Bei der Trauerfeier für die gefallenen Soldaten sollte Vizekanzler Westerwelle in der 14. Reihe sitzen. Wer auf die Idee kam, lässt sich nicht mehr sagen. Aber es hätte gut zum Konkurrenzverhältnis mit Verteidigungsminister Guttenberg gepasst.
28. April 2010- Wenn im Leben alles so zuginge, wie man sich das wünscht, dürfte es unter den Besuchern einer Trauerfeier keinen Streit darüber geben, wer wo sitzt. Weil aber nicht immer alles so ist, wie man es sich wünscht, konnte es auch zu Misshelligkeiten darüber kommen, wo bei der Trauerfeier für die vier gefallenen deutschen Soldaten am vorigen Samstag in Ingolstadt der Außenminister sitzen würde. Am Ende wurde es für Guido Westerwelle die zweite Reihe. Immerhin? Na ja, der Dauerkonkurrent des FDP-Vorsitzenden, Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg von der CSU, saß nebst seiner Gattin in der ersten Reihe, die Bundeskanzlerin sowieso. Gemessen allerdings daran, welche Plazierung das Protokoll in Guttenbergs Ministerium, das die Hoheit über die Sitzordnung besaß, dem Außenminister und Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland ursprünglich zugedacht hatte, war Reihe zwei schon ein Riesensprung nach vorne. Denn zunächst war Westerwelle ein Platz in Reihe 14 zugewiesen worden.
Im Nachhinein wollen sie es natürlich alle nicht gewesen sein oder von der Sache nichts gewusst haben. Anfänglich lag die Planung der Veranstaltung beim Presse- und Informationszentrum des Heeres, später übernahm das Protokoll des Verteidigungsministeriums die Regie und setzte sich auch noch ins Benehmen mit dem Auswärtigen Amt. Ungeklärt ist, wer auf die Idee kam, Westerwelle so weit nach hinten zu setzen – und den eigens angereisten afghanischen Außenminister Zalmai Rassoul ebenfalls. Einerseits heißt es in Berlin, die Mitarbeiter des Protokolls pflegten politische Vorgaben auszuführen. Andererseits halten auch diejenigen, die das Konkurrenzverhältnis zwischen Guttenberg und Westerwelle aus der Nähe kennen, es für unwahrscheinlich, dass die Zurücksetzung des Außenministers auf Geheiß des Verteidigungsministers stattgefunden habe. Niemand bestreitet jedoch, dass die ursprüngliche Planung gut zum Verhältnis zwischen den beiden Ministern gepasst hätte. (weiter auf faz.net)
Ich finde diesen Bericht so überflüssig wie ein Kropf.
Wer sitzt wann wo und weshalb sitzt er so?
Yellow-Press pur, der FAZ eigentlich unwürdig.
Ich schlage einen Untersuchungsausschuß vor .
Deutschland streitet um und über Sitzplätze. Toll, einfach nur toll.
Vielleicht wäre es angebracht gewesen, alle Politiker in die 2. Reihe zu setzen, damit
1. nur die engsten Anverwandten der Gefallenen dort sitzen, wo sie den zu Betrauernden am nächsten sind.
2. hier die Politik nicht wieder dominiert.
Immerhin hat sich die Kanzlerin dieses Mal zurückgehalten und der Bundesminister der Verteidigung hat eine durchaus angemessene und damit sehr anerkennenswerte Rede gehalten.
@ landrysgryff
Eine diesbezügliche Diskussion auf diesem Blog ist sicher überflüssig. Doch es gibt – alles Mitgefühl und jegliche Pietät hin oder her – eindeutige protokollarische Regelungen. Wer zu verantworten hat, dass der deutsche Vize-Kanzler und Aussenminister bei einer offiziellen Feierlichkeit Deutschlands in Reihe 14 sitzen soll, ist eine ziemlich erbärmliche professionelle Niete. Wer den afghanischen Außenminister in Reihe 14 setzen will, ist eine erbärmliche professionelle Niete ohne jegliches diplomatische Gespür. Darüber hinaus wird man durch solches, fehlerhaftes Verhalten den zu ehrenden Gefallenen nicht gerecht.
