich konstruktive Vorschläge erwarten können. Stattdessen wird gemauert, was das Zeug hält. Warum nur?
Ich versteh noch nicht, was Panzer und Hubschrauber ändern, wenn die wahren Probleme Berechenbarkeit und Kalkulierbarkeit sind. Oder hängt das gar nicht zusammen?
Könnte Sie das noch kurz erläutern (so, dass es auch für nicht militärisch Denkende verständlich ist)?
Danke schon mal im Voraus.
Damit haben Sie den eigentlichen Kern getroffen 😉 Man kann viel über Ausrüstung diskutieren (ist halt das Lieblingsthema eines Soldaten) was aber gar nichts bringt, wenn man nicht so aggiert, wie die Logik des Konfliktes es erfordert und die geforderte oder vorhandene Ausrüstung dementsprechend einsetzt. Das Deutsche Engagement krankt ganz eindeutig daran. Die Gründe dafür sind zum einen die Politische Führung, die durch strenge Einsatzregeln (militärisch rules of engagement) eine aktive bekämpfung von Taliban verhindert. So dürfte z.b ein Deutscher Scharfschütze, der versteckt in seiner Stellung lauert, einen eindeutig bewaffneten Taliban nicht erschiessen, da dass Grundgesetz und die Einsatzregeln das präventive Töten von Gegnern verbieten. Damit der Scharfschütze schiessen darf, müsste er seinem Ziel, die Vorbereitung eines Angriffes nachweisen oder in Eigenwehr handeln (sprich der Taliban schießt auf ihn.) Zum anderen (auch wenn es nicht jedem gefällt) sehe ich deutliche Schwächen, in der strategischen Ausbildung unserer Offiziere. Diese wurden für große Panzerschlachten gegen einen schwer gerüsteten Gegner (Sowjetunion) ausgebildet. Die Taliban bedienen sich jedoch Guerilla-Taktiken deren man mit einer solchen „klassichen“ Ausbildung schwer beikommt. Die Amerikaner haben darauf reagiert und den Begriff des COIN (counterinsurgency = Die Bekämpfung eines Gegners der Guerillataktiken verwendet) geprägt. COIN ist aber äusserst komplex und bedingt einer langwierigen Einarbeitung, da man ein sehr intensives Verständniss für seinen Gegener braucht ( Soziale Strukturen der Bevölkerung, Volksgruppen und ihre Interessen, woher bekommen sie ihre Waffen, wer unterstützt sie, wo ist ihr Schwachpunkt, welche Mentalität treibt sie an, wer bildet sie aus etc…) Die Amerikaner haben deshalb den General McKrystal nach Afghanistan geschickt, da dieser als langjähriger Soldat in Spezialkräften gedient hat und selbst ein Meister von Guerillataktiken ist. Sprich er denkt wie die Taliban.
…also haben wir noch viel zu lernen und sin dnoch längst nicht d i e Einsatzarmee, die wir glauben zu sein bzw. zu haben? Kommt die Strukturkommission jetzt nicht gerade zur richtigen Zeit (sie hätte vielleicht schon viel früher eingesetzt werden müssen?!!)
@Jordan,
bedaure, konnte nicht früher antworten. Die Angaben meiner Mit-Kommentatoren möchte ich ein wenig ergänzen. Die Berechenbarkeit deutschen Handelns ergibt sich aus folgenden Faktoren:
– Auf politischer Ebene hat man sich zu einer defensiven Ausrichtung entschlossen. „Weg von offensiven, aktiven militärischen Eingriffen“…., so der VtgMin und die Kanzlerin. Die politische Führung beurteilt die Lage jetzt zwar als Krieg, zieht aber nicht die erforderlichen sicherheitspolitischen Konsequenzen, die J.Joffe von der ZEIT auf den Punkt gebracht hat: „Es gibt keine Defensive ohne Initiative.“ Damit ist die Bundesregierung berechenbar.
-Die militärpolitische Führung verfolgt erkennbar unverändert weiter einen Stabilisierungsansatz. Der nachwirkende Einfluß des bisherigen GI ist deutlich erkennbar. Auch sie bleibt damit für die Taliban berechenbar.
-Die operativ-strategische Ebene ISAF räumt dem Schutz der afghanischen Bevölkerung absolute Priorität ein, noch vor militärischen Erfolgen und kündigt alle Operationen zeitlich weit vorher an. Berechenbarer kann man nicht operieren.
-Auf operativ-taktischer Ebene RC Com North setzt man loyal die politischen Vorgaben um, hätte aber aufgrund der geringen Anteile an Kampftruppen auch gar keine Möglichkeit, offensiver vorzugehen. Also bleibt, wie J.Joffe es ausdrückt, nur das „Prinzip Präsentierteller.“ Höchst berechenbar!
-Und auf taktischer Ebene sind unsere Kräfte aufgrund unzulänglicher Ausrüstung gezwungen, auf dem infanteristischen Niveau der Taliban zu kämpfen. Da man nur über Radfahrzeuge verfügt, ist man an die wenigen Wege gebunden und damit berechenbar. Berechenbar ist auch die eigene Waffenwirkung, weil der Einsatz der meisten kampfkräftigen Waffensysteme entweder politisch unerwünscht ist oder die technische Einsatztauglichkeit noch nicht hergestellt ist. Und Berechenbarkeit ergibt sich auch aus dem geringen Umfang verfügbarer Kampftruppen.
