Bekanntgabe des neuen offiziellen Wahlergebnisses schon wieder verschoben:
Die Lage hat sich weiter zugespitzt, weil Präsident Hamid Karsai sich nach Angaben aus diplomatischen Kreisen gegen die Bekanntgabe eines amtlichen Endergebnisses wehrt, demzufolge er keine absolute Mehrheit mehr hätte. Der französische Außenminister Bernard Kouchner forderte am Sonntag nach Gesprächen mit Karsai und Herausforderer Abdullah Abdullah in Kabul, beide Kontrahenten müssten ein Wahlergebnis akzeptieren, das den von der UN-unterstützten Beschwerdekommission festgestellten Betrug berücksichtige.
Ein westlicher Diplomat, der ungenannt bleiben wollte, sagte am Sonntag, Karsai wolle den Wahlbetrug «absolut nicht wahrhaben». Der Präsident räume zwar Betrug ein, den er aber nicht veranlasst habe und der nicht ein Ausmaß gehabt habe, dass er unter die 50-Prozent-Marke falle. Der Diplomat betonte, eine Stichwahl sei aus Sicherheits- und logistischen Gründen „keine machbare Option“, berichtet ZEIT.de

Wahlen...und dann?
Wann das offizielle Endergebnis der Präsidentschaftswahl verkündet werden soll, blieb am Wochenende offen. Die Unabhängige Wahlkommission, die als Karsai-freundlich gilt, und die von der UNO unterstützte Beschwerdekommission (ECC) stritten nach Angaben von Regierungsvertretern weiter darüber, ob eine Stichwahl abgehalten werden soll. Karsai hatte bei der Abstimmung nach vorläufigen Ergebnissen rund 55 Prozent der Stimmen erzielt, der frühere Außenminister Abdullah rund 28 Prozent. EU-Beobachter stufen jedoch jede vierte abgegebene Stimme wegen Betrugsvorwürfen als „verdächtig“ ein. (mehr bei AFP)
Einheitsregierung?
Ein Vertreter von Karsais Wahlkampfteam, der Abgeordnete Mohin Murstal, bestätigte den internationalen Druck zur Bildung einer Einheitsregierung. „Sie wollen, dass wir eine starke Regierung bilden, eine Koalitionsregierung.“ Murstal und ein Sprecher von Karsais Team, Wahid Omar, betonten jedoch, der Präsident werde sich vor der Bekanntgabe des amtlichen Endergebnisses auf keinerlei Handel einlassen, schreibt der FOCUS.

Foto: Boris Barschow
„Alle guten Dinge sind drei“, muß sich (noch) Präsident Karsai wohl am 20. August diesen Jahres gedacht haben als er seinen Wahlzettel in die Urne geschoben hat. Von diesem Auszählungsdebakel hat er wohl in seinen kühnsten Träumen nicht geträumt. Einerseits ist dieses ein gutes Zeichen dafür, dass Wahlbetrug von den Wahlbeobachtungsgremien und Beschwerdekommissionen nicht geduldet werden, andererseits ist dies aber auch ein Desaster – denn: wie geht es nun weiter? Verliert der Westen an Glaubwürdigkeit n der afghanischen Bevölkerung? Ist der allheilbringende Demokratisierungsversuch Afghanistans gescheitert? Verhärten sich nun die innen- und sicherheitspolitischen Fronten am Hindukusch? Wer profitiert von diesem Wirrwarr? Taliban- und Al Kaida-Marketingstrategen freuen sich bestimmt – das Auszählungsdebakel passt gut ins eigene Propaganda-Konzept! Die wichtigste Frage: wer hat bei dieser Wahl eigentlich versagt? Der afghanische Verwaltungsapperat oder die internationale Gemeinschaft, die immer noch nicht ausreichend genügend afghanische Sicherheitskräfte ausgebildet hat, um beispielsweise Wahllokale abzusichern? Was soll bei einem zweiten Wahlgang eigentlich anders werden als am 20. August? Wer garantiert dafür, dass dieses mal keine gefälschten Stimmzettel in den Umlauf geraten? Mir fielen noch einige dazu Fragen ein. Nächste Woche treffen sich nun die EU-Verteidigungsminister in Bratislava, um die von ISAF Kommandeur McChrystal geforderte Truppenverstärkung der NATO-Truppen zu debattieren. In einigen Ländern wird nun schon eine Rückzugsdebatte geführt. Derweil meldet Foxnews, dass Präsident Obama erst über eine Truppenverstärkung entscheiden wird, sobald das Wahldilemma in Afghanistan gelöst wurde. Also was denn nun…?