@ landrysgryff
Jo.
Ich fände es wichtiger, dass jede Woche über unsere Truppen in AFG berichtet wird, welcher Politiker in AFG war um unseren Jungs den Rücken zu stärken. Gut wäre es, per Auslosungsverfahren jede/n Abgeordneten nach AFG zu schicken und vor den Soldaten und der anwesenden Presse Stellung zum ….mir fehlen die Worte Krieg, Rückzug, Einsatz, Kampfeinsatz, nicht bewaffnetem umgangangssprachlichem.., verdammte Hacke was denn nun?!
Auf jedem Fall sollen meine Repräsentativen Vertreter sich den Soldaten stellen und zwar vor Ort.
Was ist eigentlich mit den 2 Haubitzen sind die endlich Gefechtsbereit?
Die 2 Pzh 2000 werden BW typisch dann nach Afg. kommen, wenn die BW am abziehen ist. Schließlich kann man da nicht einfach so zwei Pzh hinschicken! Da müssen Formalitäten geklärt werden!! Das alles bitte in 5 facher Ausführung und über jeden Schreibtisch vom Kasernenchef bis nach Berlin. Achso! Die Jurisen müssen natürlich auch noch etwas zu tun bekommen! Die werden jetzt schon an Formulierungen feilen, für den Fall wenn dem ersten in Afg. die HE auf den Kopf fällt. Deswegen werden auch keine HE nach Afghanistan gebracht, sondern nur Nebelmunition. Pzh 2000 darf sie dann auch nicht mehr heissen, sondern ist eine „Abstandsfähige nicht letale Nebelmaschine“ 😀
Das die FAZ nichts bessere zu tun hat als zwei Redakteure dafür abzustellen über Westerwelles Sitzplatz zu schreiben ist schon schlimm genug.
Aber warum das auch noch an dieser Stelle Beachtung finden muss entzieht sich meinem Verständnis.
@Sebastian S.
So verunglückt auch ich das Thema finde – es zeigt zumindest,
… dass die Presse das Thema Afghanistan vorgesehen hatte,
… Kapazitäten bereit stellte,
… und nur auch das eigentliche Thema gewartet hat, dass
… nicht kam.
Es kam – Gottlob – weder zu Demonstrationen rund um die Trauerfeier, noch – und das ist bedauerlich – zu weiteren Entwicklungen in Bezug auf die Ausrüstungs und die allgemeine Diskussion rund um den Einsatz.
So taugt der Artikel allenfalls zur „Wasserstandsmessung“ was Interesse und Meinungen zum Thema angeht. Die von einigen der kommentierenden Lesern empfundene Pietätlosigkeit teile ich voll und ganz.
Ich hoffe, dass das Thema Einsatz nicht nun wieder in der tiefen Schublade verschwindet – aus Rücksicht auf irgendeinen Wahlkampf – oder unangemessen in die Öffentlichkeit gezerrt wird – zur Beeinflussung irgendeines Wahlkampfes.
Es kam wohl zu keinen Demonstrationen während der Trauerfeier, aber immerhin zeigte die Kamera draußen vor der Kirche eine Frau mit einem Transparent „Ich habe drei Söhne, die bekommt ihr nicht…“ – pietätvoll, wenn auch verständlich, finde ich dies nicht. Diese Dame/Mutter sollte ihren Unmut über diesen Krieg an anderer Stelle anbringen und nicht den trauernden Angehörigen vor die Nase halten!
Und trotz aller „warmer“ Worte des Verteidigungsministers, sein Schlusssatz „Die Frage nach dem Sinn steht weiter im Raum“ kann und darf so nicht hingenommen werden!!!
