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Archive for the ‘Blogs & more’ Category

Das neue Blog ist ab jetzt online und hier zu finden: afghanistan-blog.de

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So, nun ist es endlich soweit: das Afghanistanblog zieht um. Und zwar auf die neue Domain afghanistan-blog.de. In der Nacht vom 4. auf den 5. Mai geht es los. Die Umzugshelfer sind schon eifrig am werkeln, alle Kisten sind gespackt 😉 Bitte haben Sie Verständnis, wenn dann noch nicht alles von Anfang an richtig läuft – es ist tapeziert und frisch gweißelt. Aber hier und da werde ich ich dann noch ein wenig nachbessern und werde dann Ihre Veränderungswünsche umsetzen (lassen). Vielen Dank an dieser Stelle nach Berlin zu meinem alten Sandkastenkumpel Carsten, der mich in seiner geringen Freizeit tatkräftig unterstützt.

Der vergangene Monat April war der bisher besucherstärkste Monat seit Blog-Beginn Mitte Mai 2009: 40.916 unique Klicks – insgesamt haben bisher 112.244 Besucher den Weg hierher gefunden. Seit November letzten Jahres haben sich die Klickzahlen monatlich mehr als verdoppelt. Ich bedanke mich für Ihre Treue und zähle natürlich auch wieder auf Sie, wenn es dann ab Mittwoch auf der neuen Domain weiter geht. Alles Posts und Kommentare werden mit umziehen. Dieses Blog bleibt trotzallem als Archiv stehen, damit auch die Nachzügler den Weg in die neue Blog-Heimat finden.

Herzliche Grüße

Ihr
Boris Barschow

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Blogs & more…

Ein schmerzhaftes Danke: über 30000 Besucher hatte dieses Blog in den letzten 21 Tagen. Ein Indiz dafür, dass die Aufmerksamkeit zum Thema Afghanistan ständig steigt – nichtzuletzt wegen der Ereignisse der letzten Tage. Damit haben sie die Unique-Klickzahlen wieder verdoppelt. Die Anfragen bezüglich Social-Media und Sicherheitspolitik nehmen zu. Amazon fragt gerade, ob man „Kabul, ich komme wieder“ weltweit auf englisch übers Kindle zum Download anbieten darf. Und das neue Blog geht die Tage irgendwann online. Hatte in der letzten Wochen wenig Zeit zum basteln. Ich informiere aber rechtzeitg, wann der Umzug über die Bühne geht…

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Am Sonntag, den 2. Mai von 15-17 Uhr plant soldatengedenken.de den zweiten Schweigemarsch in Würzburg. Ich veröffentliche diesen Hinweis, damit sich alle Interessierten über diese Verlinkung in diesem Post  selber auf dem Laufenden halten können. Entweder  bei facebook auf der Seite von soldatengedenken.de oder direkt auf der  Homepage.

Veranstalter Torsten Heinrich schreibt:

Nach dem erheblichen Erfolg des ersten Marsches, immerhin fast 50 Teilnehmer trotz geringer Werbung und kaum 48 Stunden Zeit, wird der nächste Schweigemarsch am Sonntag den 02.05. 2010 in Würzburg stattfinden. Er ist noch nicht genehmigt, wovon aber auszugehen ist, und wird wieder um 15:00 Uhr am Bahnhof beginnen. Diesmal mit etwas längerer Marschierstrecke, und diesmal mit Sicherheit mit mehr Teilnehmern. Unter anderem werden die Würzburger Parteien ausdrücklich eingeladen an dem Marsch teilzunehmen.

Da der Marsch ausdrücklich den dort auf Befehl der Bundesregierung im Einsatz befindlichen Menschen, und nicht dem Einsatz selber, gilt, gelten erneut die Regeln des ersten Marsches: An Fahnen ist ausschließlich die Fahne der Bundesrepublik Deutschland erlaubt: Schwarz-Rot-Gold. Auf Spruchbändern und Schildern sind ausdrücklich Slogans erlaubt, die Solidarität gegenüber den Soldaten dort bekunden, oder die den Getöteten und Gefallenen gedenken. Alle anderen Aussagen wären politisch und sind daher nicht gestattet. Keine Parteipolitik: Keine Parteifarben, keine Parteiabzeichen, keine Parteislogans etc.

Keine politischen Aussagen., weder mündlich noch schriftlich, sei es nun “Raus aus Afghanistan” oder ein denkbares Gegenteil wie “Die Taliban müssen besiegt werden”. Keine Sprechchöre, keine unnötige Unterhaltung. Es wird ein Schweigemarsch, dem nach einer kurzen Ansprache ein Gedenken der Toten folgt. Wer dies durch eigene politische Aussagen zu mißbrauchen sucht, wird ausgeschlossen! Wer in Kleidung erscheint, die dem rechtsradikalen Spektrum zugeordnet wird, darf nicht mitmarschieren! Begründung hier!

Die Veranstaltung soll würdig ablaufen und es geht alleine um die Soldaten. Diese haben sich mit ihrem Eid verpflichtet, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. Sie haben nicht geschworen, in den ISAF-Einsatz zu ziehen, sondern befolgen dabei ausschließlich den Befehl, der ihnen von drei folgenden Bundesregierungen gegeben wurde. Daher ist die Kritik an diese Regierungen zu richten, und darf nicht auf dem Rücken derer ausgetragen werden, die bei ihrem Eid lediglich schworen, uns vor äußeren Bedrohungen zu beschützen.

Ob der aktuelle Einsatz diesem Zweck dient oder nicht bleibt jedem selbst überlassen, die Diskussion darüber ist zurecht Teil einer gesunden Demokratie und wird daher auch vom Veranstalter des Schweigemarsches ausdrücklich erwünscht – nur eben nicht auf dieser Veranstaltung. Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten, die Informationen sollen bitte weiter getragen werden. Da es an einem Sonntagnachmittag ist, sollte es eine Überlegung wert sein, ob man nicht auch mit einem günstigen Wochenendticket per Bahn anreisen möchte oder vielleicht Fahrgemeinschaften bildet.

Zur Unterstützung werden noch benötigt:
* Megafon
* Ordner-Armbinden
* Trompeter
* Professionelle Schilder und Spruchbänder. Sollte jemand aus der entsprechenden Branche dies unterstützen wollen, wäre ihm eine Menge Dank gewiss!

Siehe auch http://soldatengedenken.de/ für Updates.

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Kunduz 2030 – Eine Vision

17. April 2030. Vor dem Zentralkrankenhaus der afghanischen Nationalarmee in Kundus nimmt ein Polizeibeamter die Personalien von Blogger Idris Z. auf. Idris hatte über seinen Account beim afghanischen Netzwerk afg.com vorgeschlagen, sich vor dem Krankenhaus zu treffen, um sich mit verwundeten und getöteten afghanischen Soldaten der UN-Friedenstruppe im Kongo solidarisch zu zeigen. Jetzt besteht der Verdacht, dass Idris mit seinem Vorschlag gegen das Versammlungsrecht verstoßen hat, das seit 2023 in der afghanischen Verfassung verankert ist. (mehr auf bendler-blog.de)

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Solidarität zeigen - gegenüber vom Maingate BwZk Koblenz

Soldatenangehörige und andere Interessierte zeigen "Flagge" - Soldaten, Danke - wir denken an Euch

Schweigeminute für die Gefallenen...

Die Lichterkette der Leser hier im Blog geht weiter...

"Wir vergessen Euch nicht..."