Insgesamt also eine für Soldaten höchst schwierige Lage. Sie müssen mit „gebundenen Händen“ kämpfen uns sind für ihre Gegner damit leider sehr berechenbar.
@Jordan
anz einfach, wenn ich nur reagiere statt agiere dann bin ich nicht Herr des Verfahrens und habe die A-Karte 😉
Damit werden die wichtigen Dinge des Auftrags der ISAF obsolet.
Der zivile Aspekt des Auftrages muß zum militärischen Teil koinsident verlaufen sonst driftet das ganze ins Nirwana ab.
Die Berechen- und Kalkulierbarkeit resultiert aus der Tatsache, das politisch nicht realisiert wurde / wird das dort unten Gefechte stattfinden und die Bundeswehr sich aber immer noch so verhalten muß wie in einem Friedenseinsatz.
Kollateralschäden sind Gift und dazu rechnen die Strategen auch Flurschäden 😦
Aus der militärischen Schwäche heraus beschränkt sich die Aktivitäten auf Patroulien, die zudem noch an das Strassen und Wegenetz gekoppelt werden und damit sind sie berechenbar. Ist halt nur eine Frage der Zeit bis das passende Gefährt an der verbuddelten IED vorbeifährt oder, wie Karfreitag, im Hinterhalt landet.
@Bang50
Taktisch unterscheidet sich ein Partisanenkrieg natürlich von einer Panzerschlacht in der norddeutschen Tiefebene, aber die Grundlagen für die erfolgreiche Führung des Gefechts sind dieselben. 😉
Jeder militärischer Führer hat im Rahmen des Führungsvorgangs seinen erhaltenen Auftrag auszuwerten und enstsprechend zu handeln. Das ihn die Politik dabei massiv einschränkt ist des Pudels Kern. 🙂
Vielen Dank Bang50 und StFwdR – das war nachvollziehbar. 🙂 Zumindest das meiste…
@Bang50: Für die Umsetzung von COIN bräuchte man also fachkundige Personen/Berater, die in kurzer Zeit und effektiv die Soldaten im Einsatz informieren/briefen könnten oder müsste das schon stärker in der Einsatzvorbereitung geschehen? Und das ist zumindest im eigentlich nötigen Umfang nicht der Fall in der BW? Oder doch, weil AFG-erfahrene Soldaten ihr Wissen weitergeben?
Wer übernimmt das bei den anderen Nationen?
@StFwdR: Also: mehr militärische Stärke = variablere/vielfältigere Aktivitäten?
D.h. so könnte der Handlungsrahmen erweitert werden und so die Aktionen für Taliban/INS weniger berechenbar werden? Konkret: Weil sie nicht wüssten, ob nun eine Patrouille mit Dingos, Panzern o.ä. unterwegs ist, wäre auch nicht klar, wo lang gefahren wird und es könnte kein (oder schwerer) ein Hinterhalt vorbereitet werden? (ist wahrscheinlich vereinfacht, aber ich muss das irgendwie „übersetzen“, um es zu verstehen) Geht diese Rechnung denn nach den Erfahrungen auf?
Und zusammengefasst plädieren sie für weniger (politische) Vorbehalte bei den ROEs und stärkere begleitende zivile Aspekte?
@StFwdR
Ich möchte dir in Bezug auf die Einsatztaktik wiedersprechen. Partisanenkrieg ist in der Situation wie in Afghanistan, eine vollkommen andere, als klassiche Gefechtsausbildung.Insbesonders in der Führung! Ich weis du bist Panzermann. Ich frage mich, ob am Karfreitag eine Besatzung eines Leopard Panzers, die Feuererlaubnis auf ein Haus mit Zivilisten u. Taliban bekommen hätte? Ich glaube wir sind uns ziemlich einig, das es die nicht gegeben hätte. Also was bleibt?? Nur der schmuzige Häuserkampf der Infanterie.Kleine Kampfgruppen, die extrem flexibel aggieren und sich selbst führen müssen aber trotzdem in Kontakt mit den anderen Gruppen stehen. Häuserkampf mit anwesenden Zivilisten, ist die Königsdisziplin eines Infanteristen und erfordert eine sehr intensive Schießausbildung. Was ich gerade beschrieben habe, ist eigentlich die Jobbeschreibung für Kommandoeinheiten wie KSK,first delta detachment,SAS,Navy seals etc… Es war McKrystal, der das volle Potential der Fähigkeiten seiner Kommandos im Irak nutzte und damit in Verbindung mit dem diplomatischen Arm, seine durchschlagenden Erfolge feierte. Ein irregulärer Gegner, lässt sich am effektivsten durch irreguläre Einheiten bekämpfen. Alles andere kann zwar auch funktionieren, bleibt aber in seiner Wirkung beschränkt (siehe Karfreitag).
Ein weiteres Beispiel: Die Briten spielen in Afghanistan mit den Taliban ein nettes spielchen. Sie patroullieren zu Fuß, während die Scharfschützen Stellung in naheliegenden Häusern beziehen. Kommt es zu einem Schußwechsel, schießt die Patrouille ein paar Salven und zieht sich sofort in die Häuser zurück. Sie feuern ein paar Salven aus den Häusern, machen aber ansonsten einen sehr schwachen Eindruck. Die Taliban werden ermutigt, auf die Häuser vorzurücken. Irgendwann sind sie dann in solch freudiger Stimmung, gleich eine Britische Stellung zu überrenen, das sie leichtsinnig werden und dabei sofort von den britischen Scharfschützen erschossen werden. Funktioniert anscheinend super und ist irreguläre Kriegsführung. 😉
@Bang50
Jepp ich bin Panzermann, ein alter noch dazu 😉
Zunächst einmal wäre ein Leopard nicht allein vor Ort, die kleinste Feuereinheit ist der Zug.