Aber bis zu den nächsten Gefallenen – nicht nur in Afghanistan, wie Herr zu Guttenberg betonte – (was weiß er denn, was wir noch nicht wissen, wo müssen den bald die Soldaten wieder ihren Kopf und A… einsetzen?) muss man jetzt die anderen Baustellen in der Welt wie Griechenland, Spanien, Portugal beackern. In Thailand brodelt es, der Golf von Mexico wird im Öl begraben.
Wer interessiert sich denn für die „paar Doofen, die selbst daran Schuld sind, dass sie da unten sind und dafür auch noch ein Haufen Kohle kassieren?“ In Zeiten, in denen alle Welt korrupt bis zum geht nicht mehr ist, sich nur noch für sich selbst und seine eigene Geldbörse und Machtposition interessiert, wie u. a. in der unsäglichen Geschichte des WCCB (Weltkongresszentrum in Bonn), kann natürlich nicht nachvollziehen, dass es Menschen gibt, für die persönlicher Einsatz, auch unter Gefährdung der eigenen Gesundheit und des Lebens, eine Bedeutung haben.
Und wenn man sich umschaut – wie in AFG, so auch in wie oben beschriebenen Bereichen, hat niemand auch nur den Hauch einer Ahnung, was zu tun ist bzw. hat keiner auch nur annähernd früh genug die nötige Reißleine gezogen. Man sitzt nur aus und flickt notdürftig die eine Baustelle, und will nicht sehen, dass woanders deshalb ein viel größeres Loch entsteht – plötzlich ist jeder völlig überrascht, wie konnte das passieren. Und dann haut jeder auf den anderen drauf und schiebt die Schuld auf den anderen, der das alles hätte viel eher sehen und erkennen und selbstverständlich verantnwortlich handeln müssen.
Und das alles nicht nur in Deutschland, wo ist der „mächtigste Mann der Welt“, wo sind „intelligente und mutige Köpfe“?
Dass die Soldaten – übrigens aller Nationen – trotzdem weitermachen, bekommt durch diese Realitäten noch eine weitaus größere Bedeutung. Warum hat wohl der Verteidigungsminister die Angehörigen „um Verzeihung“ gebeten???
Ich find’s ja bemerkenswert, dass der Besuch des afghanischen Außenministers in Deutschland zum Besuch einer Trauerfeier für gefallene ausländische (also deutsche) Soldaten nur einen Nebensatz wert ist.
Dazu dann noch das Presse-Echo der vergangenen Woche:
– Das defacto Stillschweigen der sechs afghanischen Soldaten, die als sie zu Hilfe kamen von Bundeswehrsoldaten getötet wurden. (Wird sich wegen denen ein deutscher Außenminister in Afghanistan blicken lassen?)
– Der generelle Aufschrei ob des „Partnerings“: Wo käme man denn hin, wenn deutsche Soldaten der gleichen Gefahr ausgesetzt wären wie die afghanischen?
Das zeichnet dann schon ein ziemlich häßliches Bild arroganten Herrenmenschentums.
Wo war denn Jemand , aus unseren Politreihen, der bei den ersten gefallenen Soldaten aus Afghanistan , die Angehörigen um “ Verzeihung “ gebeten hat ?
Wenigstens hat mal EINER es fertig gebracht diese Worte auszusprechen. Das ist doch , wenigstens, schon mal was.
Ist auch erstaunlich, daß die Presse über kein anderes Thema zu berichten wußtte, bei so einer traurigen Angelegenheit, als die , —- wo man den Aussenminister hinplatziert hatte, — meine Güte , das kann uns doch am A…. vorbei gehen.
Ob das die Angehörigen der gefallenen Soldaten überhaupt interessiert hat , ob Herr Westerwelle anwesend war, wage ich zu beweifeln.
Die ersten Trauerreihen sollten für die Familien und die engsten Kameraden reserviert sein, wenn man schon über die Sitzordnung sprechen muss.