Bendler Blogger Sascha Stoltenow wurde von der Polizei vernommen und musste seine Personalien überprüfen lassen. Derzeit läßt die Polizei überprüfen, ob Stolltenow mit seiner Idee in seinem Blog eine Straftat begangen hat und gegen das Versammlungsgesetz verstoßen hat. Dies wird jetzt die Staatsanwalt Koblenz zu prüfen haben. Der Polizeibeamte Herr Wolf deutete aber an, das es wohl eingestellt würde. Die versammlungsteilnhmer waren darüber sehr entsetzt. Ein Teilnehmer sagte: "Solidarität ja, aber wohl lieber zuhause..." Viele Soldaten, die das Krankenhaus der Bundeswehr verließen, waren von dem gedenken sehr angetan, obwohl der Polizei ursprünglich (über wen auch immer) kommuniziert wurde, dass diese veranstaltung offenbar eine Protestveranstaltung werden sollte. Oh mann...!!! Sobald die Vulkanwolke weg ist, werden die Verletzten von derzeit istanbulnach Deutschland ausgeflogen, über Stuttgart - weil ein Soldat ins BwZK nach Ulm verlegt wird und die anderen nach Koblenz. Nach Informationen aus der Bundeswehr darf die Landung des Airbusses in Köln/Wahn weder gedreht noch fotgrafiert werden - eine mediale begleitung der Rückkehr ist nicht geplant und findet nicht statt. Die Kanzlerin redet von gesellschaftlicher Anteilnhame, doch innerhlab der BW-Struktur Pressearbeit des BMVG scheint das noch nicht angekommen zu sein...eigentlich schade. gerade in diesen schweren Zeiten hätte die von der Politik geforderte Transparenz erstmals gezeigt werden können. Im Einsatzland dürfenTrauerfeiern erstmals vom TV gedreht werden , aber in der Heimat scheint mit der Transparenz dann auch wieden Schluss zu sein zu sein...unkonsequent!!!!!

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So liebe Leser und Leserinnen,

die Idee des Bendler-Blogs von gestern hier angestossen, zieht seine Runde. Ich habe heute die Klinikleitung im BWK Koblenz informiert, dass morgen vielleicht etwas auf sie zukommen könnte und man ist darüber sehr erfreut. Es wird morgen ein Presseoffizier des BWK anwesend sein, PHOENIX wird – wenn so viele Menschen anwesend sind, dass man von einem Paradigmenwechsel sprechen könnte – eine Live Schalte ins Programm machen. Weil ich so viele Nachfragen per Mail erhalte – hier für alle nun die Koordinaten:

Bundeswehr Krankenhaus Rüberacherstr. 170 in 56072 Koblenz, Samstag, den 17. April um 12 Uhr

Dies ist keine organisierte Veranstaltung, sondern eine Initiative und Gedankenanregung vom Bendler-Blog, Sascha Stoltenow: wer möchte, soll seine Anteilnahme und sein Mitgefühl den Bundeswehrsoldaten und ihren Anghörigen gegenüber ausdrücken. Jeder darf und soll kommen. Es ist KEINE politische Veranstaltung, sondern gedacht als ein Moment der Stille, Trauer und Anteilnahme…

Weitere Veranstaltung:

Am Sonntag ist wohl auch eine Veranstaltung in Würzburg geplant auf Initiative von soldatengedenken.de: Zeichen der Solidarität, am Sonntag, den 18. April um 15 Uhr vor dem Würzburger Hauptbahnhof.

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…ein Vorschlag in den Kommentaren des vorherigen Posts: ein stilles Gedenken vor dem Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz für die Bundeswehsoldaten. Wer ist dabei? Man muss einfach nur hinkommen. Sagen wir Samstag 12 Uhr?

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So…bin wieder daheim. iPhonen hat nicht funktioniert, weil ich im Vortragsraum kein Netz hatte 😦  Zwei Bilder habe ich noch bei facebook reinbekommen, dann war aber Ende Gelände. Der Vortrag war sehr gut besucht gestern Abend in Bonn. Zirka 120 Zuhörer, meist älteres Publikum und viele Soldaten und Einsatzrückkehrer aus Kundus, die ich aber leider nicht mehr erwischt habe, weil ich ja noch das versprochene Interview mit Winfried Nachtwei aufnehmen wollte. Bin gerade am hochladen, dauert aber ewig. Wer war so alles da? Die Sprecherriege der Streikräftebasis, General a.D. Dieter, der Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generaloberstabsarzt Dr. Kurt-Bernhard Nakath. Bin dann noch in einer Diskussion mit Blog-Kollegen Sascha Stoltenow (www.bendler-blog.de) hängen geblieben…–> Gisela L. & Helga D., der ist gar nicht so unnett wie er hier immer rüberkommt 😉 sascha Rahn vom ims-magazin.de hat freundlicherweise den iPhone-Kameramann gespielt. Danke dafür. Allerdings schwächelte der Marine-kamerad nach fünf Minuten iPhone hochhalten schon, aber er hat es tapfer überstanden 😉 Ich werde das Video und den Bericht zur Veranstaltung der Deutschen Atlantischen Gesellschaft Bonn morgen posten. Eben ist der Upload schon wieder abgestürzt und ich bin jetzt müde und muss auf Koje. Gute nacht und bis später – geht bald schon wieder die Sonne auf…Stunden später hat es dann doch noch geklappt 😉 Hier nun das improvisierte iPhoen Video, Qualität geht nicht besser, sorry, ist halt keine richtige Kamera. Aber fürs Blog sollte es reichen.

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So: gleich geht es los zu Winfried Nachtweis Vortrag. Mal sehen, ob ich von unterwegs ein paar Infos übers iPhone hier ins Blog  reinbekomme. Bin gespannt auf das Publikum, wieviele Interessierte überhaupt kommen. Bin mir sicher, dass ich dort einige Blogger treffen werde oder ein paar Facebook-SilPol-Freaks. Drücken Sie mir die Daumen, dass ich nicht an der Technik scheitern werde…wir lesen uns…wenn ich das iPhone in den Griff  bekomme 🙂

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Von Lastenteilung und Materialdebatten…

Achtung: nun kommt ein langer Riemen!! Liegt mir schon seit Tagen auf der Zunge und muss nun endlich mal raus. Wünsche gutes Durchhaltevermögen und eine sachliche und erhellende Diskussion.

Ist Kundus nicht nur der Mirkokosmos dessen, was in Kandahar oder andernorts in Afghanistan passiert?  Oder kann man diese Hotspots nicht miteinander vergleichen? Die Medien und wir leisten uns eine Materialdebatte um Panzerhaubitzen und Leoparden, weil sich die Sicherheitslage in Kundus verschlechtert hat (ohne  dass wir vielleicht die Gesamtzusammenhänge  dafür kennen und deshalb nur erahnen können). Diskutieren wir aus der zu deutschen Perspektive? Immerhin sind 42 Nationen in Afghanistan, die für ISAF azusammenarbeiten. In diesem Post will ich einfach mal laut nachdenken und möchte diese Gedanken zur Debatte stellen. Laut denken soll einfach nur heissen: das bisher diskutierte und in den Medien gelesene zu ordnen, zu analysieren und in einem anderen Blickwinkel erscheinen zu lassen. Zuvor noch ein paar zusammengefasste Punkte, damit  der Kontext dieser Gedanken der Gemengelage Afghanistan  sich auch dem Nicht-Militär und dem nicht so sicherheitspolitisch Informierten erschließt:

Grundlegendes (vorweg) zusammengefasst

1. Gesamtsituation: Dass es in der Provinz Kundus über kurz oder lang zu Übergriffen kommen würde, wissen wir schon seit Jahren.  Dies  sei Teil einer Taliban-Strategie, die  seit Herbst 2008 sogar in den Medien diskutiert wurde. Das örtliche PRT (Provincial Reconstruction Team) wurde früher immer gerne als Bad Kundus bezeichnet – als den gemütlichen Hort uniformierter Brunnenbauer und Wiederaufbauhelfern…als die deutsche ISAF-Welt medial noch in Ordnung war. Gleiches gilt immer noch für das PRT Feyzabad, das allerings im worst case Fall wegen mangelnder Luftransportkapazitäten schwer evakuierbar sein soll – zumal die ansässigen Warlords Uniformierte bisher noch dulden. Die Insurgent-Tätigkeiten um beide PRTs herum sind stabil.  Die Landwege nach Nord-Waziristan/Pakistan, wo die eigentlichen paschtunischen Stammesgebiete liegen, sind von ISAF kaum beherrschbar. Das Regional Command North (RC North) in MeS (Mazar-e Sharif/Grab des Edlen) liegt in der bisher ruhigsten Provinz Afghanistans: in  Balkh. Der Provinzgouverneur Ustad Mohammad Atta Noor gilt als schlitzohriger Stratege und er ist ein nicht zu unterschätzender Globalplayer im Norden Afghanistans (sogar mit Ambitionen, irgendwann die Präsidentschaft in Kabul übernehmen zu wollen). Er versteht sein Spiel zwischen Zuckerbrot und Peitsche, um seine eigenen Machtinteressen geschickt unter den verschiedenen ISAF-Nationen auszuspielen.