Zum anderen muß nicht unbedingt der 120 mm Hammer zulangen, das Blenden-MG macht auch schönen Zauber. 😉
Damit könnte ein Zug in der entsprechenden Situation die INS z. B. niederhalten und so den Soldaten im Hinterhalt Luft verschaffen können um sich zu lösen.
Und im Zweifel kann auch mal eine MZ in den Garten gesetzt werden, macht nicht viel kaputt aber viel Staub und blendet die INS.
Das wäre aber nur die 1b-Lösung gewesen.
Bei einer ordentlichen Sicherung der Patroullie wäre diese möglicherweise gar nicht erst in diese Situation gekommen.
Zum anderen , die „Königsdisziplin“ der Infanteristen hast du zwar schön geschildert, aber wer zum Teufel soll von den normalen Soldaten in den Kampfkompanien das leisten ?
Zumindest für die Bundeswehr ( Ausnahme vielleicht KSK ) Utopie.
Die irregulären Truppen könnten die Milizen sein, wer aber soll die dann kontrollieren / disziplinieren?
Für mich ein NoGo!
Über die Vita von McChrystal sag ich mal lieber nichts, Erfahrungen hat er jedenfalls genug gesammelt. Das was die US-Spezialkräfte
auch im Bereich Nord so alles leisten will ich eigentlich gar nicht wissen 😦
Und was die Engländer machen ist nichts anderes als eine erlaubte Kriegslist 😉
Bei uns hieß das früher Panzersack, natürlich bezogen auf den natürlichen Gegner 🙂
@Jordan
Militärische Stärke bedeutet, das ich das Gesetz des Handelns habe, das ich Zeit und Ort weitestgehend bestimme.
Das bedeutet nicht das die Patroulien durch Panzer ersetzt werden, diese finden nach wie vor mit Dingo, Fuch und Wolf statt, aber gesichert und überwacht durch Panzer die auf weite Entfernung präzise treffen können, die im Notfall sofort und unverzüglich wirken können und so den Soldaten und der Bevölkerung die Sicherheit geben um ein friedliches Umfeld zu schaffen. Gleichzeitig schafft es bei den INS die Ungewissheit sich frei zu bewegen ohne gleich eine auf die Mütze zu bekommen.
Gleichzeitig sind die Gebiete mit loyalen ANSF zu sichern die zusammen mit OMLT als Korsett die Präsenz in der Fläche übernehmen und für Sicherheit sorgen. In diesem Umfeld können dann die zivilen Projekte erst gedeien und umgesetzt werden. Dabei müssen sich die NGO`s und die GO`s zusammenraufen und nix hilft besser als lokaler Kontakt und die rasche Umsetzung der notwendigsten Maßnahmen um die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen.
Und der vielbeschworene Ansatz des COIN was bringt der wenn ich den INS die Initiative überlasse, tagsüber Brücken baue die sie nachts verminen oder sprengen?
Also muß ich 24/7 (24 Stunden an 7 Tagen in der Woche 😉 ) Präsent sein, entweder vor Ort oder durch Aufklärung und der Option rasch zu handeln oder durch Abstandswaffen.
Danke für die hilfreiche (und geduldige) Grundlagenerklärung. 🙂
Für Präsenz 24/7 (Lerneffekte… ;)) wären dann aber mehr Soldaten und der Situation angemessene Aufklärungssysteme nötig – womit man dann wieder bei der Debatte landet…
Langsam kann ich den Frust nachvollziehen.
Exactement!
@ PhoenixTwoSix
Mit ihrer sauberen Analyse der Situation sind Sie an des Pudels Kern angelangt. Wenn man feststellt, dass wir in AFG Krieg haben und uns daran mit der Bw beteiligen, dann muss man diesen Krieg auch führen wollen, oder sich eben zurückziehen.
Dies wird aber kollektiv von den Verantwortlichen formelhaft verneint. Dem deutschen Vier-Sterne General Ramms, als Verantworitlicher in der Nato, wird der Satz zugeschrieben, die Deutschen führen Krieg nach dem Motto: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“.
Aus meiner Sicht kann und darf nur der militärische Führer vor entscheiden was er braucht.
Asymetrische Kriegsführung bedeutet ja wohl auch, dass man sich nie sicher sein kann was auf einen zukommt.
Insofern sollte der Soldat, für den Fall der Fälle, auf das zurückgreifen können was angemessen ist.
Die Grünen und die Linken prangern an, dass Deutschland ganz vorne bei den Rüstungsexporten in der Weltliga spielt. Nur bei den eigenen Soldaten üben wir ins Zurückhaltung?
Abgesehen davon sind wir jetzt schon dem Feind, was Feuerkraft und militärische Ausbildung anbelangt, deutlich überlegen.
Warum läßt man unsere Soldaten nicht einfach ihre Arbeit machen?
Beispiele hinken immer also bitte nicht auf die Goldwaage legen, es ist fast so als solle Bayern München die Meisterschaft mit Fußfesseln gewinnen.
Und Leo hin oder her, was hilft er wenn die ASU abgelaufen ist?