Sehr geehrter Herr Barschow,
ich beglückwünsche Sie zu dem Foto, mit dem sie die Nachricht illustriert haben. Ich gehe davon aus, dass das Bild von ihrem privaten Fundus stammt.
Auch hier muss man bestätigen, Kompetenz zu einem Thema kann man durch nichts Anderes ersetzen….
Gruß Georg
Mir kommen einige Diskussionen zum Thema Afghanistan etwas merkwürdig vor, wenn man Fakten wie die Staatskorruption, die enge Verknüpfungen des ‚System Karsai‘ mit Gebietsfürsten, früheren Warlords, sowie mit halbkriminellen und kriminellen Kreisen, dem Drogen- und Menschenhandel berücksichtigt. Und vor diesem Hintergrund wurden mit viel Propagandaaufwand Wahlen abgehalten, organisiert von einer Verwaltung des Herrn Karsai und dessen Familienclan, der mit Hilfe des Halbbruders Ahmed Wali Karsai auch über einige Tonnen Rohopium verfügt, und sich über das Fälschen von einigen hundertausend oder Millionen Stimmen nicht großartig den Kopf zerbricht. Afghanen, deren Heldenmut der Wahlbeteiligung in der Presse gelobt wurde, sahen es mit eigenen Augen, wie ihre Wahlzettel zerrissen und vorbereitete Karsai-Stimmen in dicken Packen in die Wahlurnen gestopft wurden. Besser kann man eine Farce nicht inszenieren, wenn man sie überhaupt nicht mehr verdeckt, sondern in derartig offener Willkür zelebriert. Und die ständig wachsenden Erfolge der Taliban sind doch nicht unerklärliche Phänomene, sondern Folgen des Staatssystems der Korruption und der organisierten Ausplünderung der Bevölkerung durch Behörden und Polizei, die aber, so das neueste Konzept unserer Politiker, gefördert, ausgebildet und besser ausgestattet werden soll, beispielsweise mit deutschen Handfeuerwaffen. Man stattet also eine korrupte Organisation mit Waffen aus, nennt das einen Erfolg, und findet die Waffen dann auf den Schwarzmärkten Kabuls. Ebenfalls eine Farce. Und es stimmt so gut wie nichts mehr in Afghanistan, in keiner Hinsicht, zumindest aus der Sicht des Westens, aufgrund der völlig falschen, aber bequemen Verschwisterung mit halbkriminellen und kriminellen Strukturen der Staatsherrschaft Karsais. Nur wenige, wie Peter Galbraith, gefeuerter UNO-Vize-Sondergesandte für Afghanistan, haben überhaupt den Mut, Wahrheiten auszusprechen auch hinsichtlich des massiven Wahlbetruges. Deutsche Politiker leider nicht.
Die Überlegungen des Präsidenten der USA über eine Truppenverstärkung erst nach der Stichwahl zu entscheiden, finde ich eine gute Entscheidung.
Sollte widererwarten die Annahme der gefälschten Stimmzettel im Raume stehen und Herr Präsident Karsai , über seine Mittelsmänner die Hände im Spiel haben, ist das Vertrauen der US-Regierung , in Herrn Karsai und seiner Regierung, sehr beschädigt.
Möglicherweise zieht der US-Präsident dann, schrittweise , seine Soldaten aus diesem Lande ab.
Mag recht blauäugig klingen, aber angekündigt wurde es ja schon von Herrn Obama.
Denn irgendwann muß er sein : “ yes we can „, in die Tat umsetzen. Hier wäre die erste , gute Möglichkeit dazu.
Gisela L.
Jedenfalls soll nun zunächst einmal laut Presseberichten das amtliche Endergebnis von der Unabhängigen Wahlkommission (IEC) verkündet werden, die diesbezüglich allerdings von Herrn Karsai angewiesen sein soll, kein Ergebnis unter 50% für Herrn Karsai zu bestätigen. Das berichtet zumindest Frau Möllhof bei RP Online http://nachrichten.rp-online.de/article/politik/Uno-Karsai-Stimmen-ungueltig/55668 Die Unabhängige Wahlkommission besteht aus Anhängern Karsais – aber wen wundert das?
Lasst die Jungen Afghanen regieren, denn die haben Nationalstolz und empfinden Liebe für ihr Land und ihre Mitbürger. Schmeißt die alten „Politiker“ raus und lasst die junge Generation ran.
Wie kann man sein geliebtes Land so sehr betrügen, wie es einige der korrupten Menschen tun.
Wie kann man sich zum Ismal bekehren und dabei handel mit Drogen ausführen.