2. Neue Strategie: Nach der Londoner Afghanistan-Konferenz bereitet sich die NATO und die ISAF Nationen auf ein neues Afghanistan-Konzept vor. Die Amerikaner wollen sogar ab Sommer 2011 mit einem spürbaren Truppenabbau beginnen und wollen die ersten Verantwortungsbereiche wieder in afghanische Hände übergeben. Auf dem Weg dahin soll das Partnering-Konzept greifen: mehr Präsenz in der Fläche zeigen und gemeinsam mit afghanischen Truppen den Gegner bekämpfen (Taliban?, Al Kaida?, Drogenbarone?, Kriminelle? oder welche Insurgents auch immer…) ISAF Kommandeur McChrystal hat betont, dass es anfangs zu  höheren Verlusten kommen werde , aber langfristig sei dieses Konzept die Basis für ein neues afghanisches Sicherheitsfundament. Hearts and Minds sollen nach wie vor in der afghanischen Bevölkerung erobert, das Vertrauen der afghanischen Gesellschaft zurückerobert werden. Das RC North wird zu einem 2-Sterne HQ (Headquarter) umstrukturiert und wird künftig von einem Generalmajor geführt. Geschätzte 5000 bis 6000 amerikanische Soldaten sind bereits nach den neuen Obama-Offensive im RC North stationiert und bringen schweres Material mit.

3. Deutsche Lage:  Seit dem Tankalster-Bombardement vom 4. september 2009 bei Kundus steht der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr in einem bisher noch nie dagewesenen Fokus der medialen Öffentlichkeit. Ein Untersuchungsausschuss soll die Umstände dieses Vorfalles klären und mutiert zu einer parteipolitischen Schlammschlacht. Zuvor waren ein Verteidigungsminister, ein Generalinspekteur und ein Staatssekretär zurückgetreten. Die Anschläge gegen deutsche Soldaten nehmen zu. Die Taliban rüsten auf und verpflichten tschetschenische Söldner, die hohe Abschussprämien kassieren und die sich vor dem Gefecht mit Adrenalin vollpumpen. Deutsche Soldaten liefern sich letzten Sommer die ersten mehrtägigen Gefechte mit den Taliban, da war das Guttenberg´sche K-Wort noch nicht geboren – viele hatten es aber schon in ihren Köpfen.

4. NATO Lage:  42 ISAF Nationen engagieren sich in Afghanistan. Deutschland ist nach den USA und Großbritannien die drittgrößte truppenstellende Nation und stellt die Führung des Veranwortungsberiches RC North. Insgesamzt gibt es vier (bzw. fünf) RCs: den Norden (Deutschland),  den Süden (Canada),  den Westen (Italien), den Osten (USA) und das RC Capital Kabul (Frankreich). Das ISAF Headquarter (HQ) Kabul ist die Schaltzentrale des gesamten Einsatzes der ISAF Truppen in Afghanistan und koordiniert in Absprache mit den RCs das Vorgehen und die Strategie in der Fläche, wobei aber jedes PRT je nach Lage am Ort selber entscheiden kann. Dazu kommen andere PRTs in den einzelnen RCs, die unter der Führung anderer Nationen stehen. Die Leadnation im HQ Kabul ist seit 2007 Amerika unter der Führung vom COM ISAF:  z.Zt. General McChrystal. Über dem COM ISAF steht das JFC (Joint Force Command) Brunssum, Vier-Sterne General Egon Ramms (deutsch). Darüber  der Supreme Allied Commander Europe (NATO SHAPE) in Mrons,  US-Admiral James Stavridis. In dieser Struktur wird versucht – zusammen mit allen 42 Nationen – die Sicherheit und Stabilität Afghanistans wieder aufzubauen. Wobei zu bemerken ist, dass viele dieser Nationen verschiedene nationale Einsatzregeln (Caveats bzw. ROEs – Rules of Engagements) haben. Deutschland hat seine ROEs erst im letzten Sommer der neuen Lage in im RC North angepasst. Laut Taschenkarte darf ein Soldat auch auf einen Angreifer schießen, wenn er seine Stellung wechselt (bzw. sich wegbewegt, das durfte man vorher nicht). Insofern hat sich die Rechtssicherheit für einen deutschen Soldaten im Einsatz ein wenig verbessert.

5. Deutsche Medien Lage: Die mediale Wahrnehmung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr ist seit des Tanklaster-Bombardements von Kundus eindeutig grösser geworden. Nicht zuletzt durch die Ereignisse des Karfreitages, bei denen Soldat 37, 38 und 39 gefallen sind, scheint der „Break-even-Point“ eine langsam ansteigenden Wahrnehmungswelle erreicht zu sein. Doch wie an der Börse, kann eine solche Kurve auch wieder fallen. Wenn man sich durch den Blätterwald und den Fernsehdschungel schlägt, gibt es viele gute Gründe, unsere Soldaten aus Afghanistan abzuziehen: es fallen Staatsbürger in Uniform, die zu schlecht ausgerüstet und ausgebildet seien, die noch nicht einmal wüssten, warum sie eigentlich in Afghanistan seien und die sich nicht in einem Wiederaufbaueinsatz sähen, sondern in einem Krieg. Die Lage ist nicht mehr ruhig und stabil. Die Argumente eines „Für & Wider“ des deutschen Engagements am Hindukusch konterkarieren sich: angeblich sind über 70 Prozent der deutschen Bevölkerung gegen den Afghanistan-Einsatz, andererseits geben nach der jüngsten sozialwissenschaftlichen Studie der Bundeswehr 47 Prozent der Befragten an, noch nie etwas über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr gehört oder gelesen zu haben. Irgendetwas kann in dieser Gleichung nicht stimmen. Vergleicht man nun die Anschlagzahlen auf die Bundeswehr im RC North mit den der anderen Regional Commands, kann man behaupten, dass der Norden als so sicher gilt, dass man ihn schon fast an die afghanische Regierung „zurückübertragen“ könnte. Stürzt sich nun die geballte Kraft deutscher Medien auf die verhältnismäßig geringe Anzahl der Anschläge auf die Bundeswehr, wird ein Bild vermittelt, dass so einfach nicht stimmt: Kriegsszenarien und Apokalypse. Kein Wunder, wenn in der Heimat dann eine Ausstiegsdebatte geführt wird. Es gibt so viele Erfolge, die bereits in Afghanistan erreicht worden sind, über die aber niemand berichten möchte. Und schließlich sind wir in diesem Land auch dazu angetreten, den Menschen, den Afghanen, zu helfen. Mitnichten haben wir unsere Ziele bisher erreicht, die wir uns in Afghanistan gesetzt hatten – das ist noch ein weiter Weg. Doch die Erfolge, die wir bereits hatten, werden nicht in die Waag-Schale der Medien gelegt, um ein authentisches Bild dieses Landes und des Einsatzes zu zeichnen. Die Ring-Road ist fertig – klar: immer noch umgekämpft, weil auch der Gegner sie benutzt und strategisch stören will. Ein Staudammprojekt im Westen des Landes wird mehr Strom bringen. Es gründen sich seit langem erste afghanische Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen und damit Familien ernähren, die nicht mehr als Taliban-Wochenendkämpfer tätig werden müssen. Die Informationsstruktur des Landes verbessert sich immer schneller. Diverse Internetunternehmen ermöglichen einem Großteil der Bevölkerung eine freien Zugang zu Informationsquellen, immer mehr Kinder können die Schule besuchen, lernen lesen und schreiben. Gerade dort liegt die Zukunft des Landes. Es ist (auch) ein Krieg um Bildung in Afghanistan.