Und Oberst Matz ist noch nicht entlassen? 😉
Zu Guttenberg hat ja gestern abend in Berlin direkt und anschließend noch einmal ausdrücklich betont, er wird alles zur Verfügung stellen, was die militärische Führung von ihm fordert. Dann wies er richtigerweise ebenso ausdrücklich darauf hin, dass dann auch die nötigen Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden müssen. Ergo, ihn trifft zukünftig keine Schuld, was kann er dafür, dass die einen nicht fordern, und die anderen die Rechnung nicht bezahlen wollen.
Und das Wichtigste überhaupt geht völlig unter: Was nützt einem die beste Ausrüstung, wenn der Soldat sie nicht benutzen darf! Und das ist der eigentliche Knackpunkt – sie dürfen nicht!!!
Das müssten die Vorgesetzten vor Ort in die Heimat funken bis es raucht! Wenn nicht endlich die rechtlichen und politischen Bedingungen klar gestellt werden, die ein Krieg eben erfordert, dann wird es eben nichts.
Und so lange Oberst Klein nicht von allen Vorwürfen frei gesprochen ist, verharren auch andere Führungskräfte in Deckung. Wie stand es im „Kunduz-Syndrom“ geschrieben, nur der Kommandeur, der alle Soldaten wieder lebend nach Hause gebracht hat, ist ein guter Kommandeur. Ob er seinen Auftrag erfüllt hat, interessiert niemanden.
Erstaunlicherweise ist die Denkart der meisten Soldaten „draußen“ eine völlig andere.
(…) Zu Guttenberg hat ja gestern abend in Berlin direkt und anschließend noch einmal ausdrücklich betont, er wird alles zur Verfügung stellen, was die militärische Führung von ihm fordert. (…)
Bin ja mal gespannt, wann wieder Köpfe rollen.
Oder ist Führung in diesem Fall der goldbehangene Amtsschimmel in DEU und nicht der Fhr vor Ort in AFG?
Nochmals zum Einsatz vom Leopard II:
Ich hatte heute bei der Arbeit mit einem Stabsarzt (hatte ein sehr gutes, interessantes Gespräch) zu tun der schon in AFG, u.a in Kundus, Masar, aber auch in Helmand war. Den Einsatz des LEO II betrachte er auch skeptisch, wegen des Geländes (wie z.B Wassergräben, Bewaldung) im Norden. In Helmand sagte er mir hat man viel mehr freie Fläche um Panzer einzusetzen.
Ich bin nun nur interessierter Zivilist, aber mir stellten sich ein paar Fragen:
– Was kann der Marder was der LeoII nicht kann?
– Muss der Marder nicht auch waten?
– Der Marder hat gut 30t der LEOII gut 60t. Sind die 30t nicht schon zuviel für die meisten Brücken um Kundus? Müssen da auch die Pioniere kommen?
Ist der Marder besser gegen IED geschützt und wenn ja haben deßhalb die INS die Sprengladungen vergrößert?
Bin gerade dabei, grundlegende Gedankengänge zur Materialdebatte vorzubereiten…werde ich entweder heute Abend noch oder spätestens übermorgen posten…
Also Wassergräben und Wälder haben wir hier auch 😉
Das Problem ist der fehlende politische Wille getroffene Entscheidungen auch konsequent Umzusetzen.
Statt dessen wird versucht mit einer Kübelspritze einen Großbrand zu löschen und von den Feuerwehrleuten verlangt ohne Schutzausrüstung die Bewohner zu evakuieren.
Das taktische Denken geht nur in die Richtung ent- oder weder, so langsam glaube ich das die aktuelle Fürhungsriege in Berlin mal einen Betriebsausflug nach Afghanistan unternehmen und die Führer vor Ort das Betriebsfest organisieren sollten. 😉
Da könnte dann General Glatz in einer Geländebesprechung mal erläutern waurm Kpz im Raum Kunduz nicht wirken könnten 😦
In meinem heutigen Gespräch mit dem Stabsarzt kamen wir auch auf den (Kampf)-Huschrauber Tiger zu sprechen. Die Franzosen wollten bei dem Projekt (aus der Zeit Kohl/Rühe) einen Kampfhubschrauber, wir wohl nicht weil (Kampf!)-Hubschrauber. Jetzt haben wir einen Hubschrauber zur Panzerbekämpfung mit Raketen dem die Maschinenkanonen fehlt, um weiche Ziele zu bekämpfen. Die Umkonstruktion/ Abrüstung der MK hat wohl auch viel Geld verschlungen. Ich glaube da meinem Gesprächspartner schon, aber irgendwie kann ich das nicht glauben! 😉 Passt aber ins Bild.
@ Holger S.
Zu den Brücklein:
da Marder heute schon mit den Brücken im Raum KDZ Schwierigkeiten hat, hat die auch der Leo. Wobei gerade Brücken so ein besonderes intensiv zu diskutierendes Thema wäre und ggf. auch eine Fähigkeit darstellen könnte. Zum Thema Rüstungsdramen passt dann auch die PSB III (einfach googeln und weinen!).
Zum Hubschrauber Tiger aka PAH2 aka UHU:
Bewaffnungsoption DEU war ehemals RMK30 (einfach googeln und wieder weinen!) geplant aber wurde verworfen. Die französische Kanone ist zwar eine aber technisch nur sub-standard. Der heutige Tiger hat starre 12,7mm Maschinengewehre als Nutzlastaußenbehälter, damit kann er weiche Flächenziele angreifen aber nicht präzise wirken. Damit ist er für Szenare wie KDZ nur als grobe Lösung tauglich und nicht in einer Liga wie amerikanische Cobras oder Apaches, selbst die alte Hind hat wenigstens starre 30mm. Den Tiger als Allzweckkampfhubschrauber umzumodel ist zeitintensiv und teuer und ggf. wäre es billiger Cobras zu kaufen (IMHO der beste Kosten/Nutzen Kampfhubschrauber).