Achtung: jetzt geht es eigentlich erst los 😉

6. Laute Gedanken: Nach den Vorfällen am Karfreitag eskaliert die öffentliche Diskussion – zumindest unter den Interessierten – um den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Schnell bringen die Medien die mangelnde  Materialausstattung und Ausbildung der Bundeswehr auf den Tisch. Panzerhaubizen, Leopard 2 Panzer und viele andere  schwergewichtige Dinge werden von den einen gefordert, weil wir jetzt in einem kriegsähnlichen Zustand operieren – auch gerade hier im Blog – und von den anderen abgelehnt. Ob und was wirklich gebraucht wird, vermag ich nicht zu beurteilen, weil ich kein gewachsener Militärstratege, sondern „nur“ Journalist, der aber dreimal als Reservist im Einsatz war und die Gemengelage am Ort kennt. Folgende Gedankengänge also:

a) Ja, die Sicherheitslage in Kundus hat sich verschlechtert. Angeblich kann das PRT sich nur in einem kleinen Radius aus dem Feldlager heraus frei bewegen. Die Fläche dahinter ist von den Taliban und Terroristen „besetzt“. Wie kann man diesen Raum nun eigentlich „zurückgewinnen“? In Fernsehen bestaunen wir überrascht die „Afghanistan Lüge“ und den Kampf um die Höhe 431. Doch was bringt dieser Kampf uns eigentlich? Ist dieser Posten strategisch wichtig, dass wir ihn halten müssen? Wenn ja, wie können wir ihn halten? Welche Vorteile ergeben sich daraus? Nur einige hundert Meter Luftlinie befindet sich das nächste Taliban-Dorf, Späher erkunden jede Nacht die Lage. Würden Kampfpanzer als Show of Force die Taliban tatsächlich einschüchtern? Kritiker meinen, dass ein Panzer technisch nicht für einen solchen Einsatz geeignet sei (fehlende Klimaanlage, viel zu schwer für Brücken, die Soldaten würden dort nicht mehr aus ihm heraus kommen, man will sich ja eigentlich in der Bevölkerung zeigen! etc.pp) Warum können aber die Holländer den Leo 2 einsetzen und welche Vorteile haben sie dadurch erzielen können? Was können wir daraus lernen? Oder ist unsere politische Führung immer ncoh unwillens, sich einer „neuen“ sicherheitspolitischen Lage anzupassen? Oder können wir uns die Materialdebatte sparen, weil ja jetzt die Amerikaner im Norden sind und entsprechendes Material mitbringen? Schließlich ist es ja kein rein deutscher Einsatz in Afghanistan, sondern der von 42 Nationen?! Müssten wir nicht den Raum, den wir gewinnen, halten und präsent in der Fläche bleiben? Haben wir dafür genug Soldaten, Material und Geld?

b) In der ganzen Materialdebatte diskutiert jeder aus seinem Blickwinkel. Ich gestehe ein, dass die Bedürfnisse eines QRF-Kommandeurs ganz andere sind als beispielsweise die eines landeskundlichen Beraters. Brauchen wir nicht ein (neues) Gesamtkonzept, das sich sowohl mit den Heart & Minds als auch mit der neuen Sicherheitslage beschäftigt? Müssen wir nicht kämpfen UND reden? Wenn die neue Afghanistan-Strategie Partenering heisst, dann ist das eine irreführende Begrifflichkeit. Partnering = mit afghanischen Soldaten in die Fläche gehen und kämpfen = mehr zu erwartene Gefallener (nicht nur deutscher, sondern auch der anderen 41 ISAF Nationen). Ich glaube, das ist in der Öffentlichkeit noch nicht konsequent  kommuniziert worden (vielleicht haben es aber viele Berichterstatter noch nicht verstanden).

c) Unsere Bundeskanzlerin musste sich angeblich überreden lassen, auf der Trauerfeier am letzten Freitag zu erscheinen, berichteten einige Medien. Ob das wirklich so war, kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Natürlich hat sie damit einige (hoffentlich) Signale gesendet. Sie hat sich geäußert, bekannt und will sich nun persönlich für eine Überprüfung der richtigen Ausrüstung der Soldaten einsetzen, aber eine öffentliche Dabatte darüber möchte sie nicht führen. Hat sie sich jetzt nicht in eine politische Zwickmühle gebracht? Warum erschien sie ausgerechnet jetzt auf dieser Trauerfeier? Warum war sie nicht auf den vergangenen, fragen sich bestimmt die Anghörigen anderer Gefallener. War ihr Besuch am Wochenende im Einsatzführungskommando  ein Routinebesuch (der letzte war 2006) oder war es nur eine strategische Maßnahme, um der öffentlichen Materialdebatte entgegenzuwirken? Oder ist das sicherheitsrelevante Fass Kundus kurz vor dem überlaufen, dass politische Kollateralschäden verhindert werden müssen? Fragen über Fragen…

d) Ist die deutsche Debatte nicht die falsche Debatte? Klar, für die deutsche Bundeswehrgeschichte ist dieser Einsatz ein historischer Einsatz seit Beendigung des 2. Weltkrieges. Aber müssen wir uns nicht zum internationalen Einsatz und dessen Zusammenspiel fügen? Hat die deutsche Politik parteiübergreifend jahrelang falsch kommuniziert? Ja, wir fordern eine öffentliche Debatte, aber wohin soll sie führen? Vergessen wir nicht den internationalen Blickwinkel? Der Verlust deutscher Soldaten ist tragisch genug, richtig, aber müssen wir damit nicht leben? Können Kampfpanzer, Kampfhubschrauber und Haubitzen eine Kehrtwendung bringen? Und wenn wir Raum „gewinnen“ müssen, dann müssen wir ihn auch halten und verteidigen. Bloß wie und womit? Wobei sich hier an dieser Stelle im Post die Katze wieder in den eigenen Schwanz beisst.

e) Unterm Strich bräuchte Deutschland mehr Soldaten, um den Raum zu halten und verteidigen zu können, um in der Fläche präsent zu bleiben, um mit der Bevölkerung zu kommunizieren und Vertrauen aufzubauen. Doch dieser Gedanke wird politisch kaum durchsetzbar sein. Unterm Strich fordern ja auch viele afghanische Keyleader ein kosequenteres Auftreten der Deutschen. Anyway…Debatten um Materialaustattung hin oder her. Die Frage lautet doch (?): Können wir mit Panzern und Haubitzen weiter eine Friedensmission unterstützen oder hat sich die Gesamtlage (offenbar) dermaßen verändert, dass (auch wir deutschen) weiteres Handwerkzeug benötigen, um im Geasamtkonzert gemäß einer neuen sicherheitsrelevanten Sinfonie auf „Augenhöhe“ mit den Holländern, Briten und Amerikaner mithalten und uns behaupten können?

…diese Gedanken haben mich die Tage beschäftigt und mich nun zu diesem getippten geistigen Lusttropfen verleitet. Wie denken Sie darüber? Feuer frei…

Es ist ebenso wichtig die Unterstützung der Öffentlichkeit zu mobilisieren, wie die Streitkräfte für den Krieg zu rüsten. Die Moral steht im Zentrum des Krieges und nicht die physische Stärke. Sieg wird nicht durch Vernichtung erreicht, sondern durch das Zerbrechen der gegnerischen Moral. Ziel des Krieges ist die Moral des Feindes.“
(Carl von Clausewitz).

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Viele Leser fragen wie sie Anteilnahme an den Einsätzen der Bundeswehrsoldaten zeigen können. Hier ist eine Möglichkeit. Tun Sie es doch auch auf Ihrer Homepage:

Unabhängig von politischer Einstellung zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr verdienen deutsche Soldaten und ihre Angehörigen – jenseits vermeintlicher Heldenverehrung – unsere Achtung für den Dienst, den sie im Auftrag unserer Regierung und damit im Namen der Bundesrepublik Deutschland ableisten. Machen Sie mit, und sagen Sie unseren Männern und Frauen in den Einsatzländern und deren Familien zuhause mit welchen Gedanken Sie bei Ihnen sind, oder…

Sag einfach mal:  „Wir denken an Euch…“ (mehr hier)

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…diskutieren Sie mit Reinhold Robbe (SPD) – mit dem noch amtierenden Wehrbeauftragten, ab 19.30 bis 20.05  Uhr: Direkt zum Chat geht es hier.

Chatprotokoll:

Berlin direkt: Willkommen beim Berlin direkt-Chat. Wir begrüßen alle Teilnehmer sowie unseren Chatpartner, den scheidenden Wehrbeauftragten des Bundestages, Reinhold Robbe. Schönen guten Abend, Herr Robbe.