Also prinzipiell sind Raketen kein Problem. Es kommt nur darauf an welche. Die USA haben im Irak und AFG Tausende Hellfires verschossen. Auch wenn sie nur Personen im freien Gelände bekämpfen. Diese Rakete gibt es in mehreren Version mit unterschiedlichen Sprengköpfen. Sie ist vor allem gegen leicht und schwach gepanzerte Ziele geeignet und wird gerne eingesetzt, da der Sprengkopf klein ist und wenige Kollateralschäden verursacht.
Pars3 und HOT dagegen sind wirklich zur Panzerbekämpfung gedacht und leider auch viel teurer.
Eine gute Entwicklung in diesem Bereich sind lasergelenkte 2.75″ Raketen (wo im Moment ungelenkte Raketen verwendet werden). Das wäre ein Bereich den sich die BW mal ansehen sollte.
Die australischen Tiger sind standardmäßig mit Hellfire ausgerüstet.
Es gibt 50. cal gunpods, die an den Flügeln montiert werden können. Die Reichweite ist halt geringer als mit einer 30mm Kanone. Deutschland hatte mal die RMK30 im Auge, aber das Projekt wurde leider eingestellt.
Die französischen Tiger in AFG haben außerdem andere Triebwerke, die besser mit den hot&high Bedingungen zurechtkommen.
Noch was:
Warum setzen nur die Kanadier und Dänen Panzer ein?
Warum z.B. die USA nicht? Ist es so, daß wenn man Apache hat, keine Panzer mehr braucht? Gibt es irgendwo eine Übersicht, welche Nation welches Gerät einsetzt?
@Holger S
Die USA spielen immer eine Sonderrolle. Dieses Land besitzt nahezu unerschöpfliche Ressourcen in der taktischen Unterstützung und hervorragend geschultes Personal im JFST(Joint Fire Support Teams) uns TACP (Tactical Air Controller Party) Bereich, Predator/Reaper UAV`s,Apache,C-130 Spectre, Blach Hawks in verschieden bewaffneten Ausführungen, ein gewaltiges Asenal an Abwurfwaffen für alle erdenklichen Szenarien,GMLRS,Excalibur,assault breacher vehicle und vorallem Manpower!
Kanadier setzen Leo deswegen ein, da Helmand super Panzerterrain ist und man mit relativ geringen Mitteln, eine gute Durchsetzungsfähigkeit und Durchhaltefähigkeit erreicht.
@ PhoenixTwoSix
Der ständige irrglaube, die RMK 30 sei die heilige Lösung gewesen, ist mir schleierhaft.Diese Waffe verfügt über große Nachteile, die man gerne unter den Tisch fallen lässt (geringe Feuerkadenz,hohe Störanfälligkeit,starke Rauchentwicklung,geringer Munitionsvorrat). Eine klassische Lösung ist zu bevorzugen. Die Französische 30mm ist eine sehr gute Waffe, die in Präzision der des Apache überlegen ist.
Der Krux mit UHT ist, das der Hubschrauber im Moment zu nichts anderem taugt, als in der Gegend rum zu fliegen (Selbst das ist nicht unbedingt gewährleistet, da das Getriebe konstruktiv schwach ausgelegt ist und am Leistungsmaximum arbeitet). Das Projekt Gun-Pod wird wahrscheinlich eingestellt, da man trotz mehrmaliger Nachbesserungen, keine zufriedenstellende Präzision erreicht (Zitat:“Am sichersten ist es im Ziel, denn da kommt nichts an.). PARS 3 hat technische Schwierigkeiten und scheint keine zufriedenstellende Zielaufassung des IR-Sensors zu gewährleisten. Sprich PARS 3 trifft nicht. Man hört es pfeifen, das Tiger ein dermaßen technischer Fehlschlag ist, das man nicht absehen kann, wann und ob die volle Einsatzfähigkeit garantiert werden kann. Es sei vielleicht notwendig, sich nochmal an das Zeichenbrett zu setzen um die konstruktiven Schwächen auszubügeln.
@ all nochmal: bitte vermeiden Sie Abkürzungen, nicht jeder versteht sie. Bitte ausschreiben, damit auch der Nicht-Militär unter uns sachlich folgen kann. Danke !!! 🙂
I`m so sorry! Gelobe Besserung! Oh je gerade einen noch schlimmeren Beitrag abgeschickt.
@ Stefan und PhoenixTwoSix bzw. alle:
Welche Argunente würden denn gegen Kampfhunschrauber sprechen, außer, dass wir keine haben? Könnte man dann auf Panzer verzichten bzw. die Panzerdiskussion beenden?
Wie viele, sagen wir mal, wir nehem Supercobras-W bräuchten wir dann, für den Norden? Würdens 12 tun. dann wären wir bei rund 130 Millionen Dollar.
Wie lange müssten die Piloten darauf ausgebildet werden? Zeit haben wir ja, denn in AFG werden wir wohl noch min. 10 Jahre sein.
Gegen einen Kampfhubschrauber spricht nur, das wir keinen haben und wahrscheinlich auch keinen so schnell haben werden.
Ein komplexes System, wie einen Kampfhubschrauber, kann man nicht in wenigen Jahren einführen. Es müssen Piloten mehrere Jahre geschult werden, es muss die Ersatzteilversorgung geklärt werden, es müssen Flugsimulatoren her, es muss das Wartungspersonal aufwendig geschult werden, die Hubschrauber müssen gebaut werden etc…. Bis solche Systeme voll combat ready (voll Einsatzfähig sind) vergehen durchaus 10 wenn nicht mehr Jahre. Vorallem ist eine Neueinführung eines Waffensytems ein gigantischer finanzieller Aufwand, der nicht nur die reinen Beschaffungskosten abdeckt.
Darüber braucht man nicht zu diskutieren:
1.) Deutschland wird nie ein fertiges ausländisches Fahrzeug irgendeiner Art kaufen auch wenn es dringend gebraucht wird. Rüstungspolitik ist hier 100% Industriepolitik. Ich verstehe da aber nicht wieso man heute keine Lizenzproduktionen mehr durchführt, wie damals mit dem CH-53
2.) Wie du sagst, scheitert es an der Ausbildung. Deutschland hat nun mal keine ausgebildeten Kampfhubschrauber-Piloten. Umschulung dauert bei Luftfahrzeugen. Einer Panzerbesatzung bringst du eher bei mit einem leistungsfähigeren Modell umzugehen. Die Taktik ist schließlich genau gleich
3.) Wenn schon SuperCobras dann doch bitte das neue Viper-Modell (AH1-Z) :p
Die einzige kurzfristige Alternative ist andere Länder zu bitten die Lücke zu schließen. Die USA werden dies tun. Man könnte auch die Niederlande bitten, da diese aus dem Süden fort wollen. Aber da dort schon die Regierung darüber gefallen ist, wird das auch nichts.
@Stefan
Ich sehe es Momentan wieso so, das die Amerikaner uns den Allerwertesten in Kunduz retten. Sie bringen die Haubschrauber,damit die benötigte Mobilität und den Willen, den Boden aufzuwischen. Eine BW Reform ist nötig und lobenswert, wird jedoch dann greifen, wenn Afghanistan schon lange vergessen ist. Wahrscheinlich werde ich da in Rente sein (und das ist noch lange hin). Die BW sollte die Chance nutzen und Afghanistan als „lesson learned“ abbuchen. Politik und Militär haben versagt, jetzt sollte der Blick in die Zukunft gerichtet werden.
just my 2 cents
@ Bang 50
Die 10 Jahre halte ich für angemessen wenn man alles selber machen muß. Eingeführte Produkte haben meist Partnerarmeen, welche das selbe Muster bereits lange einsetzen und entsprechende TTPs (Tactics, Techniques and Procedures [nein ich werde dies nicht in Deutsch übersetzten!]) erlassen und erprobt haben.
IMHO kann man, wenn man heute die Fähigkeit Kampfhubschrauber haben wollte, mit entsprechendem Budget bei Apache/Cobra einsteigen und bereits mittels Leasing und Erstausbildung nach einem Jahr Material und Piloten in AFG haben. Die Kanadier habe dies umgekehrt mit unseren Leos gezeigt. Ist zwar kein Hubschrauber aber da unsere Austauschpiloten auf C-130 (Herkules Transportflugzeug) jederzeit auch mit Briten in den ISAF Einsatz können, glaube ich nicht, dass abgesehen von General Flugsicherheit und der Deutschen Flugsicherheit irgendetwas dagegenspricht
Unser Problem, hier vorallem im Deutschen Heer ist die Abneigung gegen fremde Standards und Verfahren. Der Zwang zum Eindeutschen ist immens und kostet viel. Wir verlieren regelmäßig den Erfahrungsvorsprung der anderen und müssen mühsam eigenes Wissen aufbauen. Zudem ist unsere Bereitschaft Risiken einzugehen minimal. Durch deutsche IT-Sicherheitsbedenken, Datenschutz und Flugbetriebsauflagen machen wir uns unnötig viel Arbeit und verspielen Vertrauen nach innen und außen.
Der Auftrag sollte zuerst kommen anschließend kann man Befindlichkeiten regeln.
Persönlich sollte u.a. die Luftwaffe endlich von dem Irglauben abgebracht werden die ICAO Regeln anwenden zu müssen. Vielleicht würden wir Soldaten dann auf Flügen mit der Luftwaffe nicht wie Terroristen behandelt und dürften endlich auch die im Inland angeschossenen (eigenen) Waffen und unsere Taschenmesser mit in den Einsatz nehmen.
Die RMK (RückstoßfreiMaschinenKanone) ist für mich als Techniker einfach ein technisches Ideal. Leider ist sie noch kein einführbares Produkt. Aber in der Auslegung definitiv besser als die GIAT, nur halt noch nicht fertig.
Phoenix: „Vielleicht würden wir Soldaten dann auf Flügen mit der Luftwaffe nicht wie Terroristen behandelt und dürften endlich auch die im Inland angeschossenen (eigenen) Waffen und unsere Taschenmesser mit in den Einsatz nehmen.“
Moment mal. Die sind nicht mal in der Lage, die Dinger vorher einzusammeln, in einen Container zu verpacken und getrennt von den Leuten zu transportieren? *Kopf gegen die Wand schlag*
Ist es immer noch so daß, wenn man ins Einsatzgebiet geflogen wird und sich dann über afghanischem Gebiet befindet, keine Waffe am Mann hat? Was ist wenn das Flugzeug notlanden muß und noch keine Hilfe vor Ort ist, aber der Gegner schon? Wie kiann sich der Soldat dann verteidigen?