LinksLiegenLassen: Was tut unsere Bundeswehr eigentlich zur Bekämpfung der Ideologie der Gegner, den fundamentalistischen Islam, in Afghanistan? HIer müsste man doch ansetzen. Das ist es doch, was den Nährboden schafft für neue Taliban. Es wird ja sogar spekuliert, dass nun der Wahlfälscher Karzai zu den Taliban überlaufen könnte…

Reinhold Robbe: Es ist nicht meine Aufgabe strategische Fragen zu lösen. AUf jeden Fall gibt es nach meiner Auffassung keine Patentantworten auf die vielen Fragen des Afghanistan-Konfifliktes.

Reinhold Robbe: Meine Aufgabe sehe ich darin, die Kontrollmöglichkeiten des Parlaments gegenüber unseren Streitkräften sicher zu stellen und mich in diesem Zusammehang schwerpunktmäßig um die originäre Sicherheit unserer Soldatinnen und Soldaten zu kümmern.

Anton9 (Gast): Findet es die politische Elite des Landes normal, dass das stärkste Land der EU nicht in der Lage ist einen afghanischen Landkreis unter Kontrolle zu bringen bzw. lächerlich wenige 4500 Soldaten vernünftig auszustatten? Zum Vergleich: Das wirtschaftlich viel „schwächere“ Großbritannien hat doppelt so viele Soldaten in Afghanistan.

Reinhold Robbe: Auch hier handelt es sich um eine politische Einschätzung des Afghanistan-Konfliktes. Darauf gibt es sicher unterschiedliche Lösungsansätze. DIe Frage mit Blick auf die EInschätzungsmöglichkeiten der Eliten müssen die Elitel selber beantworten.

Anton11 (Gast): Herr Robbe, Sie haben die mangelnde bzw. fehlende Ausrüstung schon in detr Ausbildung der Soldaten bemängelt. Ich musste selbst die Erfahrung machen. Wieso kommt dies erst jetzt?

Reinhold Robbe: Persönlich habe ich bereits in meinem ersten Tätigkeitsbericht vor fünf Jahren hingewiesen. In der Zwischenzeit wurde zwar immer wieder in Ausbildung und Ausrüstung nachgebesssert. Totzdeem muss ich bis zum heutigen Tage leider auch immer wieder feststellen, dass es nach wie vor eklatante Mängel zu beklagen gibt.

Reinhold Robbe: Das betrifft sowohl Defizite in der Ausbildung, wie auch in der Ausstattung.

Anton28 (Gast): Es geht in Afghanistan ume inen sogenannten friedenserzwingenden Einsatz.Wieviel Chancen sehen Sie noch, dieses Ziel bis zum angestrebten Abzug izurealisieren,bzw. mit welchem Ziel findet dier Einsatz noch statt? völliger Frieden scheint utopisch.

Reinhold Robbe: Meine große Hoffnung besteht darin, das durch den – von Obama eingekleiteten Strategiewechsel – ein besseres Zusammenwirken aller Partner möglich sein wird und mit dieser neuen Strategie des „Partnering“, das Vertrauen der afghanischen Bevölkerung besser als bisher gewonnen werden kann. Gleichzeitig besteht diese neue Strategie darin, die afghanischen Sicherheitsorgane in die Selbstständigkeit zu entlassen

Reinhold Robbe: Dannach kann dann überAbzugsmöglichkeiten gesprochen werden.

Berti40 (Gast): wie verträgt sich der verkürtze Pflichtwehrdienst mit der mangelnden Ausbildung der Soldaten? Kürzerer Wehrdienst bedeutet mehr Bürokratie und mehr Arbeitsaufwand…

Reinhold Robbe: Um diese Frage abschließend bewerten zu können, muss der Bundesverteidigungsminister zunächst sein Detail-Konzept für die neue Wehrpflicht vorlegen. Das, was bisher bekannt ist reicht für diese Gesamtbewertung noch nicht aus. Auf jeden Fall muss sichergestellt werden, dass insbesondere die künftigen Wehrpflichtigen in der verkürzten Wehrdiensttdauer eine Sinnhaftigkeit erkennen.

masterhase: Wäre es nicht ratsam den Soldaten in Kunduz einige Panzerhaubitzen zu Verfügung zu stellen, um damit auf Mörser- oder Raketenbeschuss zu reagieren?

Reinhold Robbe: Was die Streitkräfte vor Ort in Kundus benötigen können nur die verantwortlichen Kommandeure vor Ort beurteilen. Ich würde mir niemals anmaßen über deren Köpfe hinweg irgendetwas zu fordern.

Det42 (Gast): Wie definiert man denn nun eigentlich Krieg und warum fällt der Afganistan „Konflikt“ nicht in die Kategorie ?

Reinhold Robbe: Völkerrechtlich betrachtet ist der Afghanistan-Konflikt kein Krieg, weil Deutschland Afghanistan nicht den Krieg erklärt hat. DIe Soldaten hingegen empfinden es als Krieg, wenn sie täglich stundenlangern Gefechten ausgesetzt sind und miterleben müssen, wie Kameraden schwer verwundet oder sogar getötet werden. Insofern müssen wir kriegsähnliche Szenarien auch deutlich als Krieg bezeichnen.

Leser123: Herr Robbe, schön, dass Sie hier sind. habe Sie als Soldat im Einsatz in MeS gesehen. ich höre von Kameraden heute, dass sich die Soldaten in KDZ nicht weiter als 6km ausserhalb des feldlagers mehr bewegen können und dass im karfreitag die taliban bereits aufgeklärt waren. warum haben die minienräumer keine schutzkomponente mitbekommen? was verschweigt uns die regierung oder die bw? hätten menschenleben „gerettet“ werden können? kameraden sprechen derzeit davon, dass die kommandeure zu feige seien, truppen aus dem feldlager zu schicken…haben sie davon gehört?

Reinhold Robbe: Zunächst einmal einen ganz herzlichen Gruß an den Kameraden, dem ich begegnet bin. Ich bitte sehr um Verständnis, wenn ich detaillierte Fragen über sensible schutzbedürftige Aspektenicht in der Öffentlichkeit diskutiere, weil dies unter Umständen die Sicherheit unserer Soldatinnen und Soldaten gefährden könnte. ICh werde aber alles in meiner Kraft stehende tun,. um mögliche, notwendige Konsequenzen aus der geschilderten Situation im Rahmen meiner Möglichkeiten zu begleiten.

Fritzchen60 (Gast): Ich war 1999 teil der KFOR First Battle Group, dort war der Begriff „Krieg“ nie ein Problem. Uns haben die Diskussion im Bundestag sehr belastet. Ich finde man sollte die Informationen über Bundeswehr und Einsatz nicht so einstig halten. Ich habe das Gefühl die meisten Politiker haben keine Ahnung. Wie gedenken sie Aufklärung in der Politik zu gestalten?

Berti69 (Gast): Wie können die Soldaten Taliban und Dorfbewohner von einander unterscheiden? Zivile Opfer sind so doch vorprogrammiert.

Reinhold Robbe: Dieses beklagte Informationsdefizit stelle auch ich immer wieder fest. Deshalb brauchen wir in unserer Gesellschaft eine breit angelegte Debatte über die Sicherheitspolitik und über die Frage wofür unsere Bundeswehr in allen Teilen der Welt euingesetzt ist, respektive eingesetzt werden kann.

Reinhold Robbe: Damit wird ein zentrales Problem im Afghanistan-Konflikt angesprochen. Es ist in der Tat so, dass in diesem Konflikt der Gegner nicht erkennbar is. Nicht zuletzt deshalb gibt es bedauerlicher Weise auch immer wieder Opfer in der Zivilbevölkerung. Eine Lösung des Problems besteht langfristig nur darin, dass die Mehrheit der afghanischen Bevölkerung davon überzeugt wird, dass die Taliban keine Perspektive haben dürfen. Und deshalb muss alles daran gesetzt werden die afghanische Armee und die afghanische Polizei in die Lage zu versetzen das Land aus eigener Kraft zu sichern.

Chrissy10: Sie haben die Ausstattung der Bundeswehr in Afghanistan kritisiert. Hätte das nicht zu Ihren Aufgaben gehört, das zu ändern?