Gute Frage….!!!!
Darf man auf den Gedanken kommen, was unsere Soldaten denn da, so weit weg eigentlich machen, wenn es das, was sie da brauchen gar nicht gibt oder man es nicht anschaffen will?
Warum kämpft der Gegner nicht so gegen uns, wie es mit unserer Ausrüstung, die wir haben, vorgesehen ist? Warum schafft er sich z.B keine Panzer an, dann könnten wir unseren schönen Tiger vielleicht doch noch einsetzen. Wir, also unsere politische Führung versucht doch auch dem Gegner da ein Stückweit engegenzukommen….tss…ist das frustrierend. Vielleicht sollte man dem Gegener Geld geben, damit er sich Waffensysteme kauft, die wir dann mit unseren vorhandenen Mitteln bekämpfen können. Scheiß asymmetrischer Krieg, war doch alles so gut gedacht mit dem Helfen und die anderen schießen lassen.
…der Taliban an sich ist sehr schlau. Wenn er uns koplett machen täte, käme kein ausländisches Geld mehr ins Land. Im Übrigen frage ich mich nach der Solidarverhältnismäßigkeit: 850 dt. Mrd. für Griechenland, aber für unsere Soldaten haben wir zu wenig Geld…verstehe ich nicht!
@BB
Gerne nochmal ein Link für den AküFi (AbkürzungsFimmel 😉
http://www.streitkraefteunterstuetzungskommando.bundeswehr.de/portal/a/skukdo/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLd4s3DvWxAMmB2GZhzvqRcMGglFR9X4_83FR9b_0A_YLciHJHR0VFACaguak!/delta/base64xml/L3dJdyEvd0ZNQUFzQUMvNElVRS82X0ZfNzVC
Muchas Gracias….! 🙂
@ StFwdR
„Wassergräben und Wälder haben wir auch…/der Wille der politischen Führung fehlt…“
Da sind wir mal wieder einer Meinung!
Betriebsausflug? Das wir wohl eher ein „Kindergartenausflug“ – bitte aber ohne roten Teppich, Eintopf aus der Suppenkelle in der brütendheißen und schwülen Truppenküche – in AFG ist bereits Sommer -, da die Klimaanlage defekt ist und bitte jeweils nur ein „Kindergartenkind“ in einen Dingo oder anderes Gefährt, wo man sich „ungestört und abhörsicher“ bei den Soldaten an der Basis informieren kann – auch zeigt man dann „Präsenz in der Fläche“ und kann sich hautnah von Afghanen berichten lassen, wie sie die Sache sehen! Unterkunft selbstverständlich im überfüllten Feldlager im Zelt – immerhin soll dieser Ausflug für das restliche Leben in „guter“ Erinnerung und als Abenteuer hängen bleiben, wovon man dann noch seinen Enkel erzählen kann – ich war im Krieg!!!
So „doof“ ist Volk also gar nicht: In einem Leserbrief schreibt jemand: „Die Gegner unserer deutschen Soldaten sind nicht die Taliban in Afghanistan, es ist die deutsche Politik in sicheren Sesseln, die sie im Stich lässt“.
Eine andere Leserin fragt u. a.: „Wie leben die Soldaten, die überleben, mit dem weiter, was sie erleben in Afghanistan? Ich wünsche mir, dass alle Soldaten aus Afghanistan abgezogen werden.“
Klaus, Sie stellen die richtigen Fragen und warten wie wir alle auf adäquate Antworten.
In der Sache bin ich mit Ihnen einig, teile Ihren Wunsch auf ( ich gehe davon aus Sie meinen : sofortigen ) Abzug allerdings nicht.
Morgenthau oder Marshall, Demokratisierung oder Unterjochung, das waren vor nicht allzulanger Zeit die Alternativen für Deutschland.
Lautet die einzige Lehre aus dem Chaos der damaligen Zeit wirklich nur, das von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgegehen darf? Ist das denn heute der Fall?
Welche Entwicklung hat die junge Bundesrepuplik seitdem durchgemacht? Ich denke da an die Westbindung und die Wiederbewaffnung, Nato-Doppelbeschluß, Zusammenbruch des Warschauer Paktes und Mauerfall.
Welche Lehren wurden daraus gezogen?
Offensichtlich haben die pazifistischen Scheuklappen, die ursprünglich gewünscht waren, hervorragend gewirkt. Kein Volk der Welt ist so grundpazifiert wir wir Deutschen. Ich persönlich finde das auf der einen Seite sogar gut, denn es verhindert zunächst einmal sich überstürzt in irgendein militärisches Abenteuer zu stürzen, andererseits verstellt es aber aus grundsätzlichen Erwägungen den Blick für das wesentliche.
Aus der 68 er`n sind der latente Antiamerikanismuß übriggeblieben, UN und NATO sind , wenn man einigen politischen Richtungen glauben schenkt, eh nur Büttel der USA, also ist es nur logisch wenn wir in Afghanistan auch nur die Büttel und Lakaien der USA sind.
Ich glaube aber, das unsere Welt komplexer ist und trotz der Tatsache das die USA „gut gemeint“ nicht immer gut machen, das Vorgehen gegen den internationalen Terrorismus letztendlich alternativlos für die westlichen Demokratieen ist.
Das hierbei so einige Fehler gemacht wurden ist letztendlich menschlich, sollte aber kein Grund für Deutschland sich in die Schmollecke zurückzuziehen, sondern eher Ansporn dazu sein unser internationales Gewicht dazu zu nutzen um den Prozess in eine richtige Richtung zu lenken.
Da auch unsere Politiker nur Menschen sind tun sie sich natürlich schwer mit der Tatsache, das sich deutsche Soldaten in einem Einsatz befinden der über die Stationen „Friedensschaffend“ zu „Stabilisierend & Robiust“ über „kriegsähnlich“ nunmerh zu „Krieg“ mutierte. Keiner will letztendlich die Verantwortung vor der Bevölkerung übernehmen, jedenfalls so lange nicht bis er durch öffentlichen Druck dazu gezwungen wird.
Gorbi hat das richtige dazu gesagt :
„Wer zu spät kommt den bestraft das Leben.“
Natürlich ist ein Vergleich zwischen dem Nachkriegsdeutschland und der aktuellen Situation in Afghanistan nur bedingt anwendbar, aber ist es nicht einen Versuch wert? Wo wären wir wenn diese Frage damals von den Verantwortlichen verneint worden wäre?
Und am Ende des Tages geht es, zumindest für mich, nicht um die „Afghanen“, „Paschtunen und andere Ethnien“, die „Taliban“ oder wie immer wir die Gruppierungen vor Ort nennen mögen schon gar nicht um Karzai, sondern um die Menschen.
@ StFwdR
Wer soll die Milizen kontrollieren/disziplinieren?
Warum sollte man das tun? Das werden zukünftig „die Sicherheitskräfte“ in Afghanistan sein!
Die jungen Afghanen werden von „russenerfahrenen“ Alten beraten und angeführt und sorgen auch in anderen Teilen des Landes, die von anderen Isaf-Truppen oder den USA „bereinigt“ worden sind, für Ruhe und Ordnung. Der Westen macht es wie die drei Affen – nichts hören, nichts sehen, nichts sagen, weil es funktioniert. Das ist die Übergabe der Verantwortng in eigene Hände!
Die Betonung der neuen Strategie auf ANA- und ANP-Ausbildung ist ein weiterer Lügenstein in der Afghanistan-Misere!
Wer weiß, wie die im vierwöchigen Crash-Kurs ausgebildeten Sicherheitskräfte in verlassenen Außenposten irgendwo in der Walachei hausen – ohne ausreichend Trinkwasser- und Nahrungsversorgung, mit „Latschen“ an den Füßen, ohne Licht, ohne Kommunikationsmittel, ohne vernünftigte Waffen und meistens ohne Sold, kann gut verstehen, dass diese Leute, wenn sie nach vielen Wochen endlich abgelöst werden, entweder zum „Feind“ oder den Milizen in ihren Dörfern überlaufen.
Auch sie sind frustriert, von der eigenen Regierung und vom Westen enttäuscht – auch sie, wenn sie denn hehre Absichten hatten, um beim Aufbau ihres Landes zu helfen, fühlen sich verraten und im Stich gelassen.
Auch hier muss „afghanisch“ gesehen werden: Wenn überhaupt, werden es die Milizen sein, die in ihren Dörfern und Gegenden für Ruhe und Ordnung nach „afghanischer Art und Sichtweise“ sorgen – weil von den eigenen Leuten anerkannt und akzeptiert, nach dem Motto „die tun wenigstens etwas“.
Auch hier haben Sie die Ursachen für den Mißerfolg ausgemacht, ziehen allerdings m.E. die falsche Schlußfolgerung. 😉
Das Drama der Ausbildung der ANSF ist die eine Seite, die durch Korruption und Illoyalität entstehende Fahnenflucht und demotovierung die andere.
Beides erkannt und ?
Was zumTeufel hindert uns ( ISAF) daran dies zu ändern?
Zunächst einmal die Grundbedürfnisse der ANSF befriedigen. Dazu gehört auch die anständige Besoldung. Wenn ich nun feststelle, das korrupte Kommandeure wesentliche Teile des Solds abzweigen kann ich dann nicht dagegen vorgehen?
Kann ich einem militärischen / zivilen afghanischen Führer nicht eine Kontrolinstanz zur Seite stellen die für den korrekten Ablauf sorgt?
Welche Rechte hatten denn die Militärgouverneure nach dem WWII in Deutschland?
Der Weg mit den lokalen Milizen mag auf den ersten Blick verlockend sein, auf den zweiten Blick kommt man dann zu der Erkenntniss das man sich den Einsatz dann gleich ganz sparen könnte und wieder im Jahre 2001 wäre 😉
Nochmals zu dem Leo II;
ich bin auch der Meinung man die Panzer nicht zum Patrouille fahren einsetzen wird.
Aber einen mal begonnene Kampfhandlung für sich zu entscheiden oder zu beenden – allein schon durch die Präsenz;
in den letzen Zusammenstößen in denen unserer Soldaten ihr leben lassen mussten gingen Kämpfe stundenlang bis in die Nacht –
es war unseren Einheiten nicht möglich dominant genug zu sein …
und dazu braucht es Panzer und Luftunterstützung – am liebsten Kampfhubschrauber – die leider irgendwo auf dem Fliessband und oder Test hängegeblieben sind.
/Camerad
Trotzdem : Der Konflikt ist nicht zu gewinnen die Ziele sind zu weich definiert – auch wenn wir mit 100.000 Mann und 2000 Leo’s da unten sein würden.