Reinhold Robbe: Als Hilfsorgan des Deutschen Bundestages besteht meine Aufgabe darin, die Bundeswehr zu kontrollieren und sicherzustellen, dass die Soldaten zu ihrem Recht kommen. Allerdings verfüge ich über keine exekutiven Rechte und kann auch keine Entscheidungen treffen. Dies obliegt der Bundesregierung. Deshalb kann ich mit meinen Möglichkeiten immer nur auf Defizite und Missstände hinweisen und gleichzeitig auch die berechtigten Forderungen und Wünsche unserer Soldatinnen und Soldaten zu artikulieren.

Anton37 (Gast): in Ihrer Funtion als Wehrbeaufragter, wie schätzen Sie die Stimmung innerhalb der Truppe innerhalb der Bw bzgl. der vorhandenen Aurüstung, aber auch un insbesondere bzgl. der geplanten Ausrüstung in? Ich selbst in eservist der Heeresliegertuppe. Und vertrete selbst die Meinung das die derzeitige Aussattung nsbesondere meiner Truppengattung mit „unzureichend“ wohlwollend umschrieben ist und die geplanten Systeme am Bedarf volkommen vorbeighen! Wie stehen Sie persönlich dazu und wie bewerten Sie die Stimmung in der Truppe diesbezüglich

Reinhold Robbe: Unabhängig von der Tatsache, dass ich nicht davon sprechen würde, die Beschaffung von Material gehe vollkommen am Bedarf vorbei, teile ich die Einschätzung des Fragestellers. Die Bundeswehr ist seit vielen Jahren chronisch unterfinanziert, was die Soldatinnen und Soldaten jeden Tag immer wieder zu spüren bekommen. Deshalb erhoffe ich mir von der neuen Strukturkommission, dass diese fundamentalen Probleme ehrlich und offen analysiert und dannach konkrete Möglichkeiten der Abhilfe indentifiziert werden.

Berlin direkt: Wir kommen nun zur letzten Frage.

Conni83 (Gast): Herr Robbe, Sie hatten die letzten Jahre immer die Hand am Puls der Bw und in ihren Berichten eine Vielzahl unterschiedlicher Mängel aufgelistet. Sind Sie der Auffassung, das die Bw wirklich bereit war / ist einen solchen Einstz durchzustehen? Oder ist das was wir tun den getrübten Einsichten der Politik und einer Lebenslüge geschuldet?

Reinhold Robbe:
Die Soldatinnen und Soldaten unserer Bundeswehr stehen den Aufträgen ihres Dienstherren und den Beschlüssen des Deutschen Bundestages mit Blick auf die Auslandseinsätze ohne EInschränkungen loyal gegenüber. Das darf die politisch Verantwortlichen aber nicht davon abhalten hinsichtlich der Sinnhaftigkeit der Beschlüsse und Entscheidungen auch kritische Fragen zuzulassen. Auch die Soldaten unserer Bundeswehr sind Staatsbürger in Uniform und bewerten die Entscheidungen in dieser Eigenschaft auch durchaus kritisch. Das ist aus meiner Sicht auch ihr gutes Recht. Wichtig ist, dass unsere Gesellschaft erkennt, dass die Soldatinnen und Soldaten deutsche Interessen vertreten und im Auftrage des Deutschen Parlaments Frieden schaffen oder Frieden erhalten und dafür haben die Soldaten mehr menschliche Zuwendung verdient.

Berlin direkt:
Das war´s  für diese Woche. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmern, sowie unserem Chatpartner Reinhold Robbe und wünschen allen noch einen schönen Rest-Sonntag.

Reinhold Robbe:
Vielen Dank für Ihre Fragen und noch einen schönen Abend.

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…wollen wir uns heute drauf einigen, keine politischen oder andere Diskussionen hier zu führen? Einfach aus Respekt vor den Gefallenen und ihren Anghörigen am Tag der Trauerfeier? Wie ich hier im Blog las, ist das in anderen Ländern eine „gute Tradition“. Ich möchte mich dieser gerne anschließen und werde für heute keine weiteren Posts mehr hochladen. Ich zähle auf Ihr Verständnis. Um 13.57 Uhr beginnt PHOENIX mit der Übertragung der Trauerfeier.

Fallschirmjäger Robert H., Stabsgefreiter, (25) – BILD erzählt aus seinem Leben:

Bildquelle: bild.de

Seine Geschichte steht auch für das Schicksal seiner Kameraden, Hauptfeldwebel Nils B. († 35) und Hauptgefreiter Martin A. († 28), ebenfalls Fallschirmjäger des Bataillons 373 aus Seedorf (Niedersachsen). Die drei Männer starben zusammen. Robert H. war ein Sohn aus der Mitte dieses Landes. Geboren in Sachsen, als es die Grenze noch gab. Aufgewachsen im vereinten Deutschland. „Robert war stolz, dass er in einem fremden Land etwas bewegen, etwas verbessern konnte“, sagt seine Familie. „Aber er hatte auch großen Respekt vor dieser Aufgabe. Für uns ist er ein Held.“ Lebensfroh sei er gewesen, aufrichtig, ehrlich, ehrgeizig, sagen die Menschen, die nun um Robert H. trauern. „Er hat unser Leben bereichert. Sein kleiner Bruder hat zu ihm aufgesehen. Uns bleiben nun nur die schönen Erinnerungen und die Fotos, und wir hoffen, dass sein Tod nicht umsonst gewesen ist. Wir hoffen, dass sein Tod manchen Menschen die Augen öffnet, was unsere Soldaten in Afghanistan leisten.“ (mehr auf Bild.de)

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Ein Kommentar für das neue IMS-Magazin von Boris Barschow

Die mediale Wahrnehmung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr ist seit des Tanklaster-Bombardements von Kundus eindeutig grösser geworden. Nichtzuletzt durch die Ereignisse des Karfreitages, bei denen Soldat 37, 38 und 39 gefallen sind, scheint der „Break-even-Point“ eine langsam ansteigenden Wahrnehmungswelle erreicht zu sein. Doch wie an der Börse, kann eine solche Kurve auch wieder fallen.

Wenn man sich durch den Blätterwald und den Fernsehdschungel schlägt, gibt es viele gute Gründe, unsere Soldaten aus Afghanistan abzuziehen: es fallen Staatsbürger in Uniform, die zu schlecht ausgerüstet und ausgebildet seien, die noch nicht einmal wüssten, warum sie eigentlich in Afghanistan seien und die sich nicht in einem Wiederaufbaueinsatz sähen, sondern in einem Krieg.

Die Argumente eines „Für & Wider“ des deutschen Engagements am Hindukusch konterkarieren sich: angeblich sind über 70 Prozent der deutschen Bevölkerung gegen den Afghanistan-Einsatz, andererseits geben nach der jüngsten sozialwissenschaftlichen Studie der Bundeswehr 47 Prozent der Befragten an, noch nie etwas über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr gehört oder gelesen zu haben. Irgendetwas kann in dieser Gleichung nicht stimmen.

Nach meinem ersten ISAF Einsatz 2007 als Reservist, komme ich als Journalist das erste mal ins Grübeln: „Komisch, aus meiner subjektiven Perspektive gestaltet sich das Land nicht so schrecklich und grausam wie es unsere Medien immer vermitteln.“ 2009 nach meinem insgesamt dritten Einsatz stelle ich eine von den Medien prognostizierte Steigerung der Anschläge in Nord-Afghanistan fest. Die Lage ist nicht mehr ruhig und stabil. Im Gegenteil: ich muss sie sogar am eigenen Leib über mich ergehen lassen, als wir 1,5 Stunden gefechtsbereit zusammen mit der QRF im Flughafengebäude von Kundus eine Rundum-Sicherung durchführten, nach dem drei Raketen, eine davon 25 Meter neben uns, einschlugen. 25 Meter in die andere Richtung ein Tanklastzug. Das war knapp und ist eine bleibende Erinnerung.

Trotz dieser persönlichen Erfahrungen ist es meines Erachtens nach ist es nicht richtig, wenn sich die internationale Gemeinschaft nun aus Afghanistan zurückziehen will. Die vergangenen Afghanistan-Konferenz sollte viel Neues und Hoffnungen bringen, doch hat es den Anschein als wolle sich die Staatengemeinschaft ohne Gesichtsverlust aus dem geliebten dunklen Land verabschieden. Eine neue Strategie?! Ein Rückzug wird angekündigt. Ein fataler Fehler. Die Aufständischen können jetzt abwarten – auch darauf, dass dem Westen im Zuge der Finanzkrise offenbar das Geld ausgeht. Oder lastet auf den NATO-Staaten der Erwartungsdruck der Medien nach einer nachvollziehbaren Sinnhafigkeit dieses militärischen Einsatzes, dass ein Rückzug auf Raten die einzig authentische Antwort dafür sein kann?

Warum sind wir in Afghanistan? Um dem Land zu einer eigenen Sicherheit und Stabilität zu verhelfen, damit es seine Geschicke möglichst bald wieder in die eigenen Hände nehmen kann. Dazu gehört der Aufbau eines Sicherheitsapparates: die Ausbildung von afghanischen Polizei- und Militärkräften. Gleichzeitig soll der internationale Terrorismus im Land zerschlagen werden, der seit dem 11. September 2001 die Welt bedroht. So weit so gut. In stoischer Regelmäßigkeit berichten die Medien über all das, was in dieser Mission nicht rund läuft, ohne zu wissen, welche Erfolge am Hindukusch schon erzielt worden sind. Gute Journalisten sollten immer beide Seiten einer Medaille aufzeigen. So haben wir es alle einmal gelernt: ausgewogen und möglichst objektiv berichten. Doch was hierzulande im Mediendschungel passiert, da kann man dem einen oder anderen schon Absicht unterstellen. Wenn nur über Tod und Zerstörung berichtet wird, dann ist das kein realistisches Abbild einer internationalen Mission – auch nicht der deutschen Verantwortung im Regional Command North (RC North). Dass in der Provinz Kundus viele Paschtunen leben, ist bekannt. Jeder Taliban ist ein Paschtune, aber nicht jeder Paschtune ein Taliban. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Kämpfe der Taliban gegen die ansässigen Warlords auch auf die Bundeswehr überspringen. Die Paschtunen verstehen sich dort als ethnische Minderheit, fühlen sich von den anderen Ethnien unterdrückt. Wer Afghanistan beherrschen will, muss auch den Norden des Landes kontrollieren – deshalb siedelte der afghanische König vor über hundert Jahren die Paschtunen in Kundus an. Diese Auswirkungen spüren wir und die Paschtunen bis heute. Jetzt führen die Medien eine Debatte über schlechte Ausbildung von Soldaten und fehlendem Material und ein Untersuchungsausschuss wird eher zu einer parteipolitischen Schlammschlacht als zu einem Aufklärungsorgan, das eigentlich die Umstände dieses Vorfalles untersuchen sollte. Dabei liegen die eigentlichen Probleme dieses Einsatzes doch ganz woanders.

Vergleicht man nun die Anschlagzahlen auf die Bundeswehr im RC North mit den der anderen Regional Commands, kann man behaupten, dass der Norden als so sicher gilt, dass man ihn schon fast an die afghanische Regierung „zurückübertragen“ könnte. Stürzt sich nun die geballte Kraft deutscher Medien auf die verhältnismäßig geringe Anzahl der Anschläge auf die Bundeswehr, wird ein Bild vermittelt, dass so einfach nicht stimmt: Kriegsszenarien und Apokalypse. Kein Wunder, wenn in der Heimat dann eine Ausstiegsdebatte geführt wird. Es gibt so viele Erfolge, die bereits in Afghanistan erreicht worden sind, über die aber niemand berichten möchte. Und schließlich sind wir in diesem Land auch dazu angetreten, den Menschen, den Afghanen, zu helfen. Mitnichten haben wir unsere Zielen bisher erreicht, die wir uns in Afghanistan gesetzt hatten, Das ist noch ein weiter Weg. Doch die Erfolge, die wir bereits hatten, werden nicht in die Waag-Schale der Medien gelegt, um ein authentisches Bild dieses Landes und des Einsatzes zu zeichnen. Die Ring-Road ist fertig – klar: immer noch umgekämpft, weil auch der Gegner sie benutzt und strategisch stören will. Ein Staudammprojekt im Westen des Landes wird mehr Strom bringen. Es gründen sich seit langem erste afghanische Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen und damit Familien ernähren, die nicht mehr als Taliban-Wochenendkämpfer tätig werden müssen. Die Informationsstruktur des Landes verbessert sich immer schneller. Diverse Internetunternehmen ermöglichen einem Großteil der Bevölkerung eine freien Zugang zu Informationsquellen, immer mehr Kinder können die Schule besuchen, lernen lesen und schreiben. Gerade dort liegt die Zukunft des Landes. Es ist (auch) ein Krieg um Bildung in Afghanistan.

Ich habe soviel Afghanen kennengelernt, die Hoffnung in den Westen legen. „Bitte verlasst uns nicht“, schrieb mir einmal ein Afghanen in einem Brief „ohne Euch sind wir verloren.“ Ein Satz, den ich nie wieder vergessen werde.

Nehmen wir heute in der Politik eine bessere Transparenz des Einsatze wahr als es vor einigen Monaten noch der Fall war? Verteidigungsminister zu Guttenberg hat das „K-Wort“ eingeführt., ein Minister, ein General und ein Staatsekretär sind zurückgetreten. Die Zeitungen und Bildschirme sind „voll“ mit Geschichten über die Truppe in Afghanistan. Plötzlich sind Stories über den „Landser“ möglich, Gesichter und Namen werden gezeigt, kritische Debatten über Materialmängel und schlechte Soldatenausbildung dominieren die Berichterstattung. Alles nicht neu. Und all das war vor Jahren schon so. Doch damals hat es offenbar niemanden interessiert. Heute sehen wir preiverdächtige Dokumentationen wie z.B. „Die Afghanistan Lüge“, lesen über das „Kundus Syndrom“ und eine Trauerfeier wird erstmals seit dem Busattentat 2003 wieder live im Fernsehen übertragen. Wenn es diese Berichterstatter mit ihren Beiträgen „ernst“ meinen, warum haben sie mit diesen Geschichten nichts schon viel früher begonnen?

Haben wir nun nach dem Karfreitag den „Break-even-Point“ wider des gesellschaftspolitischen Desinteresses erreicht? Ein Soldat der Bundeswehr-Universität wollte neulich von mir wissen, ob sich nun die öffentliche Wahrnehmung dieses Einsatzes endlich ändere. Solange Fernsehen und Verlage ihre Angebote durch quotenunterstütztes Denken fernsteuern lassen, wird sich nicht viel verändern. Dass eine Kanzlerin sich von ihren politischen Berater zur Teilnahme an der Trauerfeier überreden lassen musste, spricht Bände. Afghanistan, Wiederaufbau des Landes und Krieg sind in Deutschland noch nicht wirklich angekommen. Wir alle haben eine Verantwortung. Sowohl als Wähler als auch als Staatsbürger in Uniform.

Der Afghanistan-Einsatz hat etwas mit Aufmerksamkeit zu tun: den Menschen des Landes gegenüber einerseits und den deutschen Soldaten und ihren Angehörigen gegenüber andererseits. Und wir dürfen nicht vergessen: 41 andere ISAF Nationen haben durchaus höhere Verluste erlitten als Deutschland. Ein Soldat weiß, dass sein Beruf im Ernstfalle kein Zuckerschlecken bedeutet. Nur sollten wir alle ehrlich mit den Realitäten eines solchen Einsatzes umgehen: als Wähler, als Politiker und als Journalisten. Mehr Transparenz, damit sich jeder eine eigene Meinung bilden kann. Vielleicht erhält sich dann die Wahrnehmungswelle, wenn wir unser Interesse investieren wie ein Fondmanager seine Anteile an der Börse.

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Neuer Rekord…

Wir sind momentan am 07.04.10 um 00:26 Uhr auf Platz 10 der WordPress Blogcharts DEUTSCHLAND. Der bisher beste Platz. Ein Indiz dafür, dass das Interesse am Thema steigt, wenn auch das Ereignis dafür am letzten Karfreitag schrecklich genug war. Ich hoffe, die vielen neuen Leser und Kommentatoren bleiben am Ball und verlassen uns nicht gleich wieder, wenn der politische Alltag der Parteien in Berlin beginnt und die Debatte um den letzten Vorfall wieder abebbt. Mich fragte heute ein Soldat nach meiner persönlichen Einschätzung, ob die mediale Aufmerksamkeit zum Thema Bundeswehr/Afghanistan jetzt endlich da angekommen ist, wo wir sie uns vor Jahren schon gewünscht haben. „Ich hoffe, es“, entgegnete ich ihm, „aber ich befürchte, dass das noch ein Weilchen dauern wird.“ Der Grund: die gesellschaftspolitischen Befindlichkeiten ändern sich nicht innerhalb von ein paar Tagen – schon gar nicht bei manchen Medien. Irgendetwas anderes quotentechnisches wird sich die nächsten Tagen schon noch finden. Zur Not tut´s  ja auch der Kachelmann. Versprechen Sie mir bitte eines: machen Sie bitte weiter so hier. Ich bemühe mich um ausgewogene Themenauswahl und Sie machen mit Ihren Kommentaren das Blog weiter zu dem, was es ist. „Die zur Zeit einzige Plattform in Deutschlands, auf der so seriös und sachlich diskutiert werden kann“, sagte der Soldat heute zu mir. Dafür meinen Dank an ihn und an Sie.

Und zum Schluss hätte ich eine kleine Bitte an alle Soldaten und sicherheitspolitischen Kennern. Bitte bemühen Sie sich die BW-Abkürzungen auszuschreiben, wenn es geht. Nicht jeder kennt die BW-Kurzsprache, auch ich muss manchmal grübeln, was welches Kürzel bedeutet. Wenn Sie sich da bemühten, täten Sie vielen anderen Lesern eine Freude bereiten und mancher Kommentar wird dann verständlicher. Danke. Bis morgen.

Herzlichst

Ihr
Boris Barschow

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Youtube entwickelt sich zu einem wahren Fundus an Perspektiven und verschiedenen Blickwinkeln zum Thema Afghanistan. Dieser Film spiegelt auch viele unserer Debatten hier im Blog. Ob dieser Autor Soldat ist, kann ich nicht sagen…einfach mal gucken…

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von Christian Nitsche – blog.tagesschau.de

Als in Kundus die Helikopter mit ihren toten Kameraden abheben, fließen die Tränen. Kameras aus, heißt es vom Pressestab. Es sind Bilder, die man ungern zeigt, auch aus Rücksicht auf die Soldaten. Und doch sind es Bilder, die die Geschichte von Soldaten erzählen, die sich plötzlich ganz machtlos fühlen, trotz ihrer Waffen. Alles Militärische fällt von ihnen in diesem Moment ab.

Die Sinnfrage – warum – steht in ihren Gesichtern geschrieben. Drei mussten sterben, 25, 28 und 35 Jahre alt. Bei einem Hinterhalt der Taliban. Die Augen sind gerötet. Es wird eine Geschichte erzählt, die Hilflosigkeit ausdrückt. Sie kamen, um Minen zu räumen. Vom Straßenrand winken noch Einheimische, machen Victory-Zeichen. Ein gutes Zeichen, wenn den Soldaten zu gewunken wird, hatten deutsche Soldaten Tage zuvor in Faizabad den Journalisten noch erzählt. Aber das hier ist Kundus, und hier gibt man spätestens seit Karfreitag nichts mehr auf winkende Menschen. Einen der freundlichen Männer vom Straßenrand haben Soldaten später auf einem Foto identifiziert: Er posiert neben einem ausgebrannten Bundeswehr-Fahrzeug am Ort der Gefechte.

Ein Hinterhalt – fünf Stunden Gefechte

Die winkende Gruppe war Teil einer Strategie, sind sich deutsche Soldaten sicher. Möglicherweise ein Vorposten der Taliban, der die Ankunft des Minenräum-Kommandos weitermeldet. Als dieses seine Arbeit beginnt, fallen Schüsse. Drei Soldaten werden schwer verletzt – später erliegen sie ihren Verletzungen. Ein fünfstündiges Gefecht beginnt.

Die Taliban haben sich lange vorbereitet, sind zunächst taktisch überlegen. Als ein Dingo-Panzerwagen den angegriffenen Minenräumern zur Hilfe eilen will, wird er in die Luft gesprengt. Genau an einem Engpass hatten die Taliban eine Mine vergraben. Es muss sich um eine ferngezündete Bombe gehandelt haben, denn andere Fahrzeuge hatten zuvor die Passage problemlos passiert. Jetzt versperrt ein verbeulter Dingo den Weg für weitere Truppenteile. Und im Dingo warten Verletzte auf Hilfe.

Die Munition geht aus

Das Minenräumkommando muss zunächst alleine zu Recht kommen. Auch ein Rettungshelikopter muss unter Beschuss abdrehen und landet entfernt. Ausreichend Munition hätte der Zug mit den Minenräumern eigentlich gehabt, wenn das Gefecht nicht so lange gedauert hätte. Doch irgendwann ist die großkalibrige Munition fast verbraucht. Was bleibt sind Pistolen – gegen Aufständische mit Panzerfäusten. Alle Toten und Verletzten stammen aus diesem Zug. Auf sie hatten die Taliban es abgesehen. Diesen Zug aufzureiben, das war offenbar das Ziel. Und sie funktionierte. Irgendwann können sich die Soldaten aus diesem Zug nicht mehr wehren. Nachrückende Truppenteile versuchen sie herauszuboxen. Zu spät, Verletzte sterben. (weiter auf blog.tagesschau.de)

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"Wieviele Gesichter hat der Krieg?", Kristin Dembny, Öl auf Leinwand, ca 60 x 60 cm (im auf Keilrahmen gespannten Zustand)

Kristin Dembny, Malerin aus Düsseldorf, mailte mir heute ihr jüngstes Werk Wieviele Gesichter hat der Krieg? Frau Dembny verfolgt das Afghanistanblog seit Monaten. Das Ergebnis ihrer Lektüre sehen Sie hier. „Krieg ist pietätlos“, sagt die Preisträgerin des Kaiserswerther Kunstreises 2006. „Immer wieder fragte ich mich, wie ich helfen kann, diesem schwierigen Thema mehr Aufmerksamkeit zu verleihen, mit dem sich die Gesellschaft nicht auseinandersetzen will – schließlich sterben in Afghanistan  Soldaten und Zivilisten. Dass das niemand hören will, vorallem die Politik, ist mir klar. Doch müssen wir uns nicht den Realitäten stellen?“, fragt sich die gebürtige Dresdnerin. Dsehalb stellt die Künstlerin ihr jüngstes Werk gerade im Afghanistanblog aus und möchte es hier versteigern. 50% des ersteigerten Geldes soll an die Hilfsorganisation www.aktion-cash.de gehen. Das Mindestgebot liegt bei 100 Euro. Mailen Sie Ihre Gebote an info@boris-barschow.de. Jedes Tageshöchstgebot werde ich hier in diesem Thread in den Kommentaren veröffentlichen. Das Originalbild können Sie im Atelier von Kristin Dembny in Düsseldorf besichtigen: Herrmannstr. 22A – Ackerstr. 164 D – 40233 DÜSSELDORF/ Flingern-Nord Fon: +49-173-7203330 Auktionsende ist der 5. Mai 2010. Mehr über die nächste Ausstellung von Kristin Dembny am 16. April finden Sie hier. Natürlich werde ich über die Übergabe des Bildes nach Auktionsschluss hier berichten und den oder die Ersteigerin über die persönliche Motivation, das Bild zu kaufen, interviewen.

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…hier ist es nun: das Foto, das mir zugemailt wurde. Im vorherigen Post wollte ich von Ihnen wissen, ob Sie es sehen wollen, weil es provozierend ist (?),  falsch verstanden werden kann – es ist die Fotomontage eines Soldaten. Spricht es Bände, ist es überzogen oder ein einseitiger Blickwinkel eines jemanden, der sich unverstanden fühlt, weil er als Staatsbürger in Uniform unserem Land dient? Jetzt sind Sie dran: „Feuer“ frei…


Auf dem Originalbild ist natürlich die amerikanische Flagge zu sehen. Am 23.2.1945 hissen US-Soldaten das Sternenbanner auf der umkämpften Pazifikinsel Iwo Jima…

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